Leichtathletik: Viertelmeiler auch ohne Vertrag in Magdeburg glücklich: "Das Gesamtpaket stimmt" / Zerrung bremst Tatendrang Für SCM-Neuzugang Thomas Schneider zählt nur die Liebe
Magdeburg l Nur die Liebe zählt! Bei Thomas Schneider trifft das sowohl auf seine Freundin Isabell als auch auf die Leichtathletik-Disziplin seiner Wahl, den Langsprint, zu. In der Endkonsequenz hat ihn das nach Magdeburg und, wie er selbst sagt, "auf Umwegen" zum Traditionsverein SCM geführt.
Die Zeit für Veränderungen sei "einfach reif gewesen", erklärt der EM-Bronzemedaillengewinner und Olympia-Starter mit der 4x400-Meter-Staffel seinen Wechsel vom Dresdener SC und seinem langjährigen Coach Jochen Wiedemann zum SCM in die Gruppe um Trainer Marco Kleinsteuber und Staffel-Kollege Eric Krüger. Seit 2011 hatte der Viertelmeiler eine Fernbeziehung mit der ehemaligen SCM-Sprinterin Isabell Galander geführt. Nur alle zwei, drei Wochen konnten sie die Zweisamkeit genießen. Doch nicht nur das hatte Schneider zunehmend genervt. Auch sportlich war er in der olympischen Saison nur schleppend vorangekommen, die Verbesserung seiner Bestzeit aus dem Jahr 2011 (45,56 Sekunden) blieb Illusion. "In der Staffel lief es mit EM-Bronze ganz gut - vom Ausscheiden im Vorlauf in London mal abgesehen. Aber ich persönlich konnte mich nicht wie erhofft weiterentwickeln. Im Nachhinein glaube ich, dass da trainingsmethodisch ein paar Fehler gemacht wurden", hadert der deutsche Vizemeister mit seiner 2012er Saisonbestzeit von 46,19 Sekunden.
Beim SCM sucht Schneider, der seit kurzem eine eigene Homepage hat (www.schneider400.de) nun sein neues Glück. "Das Gesamtpaket stimmt einfach", so sein Eindruck nach fünf Monaten des Einlebens in der neuen Heimat und des Trainings unter Regie von Kleinsteuber. Neben den kurzen Wegen gefällt dem Sportsoldaten, der mit dem Rad von der Wohnung in Cracau zur Trainingshalle nur fünf Minuten braucht, "dass ich hier eine große, breitgefächerte Trainingsgruppe habe". Vom Kurzsprinter bis hin zum 800-Meter-Läufer sei alles dabei. So habe er beim Training, "immer mal einen anderen Kollegen neben mir. So wird es nie langweilig und für Konkurrenz ist auch gesorgt. Das hebt die Stimmung." Zudem lege sein neuer Coach großen Wert auf eine konstruktive Zusammenarbeit. "Das ist echtes Teamwork, und so sollte es ja auch sein", hat Schneider das Gefühl, "den richtigen Schritt zur richtigen Zeit gewagt zu haben".
Dass er zwar für den SCM startet, aber keinen Vertrag erhalten habe (Volksstimme berichtete), damit könne und müsse er leben. "Wenn ich mir selber zugestehe, neue Wege zu gehen, dann muss ich auch akzeptieren, dass ein Verein wie der SCM das mit seiner Konzentration auf den Wurf-Stoß-Bereich auch tut", so Schneider. Trotz finanzieller Einbußen jammert er nicht: "Zwar unterstützt auch die Sporthilfe die B-Kader, die der Sportfördergruppe angehören, nicht mehr, aber mit dem Geld von der Bundeswehr komme ich schon über die Runden."
Zudem hofft der 1,85 Meter große Modellathlet, dass er nach dem "Übergangsjahr" die Argumente bei möglichen Verhandlungen in der Zukunft auf seiner Seite hat. Das Überzeugendste sei noch immer Leistung, sieht es der Neuzugang pragmatisch.
Bis vor kurzem sah es sogar so aus, als könne der Viertelmeiler mit Leib und Seele, den an seiner Disziplin "das Spiel mit den Zeiten und Austesten der Grenzen fasziniert", schon in der Hallensaison ein erstes Achtungszeichen setzen. "Aber dann hat mich eine Zerrung im Oberschenkel gestoppt." Doch auch das wirft Schneider nicht aus der Bahn, denn Liebe kennt bekanntlich keine Hindernisse ...