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Porzellan-Manufaktur Meissen setzt Sparpläne um

Vor wenigen Wochen hatte das Traditionsunternehmen drastische Maßnahmen angekündigt, nun macht die Manufaktur ernst: Mitarbeiter müssen gehen, Läden werden geschlossen.

28.02.2020, 15:15

Meißen (dpa/sn) - Die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen hat ihre Ankündigung wahr gemacht und rund ein Drittel der Stellen gestrichen. Der geplante Job-Abbau sei vollzogen worden, teilte das Traditionsunternehmen am Freitag mit. Den Angaben zufolge wurden 100 Stellen durch Altersabgänge, Altersteilzeit und das Auslaufen befristeter Verträge abgebaut. Rund weitere 100 Mitarbeitern musste gekündigt werden, betroffen sind auch 36 Arbeitsplätze in der Produktion. Auch Mitarbeiter im Vertrieb, Marketing, Logistik und Verwaltung mussten gehen. Die Beschäftigten seien ab sofort freigestellt, erklärten die beiden Geschäftsführer Tillmann Blaschke und Georg Nussdorfer. Die Zahl der Mitarbeiter sinkt auf gut 400.

Europas älteste Porzellan-Manufaktur - gegründet 1710 - kämpft seit Jahren mit Verlusten. Mitte November hatte das Unternehmen drastische Sparmaßnahmen angekündigt - und den Schritt mit einem schwierigen Marktumfeld begründet. Nun orientiere sich die Manufaktur in die Zukunft, sagten die beiden Porzellan-Chefs der Deutschen Presse-Agentur. "Es gilt, in dem herausfordernden Marktumfeld bei bestmöglicher Wirtschaftlichkeit das wunderbare kulturelle Erbe der kunsthandwerklichen Porzellanherstellung zu erhalten und weiterzuentwickeln."

Um wieder auf Kurs zu kommen, trennt sich das Unternehmen mit dem weltbekannten Symbol der gekreuzten Schwerter zudem von unrentablen Standorten - so soll Ende März der Berliner Store unter den Linden geschlossen werden, ebenso der Laden in Köln. Von Standorten in Erfurt und Hamburg hatte sich die Manufaktur bereits früher verabschiedet. Der Store im Kaufhaus Harrods in London wird künftig von einem Partner betrieben.

Die Ankündigung im November hatte die bekannte Porzellanstadt hart getroffen, von einem großen Schock war die Rede. Immer wieder werfen Politiker dem Management Fehlentscheidungen und mangelnde Transparenz vor. Nach Angaben des Finanzministeriums gibt es nach wie vor die Überlegung, das Fachwissen zur Porzellanherstellung in einer Akademie zu sichern. Zudem wird eine engere Zusammenarbeit der Manufaktur mit der Sächsischen Aufbaubank geprüft - etwa beim Controlling. Die Porzellan-Manufaktur ist eine hundertprozentige Tochter des Freistaats.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte sich in einem dpa-Interview jüngst hinter die Porzellan-Manufaktur gestellt. "Wir müssen bereit sein, für dieses Kulturgut ein Stück weit Förderung zu geben." Dennoch müssten die Kosten in einem überschaubaren Rahmen bleiben. Die Einschnitte seien schmerzhaft, aber notwendig, betonte Kretschmer.