1. Startseite
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Wuster verabschieden sich

Schule schließt Wuster verabschieden sich

Ein Kapitel Wuster Dorfgeschichte endet: Die Schule schließt. Fast 70 Jahre schallte fröhliches Kinderlachen durch das Katte-Herrenhaus.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 22.06.2018, 14:21

Wust l Bevor am Mittwoch mit der letzten Zeugnisausgabe die Tür abgeschlossen wird, bereiteten die Wuster ihrer Schule ein schönes Abschiedsfest. Kinder, ehemalige Schüler, Lehrerinnen und Pädagoginnen, Ruheständler, Sponsoren, Eltern, Feuerwehr – viele wirkten am Donnerstagabend mit. „Ein Hoch auf uns!“ winkten sich Kinder und Publikum am Ende des Programmes zu, in vielen Augen standen Tränen.

„Jetzt wird es still. Es war so schön, vom Hof aus die unbekümmerten Kinderstimmen zu hören“, ist Sigrid Bothe schwer ums Herz. Sie wohnt mit ihrem Mann gleich um die Ecke, ist hier nicht nur zur Schule gegangen, sondern hat auch Jahrzehnte hier unterrichtet.

Die ehemaligen Lehrerinnen und Hortnerinnen, die den rührigen Förderkreis bilden, hatten eine Ausstellung vorbereitet. Dicke Chronik-Ordner, Bilder, Urkunden, Pokale... zeugen von der Geschichte des Hauses als Schule. Direktor Willi Thölken hatte viele Jahre lang die Chronik geschrieben, Schwiegertochter Karin, viele Jahre Hortnerin, hat vieles aufgehoben. So wie auch Sigrid Reumann, zu DDR-Zeiten Lehrerin und seit der Bildung der Grundschule 1991 bis 2011 Schulleiterin. Sie ist der Schule auch danach eng verbunden geblieben, ebenso die langjährige Direktorin Bärbel Conrad. Oder auch Hannelore Conert. Viele trugen dazu bei, dass die Ausstellung einen schönen Querschnitt zeigte.

Die wichtigsten Stationen stellten die Programm-Akteure auch bildhaft dar. Moderiert von Enrico Reumann, ging es 1948 damit los, dass Bürgermeister Albert Conrad und Lehrer Hans Sturtzel den Antrag stellten, dass die sich noch im heutigen Kindergartenhaus befindliche, viel zu kleine Schule in das Herrenhaus umzieht. Den Umsiedlern, die hier lebten, wurden andere Häuser zugewiesen. Und so konnte 1950 die erste Klasse im Herrenhaus einziehen. 1951 kamen dann die Kinder aus Melkow dazu, 1955 die Sydower und ein Jahr später die Mangelsdorfer. Bis zu 300 Schüler lernten die Wust lesen, schreiben und rechnen.

Einer der Meilensteine war 1973/74 der Anbau mit sechs Fachräumen. Und am 1. Juli 1977 erhielt die Oberschule den Namen Wilhelm Pieck. Es war eine große Zeremonie, wie man in der Ausstellung sehen könnte. Und auch dargestellt wurde dieses Ereignis mit Jungpionieren und FDJ-lern und Liedern wie „Über allem strahlt die Sonne“ – da konnten einige im Publikum noch mitsingen.

Weitere Stationen waren die Schließung des Oberschule und der Wechsel der Schüler ab Klassenstufe 5 nach Schönhausen im Jahr 1993. Auch die Lehrer, wie beispielsweise Günter Heine, wechselten mit. Ebenfalls wichtig: die Sommerschule, die seit nunmehr 27 Jahren während der Sommerferien Sprachschüler aus dem Land anlockt, die von Engländern und Amerikanern deren Muttersprache lernen.

Zuletzt weniger als 40 Kinder, musste die Schule mehrfach um ihren Fortbestand bangen. Doch dem Engagement vieler sei Dank wurde die Schließung abgewendet – bis jetzt. Ab kommendem Schuljahr lernen die Wuster in Schönhausen.

Zuletzt unterrichteten Kristin Fabian und Sabine Ebel in Wust jahrgangsübergreifend, waren ein eingespieltes Team. Die Eltern sind beiden sehr dankbar, dass sie ihren Kindern eine harmonische Grundschulzeit bereiteten und sie gut auf die weiterführenden Schulen vorbereiteten. Blumen gab es auch für viele Wegbegleiter. Stellvertretend für die Eltern aus den vier Klassen für Anja Wolkenhaar, Kerstin Wulkau- Probst, Silke Meyer, Anja Hechler, Anja Meyer, Sandy Bothe sowie Familie Rückert. Stellvertretend für die Sponsoren und Unterstützer bekamen Jörg Siebert und Enrico Reumann Blumen, außerdem Sigrid Reumann und Karin Thölken. Es gäbe noch mehr, die sich um die Schule verdient gemacht haben das hätte die zeit gesprengt.

Denn Zeit brauchten die Kinder für ihr Abschlussprogramm. Hier demonstrierten die Wuster, wieviel Freude sie am Lernen, Singen, Tanzen und Sporttreiben haben. Und dass sie immer für einen Spaß zu haben sind.

Beim Abschlusslied „Ein Hoch auf uns“ griffen Musiklehrer Andreas Dertz und die ehemalige Horterzieherin Silvia Kühne zur Gitarre und begleiteten – ohne das vorher zu proben –, die singenden Wuster Kinder. Damit endete das Programm.

Auch wenn die Wehmut groß war, genossen die Gäste das Beisammensein, das Schmökern in den Chroniken und das Schwelgen in Erinnerungen. Sie alle hoffen, dass die Schule kein leerstehendes Objekt wird. Mit der Sommerschule ist zumindest den Sommer über „Leben in der Bude“. Über die weitere Nutzung muss sich die Gemeinde Gedanken machen. Küche und Hort befinden sich hier.

Ausführliches über die Geschichte des Schulhauses lesen Sie demnächst.