Wasserball: Nach zehn Jahren im ersten WUM-Team hat Frank Beiersdorf die Prioritäten neu gesetzt "Die Doppelbelastung ist nicht machbar"
Magdeburg. Und plötzlich ist er 28 Jahre, er studiert immer noch, im 18. Semester, die letzten zehn Jahre hatte er das Studium nicht ausschließlich, aber manchmal vornehmlich für den Wasserball geopfert. Frank Beiersdorf hat mit WUM und dem Vorgänger SC Magdeburg viele schöne, manche bittere Momente erlebt. Nun ist es Zeit, die Prioritäten neu zu setzen, den beruflichen Werdegang zu forcieren. Denn wenngleich bei WUM leistungssportbezogen trainiert wird, um das Niveau in der Bundesliga (Gruppe B) überhaupt halten zu können, bleibt es in Magdeburg ein Amateursport, der den Athleten zu keinem Reichtum verhilft.
So richtig glücklich wirkte Beiersdorf gestern nicht, als er mimiklos im Café "Amsterdam" seine Entscheidung verkündete. Wohin er künftig steuern wird, das steht noch nicht fest. Zunächst muss er seine Diplomarbeit im Bereich Internationale Fachkommunikation abschließen. Nebenbei "wollte ich bei WUM aber eine neue Aufgabe übernehmen", erklärt Beiersdorf. Er ist nun der Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit. Das wäre eine Richtung, die er sich auch beruflich vorstellen könnte.
Zehn Jahre hat er in der ersten Mannschaft gespielt. Vor zehn Jahren war es auch leichter, als Youngster den Sprung in die Männer zu schaffen. Damals spielte WUM in der Regionalliga. Heute sind die Anforderungen weit höher. Er selbst hat es in der vergangenen Saison gemerkt. "Ich konnte als Kapitän nicht mehr die entsprechende Verantwortung im Wasser übernehmen." Er musste arbeiten, er trainierte weniger, er hatte weniger Einsatzzeiten. In der Außendarstellung des Teams war er der Kapitän geblieben.
Beiersdorf ist den "klassischen Weg" zum Wasserball gegangen. Mit 14 Jahren wechselte er als Magdeburger Sportschüler vom Schwimmen zum Ballsport. "Ich war sofort fasziniert." Kein Einzelkampf mehr auf 25 oder 50 Metern, sondern das familiäre Leben in einer Mannschaft: "Das hat mir mehr Spaß gemacht." Und der Sport an sich, "die Kombination aus physischer Härte und Spielwitz", außerdem.
Ganz sicher wäre er lieber mit einem Aufstieg aus dem Wasser gestiegen. WUM verpasste jenen in die Gruppe A in der vergangenen Serie. Mit 1:3 nach Spielen unterlag das Team in der Relegation Würzburg. "Da die Niederlage am nächsten liegt, empfindet man sie auch als die bitterste", sagt Beiersdorf. Ebenso knappe Duelle hat er allerdings in der Dynamo-Halle gewonnen, vor 400 Fans. Das waren die schönsten Erfolge. "Unser Publikum ist sowieso das beste der Liga."
Ab und an will er mittrainieren unter dem neuen Trainer Vlad Hagiu. Aber es wird keinen Beiersdorf auf Abruf geben. Denn er weiß: "Die Doppelbelastung ist nicht mehr machbar."