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Fußball Die Jagd nach den Kicker-Talenten

In Deutschland gibt es über 750 Spielerberater im Fußball. Einer davon ist Ex-FCM-Kicker und gebürtiger Halberstädter Frank Lieberam.

Von Janette Beck 03.01.2019, 00:01

Volksstimme: Wie viele Fußballer betreuen Sie mit Ihrer Agentur L-concept Sports?
Frank Lieberam:
Rund 30 – die Hälfte davon sind Nachwuchsspieler. Die Agentur habe ich 2012 gegründet und ich betreibe sie mit meinem Sohn René. Davor habe ich sechs Jahre für eine große Agentur gearbeitet, die europaweit agierte (Stars & Friend/d. Red). Das Ganze hat mir aber nicht so gelegen. Ich denke, eine individuelle Rundum-Betreuung ist sehr aufwendig und erfordert viel Zeit und Vertrauen. Das lässt sich in einem Familienunternehmen mit weniger Spielern besser bewerkstelligen.

Wie wird man eigentlich Spielerberater?
Seit 2015 müssen lediglich ein polizeiliches Führungszeugnis und 500 Euro pro Transferperiode beim DFB hinterlegt werden.

Praktisch kann also jeder Spielerberater werden. Zieht das nicht auch schwarze Schafe an, die dann eine ganze Branche in Verruf bringen?
Zu meiner Zeit gab es noch eine schwere Prüfung mit Fragen aus dem gesamten Regelwerk der Fifa, des DFB und des Ligaverbandes. Dass der Weltverband die Lizenz für Spielerberater abgeschafft hat, halte ich für problematisch. Vielen in der Branche ist das ein Dorn im Auge, allen voran den Vereinen. Verständlich, denn die Verantwortung, die ein Spielerberater für seine Klienten hat, sowie der Vertrauensvorschuss, den er mit der Vertragsunterschrift bekommt, sind riesig. Und nicht jeder rechtfertigt das am Ende auch.

Erst recht, wenn es um Nachwuchsspieler geht. Da ist von „Kinderfängern“ die Rede, die sich an 8- bis 10-jährige Talente ranmachen. Ist das die Praxis?
Fakt ist, die Jagd nach Talenten beginnt immer früher. Vor Jahren hat man die Spieler mit 17 angesprochen, heute geht das los, wenn die Jungs Großfeld spielen – also im Alter zwischen 12 und 14 Jahren. Beim größten U-15-Sichtungsturnier des DFB in Bad Blankenburg stehen tatsächlich an die hundert Berater und Scouter am Spielfeldrand.

Halten Sie es denn für notwendig, dass 14, 15 Jahre alte Top-Talente einen Berater haben?
Das Ganze ist auch der Gesamtentwicklung im Fußball geschuldet. Da ist inzwischen enorm viel Geld unterwegs und die Bundesliga-Profis werden immer jünger. Das bedeutet, es müssen früh richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden. Viele Eltern sind damit überfordert. Dann ist es gut, wenn ihnen ein Berater, der möglichst selbst Spieler war, über ein breites Netzwerk verfügt und alle Aspekte im Blick hat, zur Seite steht.

Heißt das auch, Sie verdienen an Jugendspielern?
Nein, das halte ich persönlich für unseriös. Wir arbeiten mit Nachwuchsspielern und deren Familien rein auf Vertrauensbasis und ohne finanzielles Interesse zusammen. Beraterverträge mache ich mit mündigen U-19-Spielern, und Provisionen von den Vereinen bekomme ich als Vermittler erst im Profi-Bereich.

Hier der Kommentar zum Thema.

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