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Kurze Frist: Hebammenfonds minimal genutzt

Die hohen Beiträge für die Haftpflicht machen den Hebammen seit Jahren zu schaffen. Dabei wird der Berufsnachwuchs dringend gebraucht. Das Land brachte Hilfe auf den Weg. Ist sie angekommen?

14.01.2020, 04:43
Julian Stratenschulte
Julian Stratenschulte dpa

Magdeburg (dpa/sa) - Ein vom Land aufgelegtes Programm für freiberufliche Hebammen und Geburtshelfer, die in den Beruf einsteigen oder zurückkehren, ist nur einmal genutzt worden. Nach dem Start im November sei ein Antrag einer Hebamme eingegangen, teilte das Sozialministerium in Magdeburg auf Nachfrage mit. Der Antrag sei bewilligt, das Geld aber noch nicht ausgezahlt worden. Die Förderung sieht eine Anschubfinanzierung des Haftpflichtversicherungsbeitrages in Höhe von 5000 Euro vor und muss nicht zurückgezahlt werden.

Für die Antragstellung blieb Interessierten nur wenig Zeit. Die Fördergrundsätze waren Anfang November veröffentlicht worden, der Antrag Mitte des Monats. Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hatte erklärt, die Antragstellerinnen müssten sich beeilen.

Die Vorsitzende des Hebammenverbandes Sachsen-Anhalt, Petra Chluppka, sagte: "Die Idee ist gut, die Umsetzung ist daneben gegangen." Die kurze Frist für die Antragstellerinnen passe nicht zur Praxis: Da habe eine neue Freiberuflerin nicht gleich eine Geburt, sondern begleite die Frauen zunächst über mehrere Monate. Die quartalsweise Versicherung schließe sie in der Regel erst später ab.

Chluppka wünscht sich, dass der Fonds weitergeführt wird und ein größeres Spektrum abdeckt. Vorschläge der Hebammen sind etwa Coachings für Hebammenschülerinnen und Klinik-Teams, um zu unterstützen und zu stärken. Zudem könnte Hebammen bei der gemeinsamen Nutzung von Räumen geholfen werden. Chluppka betonte: "Es geht nicht nur ums Geld", es gehe auch um die Arbeitsbedingungen. In dem Verband sind 340 Hebammen und Hebammenschülerinnen organisiert.

Die Fortsetzung des Programms kann laut Ministerium nicht nahtlos im Jahr 2020 erfolgen, weil noch über den Doppelhaushalt 2020/21 verhandelt werde. Eine Fortsetzung sei aber vorgesehen.

Die Linken-Landtagsabgeordnete Dagmar Zoschke kritisierte, dass die Förderrichtlinie deutlich zu spät gekommen sei. Zudem habe es quasi keine Öffentlichkeitsarbeit gegeben. Dabei hätten Hebammen und Hebammenschülerinnen den Fonds vorab sehr begrüßt. "Wir plädieren dafür, dass der Hebammenfonds mehr Aufmerksamkeit bekommt als bisher", so Zoschke.

Infos der Investionsbank Sachsen-Anhalt zur Hebammenförderung

Pressemitteilung des Sozialministeriums zum Hebammenfonds vom 1.11.2019