Club-WM Rendezvous-Nachspiel ohne Liebe: Messi vs. PSG
Zwei Jahre waren es nur. Es blieb eine unerfüllte Liebe für Lionel Messi und Paris Saint-Germain. Nun treffen sie sich wieder. Ein Rendezvous der besonderen Art - mehr Vorgeschichte geht kaum.

Atlanta - Die Liaison zwischen Lionel Messi und Paris Saint-Germain bekommt mit zwei Jahren Verspätung ein packendes WM-Nachspiel. Seitdem die Paarung im Achtelfinale feststeht, zählen französische Medien diverse Messi-Kränkungen auf. Von nervigen Nachbarn über mangelnde Anerkennung nach seinem WM-Titel mit Argentinien und einem Fazit, das keiner nach einer Beziehung hören will: „Es waren zwei Jahre, in denen ich nicht glücklich war.“
Und die Verflossene, die nie Messis große Liebe wurde, schickte Grüße vorab: „Wir sehen uns am Sonntag.“ Eingebettet in den Glückwunsch zu Messis 38. Geburtstag am vergangenen Dienstag, versehen mit Fotos eines glücklichen Messi mit und im Trikot und Trainingsanzug von Paris Saint-Germain.
Es wird ein Zwangs-Rendezvous auf neutralem Boden. Gespielt wird nicht in Messis neuer Wahlheimat Miami, sondern in Atlanta. „Das Wiedersehen von Lionel Messi und PSG dürfte eisig werden“, prophezeite Frankreichs „Le Figaro“, während Spaniens Sportblatt „Marca“ vermutet: „Messi gegen Luis Enrique, Inter Miami gegen PSG, das heißeste Spiel der Club-Weltmeisterschaft.“
Messi-Faktor? Warum Inter Miami überhaupt bei der WM dabei ist
Sportlich stehen sich zwei Mannschaften gegenüber mit eigentlich klarer Rollenverteilung. Inter mit seinen in die Jahre gekommen einstigen Barça-Giganten ist Sechster der Eastern Conference in der Major League Soccer.
Dass der Club von Mitbesitzer David Beckham überhaupt bei der Club-WM mitspielen darf, liegt an der Auszeichnung mit dem Supporter's Shield im vergangenen Jahr. Inter war damals die punktbeste Mannschaft in der regulären MLS-Saison. „Daher freut es mich, ankündigen zu dürfen, dass ihr als eines der besten Teams der Welt als Vertreter der USA bei der neuen Club-Weltmeisterschaft 2025 teilnehmen werdet und dort sogar der gastgebende Verein seid“, verkündete damals FIFA-Boss Gianni Infantino.
Inter stand als vorletzter der 32 Teilnehmer fest. Manche sahen allerdings eher die Bedeutung von Messi für das erstmals derart große Turnier als ausschlaggebend an. Dass Inter Miami sogar das Eröffnungsspiel bestritt, passte ins Bild der Kritiker. Über eine Nullnummer gegen Al-Ahly aus Ägypten kamen Messi und seine Mitstreiter nicht hinaus.
Der Auftritt gegen PSG könnte Messis letzter gegen eine große europäische Mannschaft sein - wohlgemerkt könnte. Die Inter-Bosse wollen mit ihm verlängern, damit er auch im kommenden WM-Jahr für Miami aufläuft. Sein Vertrag läuft zum Jahresende aus.
Jüngste Spekulationen um einen erneut möglichen Wechsel nach Saudi-Arabien könnten die Gespräche beschleunigen. Vor zwei Jahren versuchte Al-Hilal, Messi mit einem Milliarden-Angebot in die Liga zu holen, in der sein jahrzehntelanger Rivale Cristiano Ronaldo damals schon spielte. Das klappte nicht, Messi entschied sich auch der Familie zuliebe dagegen.
PSG so gut wie nie zuvor
Paris Saint-Germain ist in der Nach-Messi-Ära unter Luis Enrique zum Maß des europäischen und womöglich sogar weltweiten Fußballs geworden. Champions-League-Sieger mit einem 5:0 im Finale gegen Inter Mailand.
Nicht mehr Messi, Neymar oder Kylian Mbappé, die es allesamt und sogar zusammen vergeblich versucht hatten, PSG zur Nummer eins in Europa zu machen, sind die Stars. Der Regent vom Prinzenpark ist Luis Enrique.
Und was der kann, wissen außer Messi auch noch ein paar andere bei Inter Miami nur allzu gut. Denn sie alle - Luis Suárez, Jordi Alba und Sergio Busquets sowie Miamis Chefcoach Javier Mascherano spielten einst unter Luis Enrique beim FC Barcelona.
Und sie alle zusammen gewannen vor zehn Jahren in Berlin das Finale gegen Juventus Turin und krönten sich zum Champions-League-Triumphator. Messi nannte einst Luis Enrique neben Pep Guardiola den besten Trainer, unter dem er gespielt hat.
Vorteil Miami? Wenn Messi mit Wut spielt
Das sind die schönen Erinnerungen, die diese besondere Paarung zwischen Inter Miami und PSG mit sich bringt. Die unschöne ist die Vergangenheit von Messi in Paris.
Seine PSG-Bilanz ist weit unter seinem sonstigen Durchschnitt. Für 32 Tore im Pariser Trikot brauchte er 75 Einsätze, macht eine Durchschnitts-Quote von 0,43. Bei Barça war sie doppelt so hoch (0,86). Für Miami traf Messi in 62 Spielen auch schon 50 Mal.
Empfangen wurde er als Heilsbringer nach seinem Zwangsweggang vom FC Barcelona. Unter Tränen verabschiedete sich Messi damals nach zwei Jahrzehnten beispielloser Erfolgsgeschichte. Die höchst angespannte Finanzlage des Vereins setzte der Zusammenarbeit ein Ende.
In Paris gab's genug Geld. Nur keine Liebe. Von den Fans wurde Messi am Ende sogar ausgepfiffen. Die sonstigen Dissonanzen wird der Argentinier, der ausgerechnet während seiner PSG-Zeit die Albiceleste in seinem fünften Anlauf zum WM-Triumph geführt hatte, auch nicht vergessen haben. Vorteil Inter? „Für uns ist es besser, wenn Messi mit Wut spielt“, sagt Trainer Mascherano.


