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Leichtathletik: Für Neu-Magdeburger ist nach Achillessehnenriss "Projekt Titelverteidigung" passé Bittere Tränen nach Aus für de Zordo

Von Janette Beck 27.05.2013, 01:28

Magdeburg/Halle. Für Matthias de Zordo ist das Projekt "Titelverteidigung unter der Flagge des SCM" beendet, ehe es richtig begonnen hat. Der Speerwurf-Weltmeister zog sich in Halle einen Achillessehnenriss zu. Am Sonntag wurde er in der Klinik Vogelsang operiert. Trainer Ralf Wollbrück rechnet mit einer Pause "von einem halben bis dreiviertel Jahr". Die WM im August ist passé.

Das Drama passierte beim bis zum späten Nachmittag vom Regen verschonten, aber dennoch recht kalten Werfertag im fünften Versuch der Speerwurf-Konkurrenz. Matthias de Zordo, der nach seinem passablen Saison-Einstieg beim Diamond-League-Meeting in Doha (81,49 Meter) guter Dinge nach Halle gefahren war, stürzte mitten im Anlauf zu Boden und hielt sich schreiend den rechten Fuß. Den Zuschauern stockte der Atem. Trainer Ralf Wollbrück, der bis dahin 79,80 Meter als beste Weite notiert hatte, aber auch Speerwurf-Bundestrainer Boris Henry, unter dessen Fittichen de Zordo bis zu seinem Wechsel nach Magdeburg sechs Jahre trainiert hatte, stand der Schock ins Gesicht geschrieben: "Sch..., das gibt\'s doch gar nicht! So ein verdammtes Pech aber auch."

Die Art der abrupten Verletzung (dem Trainer berichtete de Zordo hinterher, er habe wie aus heiterem Himmel einen heftigen Schlag verspürt) ließ Schlimmes erahnen. Der schnell herbeigeeilte Notarzt, Dr. Rüdiger Neef, brauchte nicht lange für die Diagnose. "So eine Ruptur lässt sich ohne große Hilfsmittel relativ leicht feststellen. Ich war mir schnell sicher: Die Sehne ist durch", erklärte der Mediziner der Volksstimme und beantwortete die bange Frage nach einem Ausfall so: "Nach einer OP dauert die Reha normalerweise ein halbes Jahr. Das heißt, die Saison ist für ihn leider gelaufen."

Saison ließ sich gut an

Als der Chirurg dies seinem noch immer am Boden liegenden Patienten beizubringen versuchte, brach dieser in Tränen aus: "Warum, warum?", fragte sich der völlig verzweifelte Weltmeister, der mit viel Elan und dem erklärten "Hauptziel" in die Saison gegangen war, "unter der Flagge des SCM meinen WM-Titel von 2011 in Moskau zu verteidigen". Dieses Projekt musste der 25-Jährige endgültig begraben, nachdem ein MRT am Abend in der Magdeburger Uniklinik den traurigen Verdacht bestätigte.

Das tue in so einem Moment "einfach nur unendlich weh", gab Wollbrück am Tag danach die Worte seines Schützlings weiter. Denn besonders bitter ist: Der Linkswerfer hatte gerade erst seine Probleme mit dem Ellbogen auskuriert, die ihn im "Seuchenjahr" 2012 begleitet hatten. Bei Olympia in London kam bereits in der Qualifikation das Aus.

"Es gab keinerlei Anzeichen oder Probleme mit dem Fuß. Nichts, gar nichts", war dem Trainer die Verletzung ein Rätsel. "Am kalten Wetter kann es eigentlich nicht gelegen haben, er hatte sich ordentlich erwärmt. Und wir haben auch schon bei minus 18 Grad geworfen." Zudem sei sein Schützling gerade in Schwung gekommen. "Es ließ sich alles sehr gut an nach dem Wechsel. ,Matze\' hat sich an das zweimalige Training am Tag gut gewöhnt. Er ist ja auch keiner, der da überzieht. Wir wollten das Ganze Schritt für Schritt steigern." Beide habe nach der Eingewöhnungszeit der Ehrgeiz gepackt, berichtete der Wurftrainer. "Wir wollten beweisen, dass ein Wechsel von West nach Ost, der nach wie vor nicht die Normalität ist, etwas bringt." Und dann so etwas. "Das ist sehr, sehr bitter. Aber es ist nun mal passiert. Wir müssen jetzt nach vorne schauen."

Kleinert hakt WM-Norm ab

SCM-Kugelstoßerin Nadine Kleinert verließ Halle dagegen mit einem Lächeln im Gesicht, nachdem sie die WM-Norm (18,50 Meter) geknackt hatte. "Ich bin mehr als zufrieden, dass ich trotz reduzierten Trainings wegen meiner eigenen Trainertätigkeit die Norm jetzt schon abhaken konnte", so die 37-Jährige. Mit 18,76 Metern hatte sie allerdings deutlichen Rückstand auf Siegerin Christina Schwanitz (19,84). Josephine Terlecki vom SCM war dagegen unzufrieden mit Rang drei und 18,18 Metern. "Das ist ärgerlich, denn ich habe mehr drauf."

Gleiches galt für Diskuswerfer Martin Wierig, für den 63,17 Meter nur zu Rang drei reichten. Es siegte überraschend Christoph Harting, der kleine Bruder von Olympiasieger (und Zuschauer) Robert Harting, mit 64,92 Metern.