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Derby unter Freunden: Dresden und Zwickau sind "Eene Bande"

Einst Konkurrenten in der DDR-Oberliga, verbindet Dynamo Dresden und den FSV Zwickau heute eine intensive Freundschaft, die einst durch die beiden Ultra-Gruppierungen der beiden Vereine begründet wurde.

Von Jens Maßlich und Sebastian Wutzler, dpa 19.10.2020, 08:39

Dresden/Zwickau (dpa) - Die große Party muss verschoben werden. Denn die aktuelle Corona-Lage verhindert, dass die Fans von Dynamo Dresden und dem FSV Zwickau am Dienstag (19.00 Uhr) ein gemeinsames Fußballfest feiern können. Erneut werden wohl nur 999 Zuschauer das Spiel der beiden Fußball-Drittligisten im Rudolf-Harbig-Stadion verfolgen können.

Beide Vereine verbindet eine langjährige Freundschaft, die einst von den beiden Ultra-Gruppierungen "Red Kaos" und "Ultras Dynamo" begründet wurde. "Eene Bande" bezeichnet ihre Verbindung im besten sächsisch. Wie diese zustande kam, erzählen einige Vertreter in einem Video-Tagebuch des FSV Zwickau während der virtuellen Sonderzug-Aktion.

Im Mai sammelte der Verein Geld, um die Corona-Krise zu meistern und kulturelle Einrichtungen zu unterstützen. Genau 75 180 Passagiere begleiteten den FSV durch die fünf Jahrzehnte seines Bestehens, viele stiegen beim "zweiten Halt" in Dresden dazu. Daher widmete der FSV diesen Teil seines Tagebuchs der Fanfreundschaft zwischen beiden Clubs.

Ihren Anfang soll die Fanfreundschaft im April 2001 bei der Partie der Oberliga Nordost zwischen Dynamo Dresden gegen Lok Leipzig genommen haben, bei der sich etwa 20 Zwickauer Fans im Dresdner Fanblock aufhielten. Einige Mitglieder der jeweiligen Fan-Gruppen seien sich anschließend wiederholt über den Weg gelaufen und hätten festgestellt, "dass 'die anderen' auf einer Wellenlänge liegen", schreiben die Dresdner Ultras auf ihrer Homepage. Nach einigen gegenseitigen Spielbesuchen und gemeinsamen Partys sei die offizielle Freundschaft zwischen den beiden Ultra-Gruppierungen besiegelt worden.

"Es war nicht Liebe auf den ersten Blick, sondern Skepsis vorhanden", gab ein Dresdner Anhänger zu. Zwickau war für die Dynamo-Anhänger ein klassischer Rivale aus der DDR-Oberliga, deren Fangruppierungen in der Regel auch heute noch eine offene Abneigung verbindet. Erschwerend kam hinzu, dass Vereine wie Dynamo Dresden, das einst aus der SG Volkspolizei Dresden hervorging, zu DDR-Zeiten meist mit dem Staatsapparat verknüpft wurden. Arbeitervereine, wie die BSG Sachsenring Zwickau, die sich rund um Großbetriebe bildeten, standen dem entgegen. Umso größer war die Freude bei den Westsachsen über den Sieg im FDGB-Pokalfinale 1975 gegen die klar favorisierten Dresdner.

Was einst als reine Ultra-Freundschaft begann, ist heute eine enge Verbindung zwischen beiden Vereinen, die ihren Ausdruck nicht nur in losen Freundschaftsbekundungen findet. Im November 2013 unterzeichneten der damalige Zweitligist Dresden und Regionalligist Zwickau einen Kooperationsvertrag für eine intensive Zusammenarbeit im Nachwuchsbereich. Im Mittelpunkt stand dabei der Austausch von Talenten sowie eine enge Zusammenarbeit im Bereich Scouting. Zudem wurden gemeinsame Trainerweiterbildungen, Testspiele zwischen den Nachwuchsmannschaften sowie eine intensive Image- und Fanarbeit in den Regionen vereinbart. Der Vertrag existiert heute zwar noch, wurde zuletzt aber kaum mehr mit Leben erfüllt. Dem guten Verhältnis zwischen beiden Clubs tut das aber keinen Abbruch.

Am 26. März 2017 trat Dynamo beim insolvenzgefährdeten FSV zu einem Benefizspiel unter dem Motto "Freunde helfen Freunden" an, das Dresden vor 10 134 Zuschauern mit 1:0 gewann. So endete auch das bisher letzte Aufeinandertreffen beider Teams. Anfang Januar trafen beide Clubs erneut in Zwickau anlässlich des 30. Geburtstags der Westsachsen unter dem Motto "Zum Geburtstag zu Gast bei Freunden" aufeinander.

Zwickau-Fans sammelten im Rahmen der "Soko Dynamo" Spendengelder in Höhe von 10 000 Euro, um ihre Kameraden in der juristischen Auseinandersetzung im Rahmen der Ausschreitungen in Karlsruhe im Mai 2017 zu unterstützen.

Einer, der beide Vereine gut kennt, ist Dynamo-Kapitän Sebastian Mai. "Mit dem FSV Zwickau verbinde ich zwei unfassbar schöne Jahre, die ich nie vergessen werde", sagte der 26-Jährige nach dem 1:0-Erfolg am Samstag beim VfB Lübeck. Der Innenverteidiger, der zwischen 2014 und 2016 das FSV-Trikot trug, erwartet ein "Kampfspiel".

Nicht nur Mai weiß, dass die Freundschaft am Dienstag für 90 Minuten ruhen muss. "Es ist ein wichtiges Spiel für die Region. Für uns geht es darum, wertvolle Punkte zu sammeln. Die Art und Weise gibt uns Mut, sogar aus Dresden etwas mitzunehmen", sagte FSV-Trainer Joe Enochs nach der unnötigen 1:2-Heimniederlage gegen Uerdingen. Auswärts sind die Zwickauer in dieser Saison zudem noch ungeschlagen.

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