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NordLB: Verträge zu Jobabbau fertig

Nach der Rettung Ende 2019 setzt das Corona-Jahr 2020 die NordLB unter Druck. Die Verträge zum umstrittenen Stellenabbau sind nun komplett geschlossen. Zugleich bleibt die Vorsorge für Kreditausfälle hoch - ihre alten Schiffspapiere will die Bank bald ganz los sein.

18.12.2020, 13:29
Julian Stratenschulte
Julian Stratenschulte dpa

Hannover (dpa) - Die NordLB hat kurz vor dem Jahresende mit den betroffenen Beschäftigten alle Verträge zum Stellenabbau geschlossen und zeigt sich optimistisch, die Corona-Risiken 2021 unter Kontrolle halten zu können. "Das ist jetzt fest vertraglich vereinbart, alles auf freiwilliger Basis, so dass man auch da einen Haken machen kann", sagte Vorstandschef Thomas Bürkle am Freitag zur Umsetzung der geplanten Jobkürzungen. "Die Menschen werden bis Ende 2023 die Bank verlassen. Diese Restrukturierungsmaßnahmen sind voll bearbeitet."

Das Institut will sein Personal auf 2800 Mitarbeiter fast halbieren. Dies ist Teil eines Spar- und Umbauprogramms, mit dem die NordLB nach der staatlichen Rettung Ende 2019 wettbewerbsfähiger werden und die Kosten um 40 Prozent drücken soll. Dazu gehört auch der weitere Abbau der Altlasten aus faulen Schiffskrediten. Dieser sei 2020 "deutlich fortgesetzt" worden, berichtete Bürkle. "Von einem 20-Milliarden-Portfolio in der Spitze sind wir jetzt bei 2,9 Milliarden Euro" - das entspreche in etwa noch 360 Schiffen. "Da kann ich sagen: volle Planerfüllung trotz Corona." Neugeschäft gebe es hier nicht mehr: "Ende 2021 müssten wir weitgehend durch sein."

Viel Geld fließt gleichzeitig in den Aufbau eines neuen IT-Systems. "Wir haben jetzt das Go bekommen", sagte Bürkle - die Investitionen beliefen sich auf rund 300 Millionen Euro.

Das zu Ende gehende Jahr war für die NordLB wegen der erhöhten Risikovorsorge infolge der Pandemie schwierig. Zum Ende des dritten Quartals hatte die Bank die Absicherung für wackelnde Kredite auf 275 Millionen Euro erhöht - zum Vorjahreszeitpunkt waren es nur 4 Millionen Euro gewesen. Im vierten Quartal sei das Polster weiter vergrößert worden, sagte der Vorstandschef - konkrete Zahlen nannte er nicht. "2021 wird noch einiges passieren, da wollen wir voll gerüstet sein." Die Bank hatte daher schon Ende November angekündigt, dass das Geschäftsjahr 2020 mit einem Verlust enden wird. In den ersten neun Monaten betrug das Minus rund 74 Millionen Euro.

"Operativ sind wir aber sehr ordentlich unterwegs, trotz Corona", meinte Bürkle. Für eine Prognose zu 2021 sei es noch zu früh. Auch die Flugzeugfinanzierung ist wegen großer Probleme der Luftverkehrs- und Tourismusbranche unter Druck. Der NordLB-Chef wies darauf hin, dass über die Hälfte des Engagements von etwa 4 Milliarden Euro hier durch Garantien und Verbriefungen "abgeschirmt" sei. Aber: "Ein beträchtlicher Teil der Vorsorge wird in diesem Segment anfallen."

Noch wichtiger als bisher sollen Projekte bei erneuerbaren Energien werden. So habe die NordLB zuletzt etwa den größten Solarpark Australiens finanziert. Bürkle erklärte, auch die Windkraftsparte bleibe zentral: "Die Erneuerbaren sind für uns ein ganz wichtiges Geschäftsfeld." Die Auslandsniederlassungen New York, London und Singapur befassten sich zu großen Teilen mit solchen Vorhaben.

Daheim wurde die deutsche Hypothekenbank - ein auf Gewerbeimmobilien und Kapitalmarktgeschäft spezialisiertes Institut - inzwischen vollständig in die NordLB integriert. Bürkles Vertrag läuft Ende 2021 aus, nach eigener Aussage strebt er keine Verlängerung an und sieht einen möglichen Wechsel in den Aufsichtsrat eher skeptisch.