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Thüringen-Wahl bringt schwindendes Wählervertrauen

06.02.2020, 13:13

Magdeburg (dpa) - Der Ausgang der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen wird aus Sicht des Magdeburger Politpsychologen Thomas Kliche vor allem der CDU schwindendes Wählervertrauen einbringen. "Der nehmen die Wähler den beruhigenden, seriösen Stabilitätsonkel nicht mehr so leicht ab", sagte der Professor der Hochschule Magdeburg-Stendal am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Zudem drohe den Christdemokraten eine Ost-West-Spaltung. Eine stabile Zusammenarbeit der Parteien im Thüringer Landtag sei zunächst nicht möglich. "Vertrauensvoll und stabil dürfte vor allem bei der CDU erstmal gar nichts mehr sein", sagte Kliche weiter. "Da gehen die innerparteilichen Auseinandersetzungen jetzt erst richtig los."

Am Mittwoch hatte sich der FDP-Politiker Thomas Kemmerich mit Unterstützung von CDU und AfD im dritten Wahlgang zum Thüringer Ministerpräsidenten mit einer Stimme mehr gegen den bisherigen Amtsinhaber Bodo Ramelow und sein rot-rot-grünes Bündnis durchgesetzt. Kemmerich nahm die Wahl an, wirbt um eine Zusammenarbeit mit CDU, SPD und Grünen und schließt eine Zusammenarbeit mit Linken und AfD aus. FDP, SPD, Grüne und CDU haben allerdings keine Mehrheit im Thüringer Landtag.

Aus Sicht des Politpsychologen Kliche kann die Kemmerich-Wahl bei vielen Wählern die Erfahrung vertiefen, dass sie Politik nicht selbst steuern können, sondern undurchsichtige Verhandlungen in Hinterzimmern dominierten. Diese Erfahrung sei eine wichtige Quelle für Demokratieskepsis. "Alle Parteien sollten begreifen, dass das Vertrauen in politische Abläufe ein Gemeingut ist, das man nicht für ein wenig Karriere und Macht opfern darf."