Winterspiele in Cortina Für Bob-Ikone Friedrich zählt nur das dritte Gold-Double
Die Olympia-Mission in Cortina d'Ampezzo ist kurzfristig in Gefahr geraten. Ein Missgeschick ereilt Friedrich. Auch sein Topsprinter ist aus dem Rennen. Nun ist der Bobpilot wieder in seinem Element.

Cortina d'Ampezzo - Die Kurve vier der neu gebauten Olympia-Bahn im Eugenio Monti Sliding Centre ist schon als Scharfrichter in den Fokus gerückt. Trifft man die Einfahrt nicht richtig, wird der Bob an der oberen Holzbande abgewiesen, die Geschwindigkeit ist weg. Francesco Friedrich studiert bei den ersten Testfahrten jede Möglichkeit, um am Ende im 1.445 Meter langen Eislabyrinth auf Ideallinie zu kommen. Schon im ersten Weltcuprennen am 22. November (13.00 Uhr) im Zweierbob will der viermalige Olympiasieger aus Pirna die 16 Kurven bestens beherrschen.
„Der erste Weltcup wird schon viele Aufschlüsse darüber geben, wie stark die Konkurrenz in diesem Winter sein wird“, sagte der Ausnahmepilot, der bei seinen vierten Winterspielen sein drittes Gold-Double anpeilt. Dafür tüftelt der 35-Jährige pausenlos am Material. Die Transporter sind voll davon. Die Basis sei schon besser als in der Vorsaison, erklärte Friedrich.
Neue Bob-Form mit besserer Aerodynamik
Nun müssen die Updates vom Institut zur Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) abgestimmt werden. Die FES-Schlitten haben eine neue Form, „um aerodynamischer zu sein und ein paar interne Bauteile. Natürlich habe ich auch an allen Kufen-Paaren gearbeitet“, sagte Friedrich, der die Endabstimmung zum Jahresende fix haben möchte.
Doch auch die deutschen Teamkollegen Johannes Lochner und Adam Ammour fahren die neuen Olympia-Schlitten mit der Prototypenzahl 211 und 411. Und gerade der Berchtesgadener Lochner will zum Abschluss seiner Karriere endlich Olympia-Gold holen. „Die Erwartungen sind klar. Wir haben uns immer auf Augenhöhe mit Francesco duelliert, er war ganz oft beim Höhepunkt vorn, nun wollen wir den Spieß mal umdrehen“, sagte Lochner. „Es wird genauso knapp wie immer, es trennen uns oft nur Hundertstel. Ich hoffe, wir duellieren uns die ganze Saison.“
Schrecksekunde mit Handbruch
Die Olympia-Mission von Friedrich wäre Ende des Sommers fast geplatzt. Im heimischen Pirna fiel er beim Putzen des Vordachs von der Leiter und brach sich die linke Hand - eine Operation folgte. „An den Lenkseilen stört es überhaupt nicht, auch beim Bob-Einstieg und Anschieben gibt es kein Problem. Lediglich im Kraftraum gibt es noch ein, zwei Übungen, die noch nicht ganz so klappen wie vorher“, gab Friedrich Entwarnung.
Die personelle Besetzung in seinen Schlitten ist noch offen. Selbst sein Weltmeister-Partner Alexander Schüller im Zweierbob ist nicht gesetzt. Denn die Youngster Tim Becker und Alexander Schaller machen an den Anschub-Bügeln gehörig Druck und bekommen ihre Chance, nachdem Friedrich seinen Topsprinter Simon Wulff nach einem positiven Dopingbefund im Dezember vergangenen Jahres verloren hatte.
Wulff wurde für 21 Monate bis September 2026 gesperrt. Beim Weltcup in Altenberg 2024 war ihm die Substanz Methylhexanamin, die im Training erlaubt ist, nachgewiesen worden. Wulff hat eine wissentliche Einnahme stets bestritten.
Training mit gesperrtem Wulff verboten
„Er hat eine Möglichkeit gefunden, dass er in Ruhe trainieren kann, ohne dass es Ärger gibt. Wir dürfen keinesfalls gemeinsam trainieren, das ist strengstens verboten“, sagte Friedrich und verwies auf eine mögliche Strafe.
Offen ist somit auch, ob beide nochmal zusammen im Bob sitzen werden. Ob der 35 Jahre alte Friedrich seine fünfte Olympia-Teilnahme anstrebt, entscheidet der Familienrat entspannt nach diesem Winter. „Die Familie hat da ein Wörtchen mitzureden“, erklärte der Vater von zwei Söhnen. Zudem laufen alle Sponsorenverträge aus. „Die Anschieber liebäugeln mit einem Karriereende. Sie müssten ja auch noch Lust haben“, meinte der 18-fache Weltmeister.