Radsport Starke Geste: Radstar Lipowitz bei D-Tour als Wasserträger
Radstar Florian Lipowitz wird auf der ersten Etappe der Deutschland Tour gefeiert - auch als Helfer für seine Kollegen. Im Massensprint besiegt ein Brite hauchdünn den Favoriten.

Essen - Deutschlands neuer Radstar Florian Lipowitz stopfte sich mehrere Trinkflaschen unter sein Trikot und eilte vollbepackt vom Teamwagen wieder zu seinen Mannschaftskollegen ins Peloton zurück. Der Dritte der Tour de France übernahm auf der ersten Etappe der Deutschland Tour gerne die Rolle des Wasserträgers für seine Red-Bull-Teamkollegen. Der 24 Jahre alte Bergspezialist gab auf dem flachen Teilstück über 202,6 Kilometer von Essen nach Herford etwas für die Unterstützung, die er bei der Frankreich-Rundfahrt erhalten hatte, zurück.
„Ich habe das heute supergerne gemacht, die Jungs waren auch teilweise bei der Tour dabei, wenn ich da meinen Teil ein bisschen zurückgeben kann, dann freut mich das“, sagte der junge Schwabe der ARD. Sportlich hat die D-Tour für Lipowitz nicht die ganz große Bedeutung. Nach seinem Coup in Frankreich gönnte er sich eine gut zweiwöchige Pause mit Urlaub in Südtirol und am Gardasee.
„Ich war einfach erst mal froh, ein bisschen weg vom Radfahren zu kommen. Das fiel mir nicht ganz so einfach, aber ich konnte mich gut erholen. Umso härter ist der Einstieg - obwohl es heute flach war, war es für mich anstrengend heute“, sagte Lipowitz, der bei der Frankreich-Tour auch das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers gewann. Entlang der Strecke wurde der Senkrechtstarter aus Laichingen enthusiastisch von den Fans gefeiert.
Etappensieg für Brennan - Lipowitz-Teamkollege trägt Blaues Trikot
Die Etappe gewann der Brite Matthew Brennan im Massensprint hauchdünn vor dem Favoriten Jonathan Milan aus Italien. Der Niederländer Danny van Poppel belegte den dritten Platz. Milan hatte im Vorjahr drei Etappen bei der D-Tour gewonnen. Bester Deutscher war Jonathan Malte Rottmann auf dem zehnten Rang. Das Blaue Trikot des Gesamtführenden bei dem einzigen Etappenrennen in Deutschland trägt nun Lipowitz' Teamkollege van Poppel.
Nach dem Start im Schatten des Weltkulturerbes Zeche Zollverein nutzte eine vierköpfige Ausreißergruppe mit den deutschen Fahrern Vinzent Dorn, Jon Knolle, Miguel Heidemann sowie dem Amerikaner Andrew August die Gelegenheit, um sich auf der längsten Etappe der D-Tour in Szene zu setzen. Das Quartett konnte zwischenzeitlichen einen Vorsprung von knapp 3:30 Minuten herausfahren. Etwa 10 Kilometer vor dem Ziel wurden auch die letzten beiden Ausreißer vom Hauptfeld gestellt.
Degenkolb besteht ersten Härtetest nach schwerem Sturz
Mit dem Hauptfeld rollte auch der ehemalige Paris-Roubaix-Sieger John Degenkolb über den Zielstrich. Der inzwischen 36 Jahre alte Routinier aus Thüringen überstand nach seinem schweren Sturz im April mit mehreren Brüchen im Handgelenk, Unterarm, Ellenbogen und Schlüsselbein den ersten Härtetest.
Am Vortag hatte er beim kurzen Prolog in Essen nach mehr als vier Monaten nach seinem Sturz bei der Flandern-Rundfahrt sein Comeback gefeiert. Die Zeit bis zur Rückkehr hatte Degenkolb in einem Interview bei ZDF-heute.de als „die schlimmste Zeit meiner Karriere“ bezeichnet.
Die zweite Etappe der D-Tour führt die Radprofis über 190,3 Kilometer von Herford nach Arnsberg ins Sauerland. Das fünftägige Etappenrennen endet am Sonntag in Magdeburg.