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Sachsen-Anhalt legt Stipendienprogramm für Künstler neu auf

Es gibt keine Auftritte, keine Ausstellungen, maximal Online-Angebote. Die Kulturszene ist von der Corona-Pandemie bis ins Mark getroffen. Das Land will helfen - und hört auch zu.

14.01.2021, 17:04
Klaus-Dietmar Gabbert
Klaus-Dietmar Gabbert dpa-Zentralbild

Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalt will der von der Pandemie besonders gebeutelten Kulturszene auch in diesem Jahr unter die Arme greifen. Das Stipendienprogramm "Kultur ans Netz" werde weiterlaufen, sagte Kulturstaatssekretär Gunnar Schellenberger am Donnerstag in einer Video-Schalte mit Vertretern verschiedener Kultureinrichtungen, Vereine und Verbände. In der ersten Runde waren 2020 rund 500 Anträge eingegangen und Hilfen in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro ausgezahlt worden - das war weniger als vom Ministerium erwartet. Zur Verfügung standen sechs Millionen Euro.

Nun stünden 4,5 Millionen Euro bereit. Derzeit laufe die Abfrage bei den Verbänden, wie viele Anträge dieses Mal erwartet werden könnten. Auch davon hänge ab, wie hoch das Stipendium ausfallen kann. Wer hauptberuflich in der Kulturszene tätig sei und in Sachsen-Anhalt wohne, konnte bis zu drei Monate lang 1000 Euro pro Monat bekommen. Laut Schellenberger könnte das Programm zum 1. März aktiviert werden.

Ministerpräsident Reiner Haseloff, Staats- und Kulturminister Rainer Robra sowie Schellenberger debattierten rund zwei Stunden lang mit Vertretern aus verschiedenen kulturellen Bereichen. Haseloff würdigte die vielen digitalen Angebote, die - auch notgedrungen - entstanden seien. Die Menschen lechzten nach Kultur. Wann Museen, Theater oder andere Kulturorte wieder Publikum empfangen können, ließen die Politiker offen. Er wolle keine Hoffnung wecken und Termine nennen, sagte Robra.

Matthias Brenner, Intendant am Neuen Theater in Halle, wies auf das Thema Proben und Zusammenarbeit mit freien Künstlern hin. Man habe sich im Oktober und November darauf eingestellt, zu produzieren, was am "Tag X" herausgebracht werde. "Das müssen wir weiterbetreiben, weil wir eine Solidargemeinschaft sind." Brenner sagte: "Wir leben auf einem ganz gut fest verschnürten Boot in Halle mit diesen Bühnen und neben uns paddeln Leute von großer Qualität auf Brettern. Wenn ich die an Bord hole, um zu sagen, wir machen unsere Arbeit, und sie dann, weil die See rauer wird, wieder rausschicke, dann ist das für mein Ensemble menschlich schwer erträglich." Es sei die Ermutigung wichtig, dass alle zusammenstehen. Es gehe um Bühnenbildner, Tänzer, Schauspieler oder Sänger. Aktuell seien die Proben in seinem Haus wegen der hohen Inzidenz in Halle ausgesetzt, sagte Brenner.

Staats- und Kulturminister Robra sagte: "Die kommunalen Theater mit ihren festen Verträgen und der gesicherten Finanzierung können jetzt einen ureigenen Beitrag leisten, um alle die, mit denen sie zusammenarbeiten, jetzt durch diese Untiefen zu geleiten."

Der Vorsitzende des Landeszentrums Freies Theater Sachsen-Anhalt, Janek Liebetruth, sagte, es gebe eine Tendenz hin zu einer Spaltung der Szene. Aus Bundeshilfen sei einiges nach Sachsen-Anhalt geflossen, einige Akteure hätten Geld bekommen, auch in größerem Ausmaß. Sie könnten investieren. "Es gibt aber auch einige, die nichts bekommen haben."

Annette Schneider-Reinhardt vom Landesheimatbund lenkte die Aufmerksamkeit auf den ländlichen Raum. Dort seien die Dorfgemeinschaftshäuser in der Regel von den Kommunen geschlossen worden. Vereinsmitglieder könnten nun die digitalen Möglichkeiten, die dort oft existierten, nicht nutzen, um digitale Angebote zu unterbreiten. Einige Vereine seien in der Existenz bedroht.