Radsport Sportgerichtshof CAS sieht Manipulations-Absicht Contador am Boden: Zwei Jahre Sperre - Millionen-Strafe droht
Lausanne (dpa) l Schuldig - Alberto Contador steht vor den Trümmern seiner Rad-Karriere. 18 Monate nach der Kontrolle, die bei dem Spanier positive Befunde auf das Kälbermastmittel Clenbuterol erbrachte, sah der Internationale Sportgerichtshof CAS eine Doping-Absicht und sperrte ihn für zwei Jahre bis zum 5. August 2012. Als erstem Tour-Sieger war dem US-Profi Floyd Landis 2006 das Gelbe Trikot wieder abgenommen worden.
Dem 29-jährigen Contador werden zudem sämtliche Erfolge seit dem 21. Juli 2010 aberkannt. Dazu zählen vor allem dessen dritter Sieg bei der Tour de France 2010 und sein zweiter Erfolg beim Giro d\'Italia ein Jahr später. Ob der Spanier zusätzlich eine Geldstrafe von mindestens 2,4 Millionen Euro zahlen muss, werde noch geprüft. Das bestätigte der CAS in seiner Urteilsbegründung, für die das Gremium so quälend lange brauchte.
Das dreiköpfige Richter-Gremium des CAS, der das Urteil mehrmals verschob, entsprach mit seinem Urteil dem Einspruch des Weltverbandes UCI und der Welt-Anti-Doping-Behörde WADA. Die höchste sportgerichtliche Instanz hob den Freispruch des spanischen Verbandes vom Februar 2011, der Contadors Version vom "verunreinigten Steak" gefolgt war, wieder auf. Es hätte keinen Beweis für eine auf eine Fleisch-Kontamination gegeben, und außerdem werde im Gegensatz zu anderen Ländern in Spanien Clenbuterol in der Mast nicht eingesetzt, hieß es in der Urteilsbegründung weiter.
Auch die Olympischen Spiele kommen für Contador zu früh: Das Straßenrennen in London beginnt am 28. Juli, das Zeitfahren am 1. August. Erst die Vuelta ab dem 18. August könnte das nächste größere Ziel für den Kapitän des dänischen Saxo-Bank-Team sein. Die CAS-Entscheidung ist auch für die Formation des Teamchefs Bjarne Riis eine Katastrophe: Saxo-Bank war komplett auf Contador ausgerichtet.
"Das ist ein trauriger Tag für unseren Sport. Manche werden von einem Sieg reden, aber das ist nicht der Fall. Es gibt beim Thema Doping keine Gewinner. Jeder Fall ist ein Fall zu viel", sagte UCI-Präsident McQuaid.
Der spanische Tour-de-France-Sieger von 1988, Pedro Delgado, sagte: "Das Strafmaß ist völlig übertrieben, zumal wenn man bedenkt, dass das Gericht selbst einräumt, dass Contador das Doping nicht nachgewiesen werden konnte."
Ambivalent war die Reaktion von Katusha-Teamchef Hans-Michael Holczer, der 2008 mit Stefan Schumacher und Co. einschlägige Doping-Erfahrungen machen musste. "Ich kann nicht jubeln, weil wieder Negativschlagzeilen produziert wurden. Aber es ist auch als gutes Zeichen zu werten, dass unabhängig von Person und Reputation ein solches Urteil gefällt wurde. Erfolg schützt vor Strafe nicht - diese Message ist im Anti-Doping-Kampf wichtig."
Durch die Streichung der großen Contador-Erfolge nach dem 21. Juli 2010 können jetzt der Luxemburger Andy Schleck (Tourzweiter 2010) und der Italiener Michele Scarponi (Giro-Zweiter 2011) auf ein Aufrücken hoffen. Meinung