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Erntehalbzeit: Landwirte wegen Dürre und Corona angespannt

Ob zu Sauce Hollandaise oder als Cremesuppe - Spargelgerichte stehen von März bis Juni auf vielen Esstischen. In diesem Jahr ist die Ernte coronabedingt komplizierter. Aber es gibt auch gute Nachrichten.

10.05.2020, 08:54

Genthin (dpa/sa) - Die Spargelbauern in Sachsen-Anhalt blicken besorgt auf ihre bisherige Saison. "Wir können noch nicht sagen, wie viel es am Ende wird", sagte der Sprecher des Verbands der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer, Henning Hoffheinz, in Genthin. Es zeichne sich aber ab, dass in diesem Jahr Spargel auf den Feldern stehen bleibe. Der Grund: fehlende Saisonkräfte. Zudem bereiteten trockene März und Aprilwochen den Bauern sorgen.

Bereits Anfang März wurden in Sachsen-Anhalt die ersten Stangen aus dem Boden geholt. Die aufkommende Corona-Krise habe viele Landwirte hart getroffen, sagte Hoffheinz. Ende März gab es zwischenzeitlich ein Einreiseverbot für ausländische Saisonkräfte, später wurde es gelockert. In einigen Betrieben arbeiteten derzeit nur fünf Prozent der notwendigen Helfer, in anderen immerhin 80 Prozent des geplanten Personals, erklärte Hoffheinz. Viele potenzielle Erntehelfer seien in der Heimat geblieben - auch weil in ihren Heimatländer noch striktere Coronaregeln als in Deutschland gelten würden.

Auch die für die Einreise und Unterbringung hierzulande geltenden Vorgaben seien "für jeden Betrieb ein ungewohnter Kraftakt", sagte der Sprecher des Landesbauernverbands, Erik Hecht, in Magdeburg. Die Landwirte müssten die Einreise selbst organisieren. Für die eingereisten Arbeiter gilt faktisch eine 14-tägige Quarantäne.

In dieser Zeit dürfen sie den Angaben nach zwar arbeiten, aber nur getrennt von den bereits vorhandenen Arbeitskräften. Auch bei der Übernachtung braucht es nun mehr Platz. "Für die Betriebe entstehen dadurch jedoch schnell erhebliche Mehrkosten", so Hecht. Die Betriebe müssen die Einreise selbst organisieren. Den Vorgaben gemäß wurden für April und Mai je 40 000 ausländische Saisonkräfte in Deutschland zugelassen.

Trotz intensiver Bemühungen Saisonkräfte in der Region zu finden, habe es nur wenige Rückmeldungen von Einheimischen gegeben. "Für den Verkauf gab es viele Interessenten", sagte Hoffheinz. Auf den Feldern wollte fast niemand arbeiten. Das Stangengemüse werde traditionell bis zum 24. Juni geerntet.

Die Verbraucher spürten am Ende preislich jedoch kaum Unterschiede zu den Vorjahren. Im Einzelhandel koste ein Kilogramm rund 10 Euro, die erstklassige Ware im Direktverkauf sei für 11 bis 13 Euro zu bekommen, erklärte Hoffheinz. Dennoch: "Der Spargelpreis steht unter Spannung", sagte Hecht. Auf der einen Seite würden die Erzeugerkosten durch die Mehrkosten bei den Saisonkräften steigen. Auf der anderen Seite sei der Absatz eingeschränkt, da die Gastronomie als Abnehmer fast komplett fehle.

Dennoch gibt es auch gute Nachrichten: Die Qualität des Spargels ist laut Landesbauernverband in diesem Jahr gut. Jedoch wachse wegen der Trockenheit in den März- und Aprilwochen weniger Spargel, erklärte Hecht. Zudem würden die Erddämme, in denen der Spargel stecke, bei langanhaltender Trockenheit auseinanderbröseln.

In Sachsen-Anhalt werden laut Agrarministerium etwa 1,2 Millionen Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt. Der Großteil ist Ackerland. Etwa 1600 Hektar stehen für Obst zur Verfügung. Zu den am häufigsten angebauten Früchten gehören Äpfel, Süß- und Sauerkirschen, Erdbeeren, Birnen und Pflaumen.