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2. Bundesliga Schon wieder Elversberg: Dorfclub auch unter Wagner top

Der erstaunliche Erfolgsweg von Elversberg geht weiter. Der Spitzenreiter aus dem Saarland bringt Talente voran und spielt tollen Fußball. Der Club kann auch künftig auf seinen Strategen setzen.

Von Ulrike John, dpa Aktualisiert: 14.10.2025, 12:20
Vincent Wagner und die SV Elversberg: schöne Grüße an die Konkurrenz (Archivbild)
Vincent Wagner und die SV Elversberg: schöne Grüße an die Konkurrenz (Archivbild) Andreas Gora/dpa

Spiesen-Elversberg - Schon wieder diese Elversberger. Beim Blick auf die Zweitliga-Tabelle staunen Fußball-Fans landauf, landab über den saarländischen Dorfclub. Der spielt nach dem in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim verpassten Bundesliga-Aufstieg erneut ganz oben mit - trotz vieler Abgänge. Macht die SV Elversberg in dieser Saison, wo die Schwergewichte Hamburger SV und 1. FC Köln ins Oberhaus entschwunden sind, ernst?

Wagner: „Noch nicht beim Weihnachtsmann angekommen“

„Wir sind noch nicht mal beim Weihnachtsmann angekommen. Wir brauchen noch 21 Punkte für unser erstes Ziel“, sagte der neue Trainer Vincent Wagner zum Höhenflug. Das Ziel heißt Klassenerhalt, klar. Wie schon im ersten Zweitliga-Jahr, das „Die Elv“ als Elfte abschloss. Wie schon in der vergangenen Spielzeit, die man als Dritter beendete. 

Jedes Mal galt der Außenseiter, der wie kein anderer Profiverein Leihgaben auf bemerkenswerte Art und Weise weiterentwickelt hat, als Abstiegskandidat - weil er Jahr für Jahr seine Besten wieder verliert. 2024 war es unter anderem Bayern-Leihgabe Paul Wanner (inzwischen PSV Eindhoven). In diesem Sommer gingen Zweitliga-Topscorer Fisnik Asllani und Muhammed Damar zurück zur TSG Hoffenheim und Elias Baum zu Eintracht Frankfurt. 2022/23 spielte auch ein gewisser Nick Woltemade, der Newcastle United zuletzt 90 Millionen Euro Ablöse wert war, bei der SVE. 

Vorgeschichte mit Woltemade, Wanner und Co.

Als sich nach der vergangenen Saison plötzlich auch noch der langjährige Chefcoach Horst Steffen zu Werder Bremen verabschiedete, da sahen viele Experten das Ende des Überraschungsclubs aus der 13.000-Einwohner-Doppelgemeinde Spiesen-Elversberg. Aber: Die „Rasselbande“ („Saarbrücker Zeitung“) mischt auch unter Wagner die Liga auf.

Schon wieder wirbeln da spannende junge Spieler: Otto Stange zum Beispiel. 18 Jahre, ausgeliehen vom Hamburger SV, als Joker insgesamt 69 Minuten gespielt, dabei zwei Tore geschossen und zwei vorbereitet. „Ich kenne die Elversberger Vorgeschichte mit Nick Woltemade, Paul Wanner und Fisnik Asllani. Deshalb war für mich klar, dass ich diesen Schritt im Saarland auch gehen möchte“, erklärte das deutsch-brasilianische Toptalent. 

Malanga: „Hier ist alles so bodenständig“ 

Oder Jarzinho Malanga (19), gebürtiger Mannheimer. Kam vom VfB Stuttgart und erklärte: „Hier ist alles so bodenständig. Keiner hebt ab, und alle wollen besser werden.“ Oder der gebürtige Frankfurter Younes Ebnoutalib, der vor einem Jahr noch in der Regionalliga beim FC Gießen kickte und bereits drei Doppelpacks nacheinander erzielte. Oder die nächste Hoffenheim-Leihgabe Bambasé Conté (22.).

Übermütig werden die Elversberger nicht, sie kennen die öffentliche Aufmerksamkeit inzwischen. „Es winkt die Vision, dass wir von Woche zu Woche besser werden können. Das macht uns viel Freude, das hat uns weit gebracht die letzten Jahre“, sagte Sportvorstand Nils-Ole Book im „Sky“-Interview. „Wir sollten auf gar keinen Fall anfangen zu träumen, das wäre kein guter Ratgeber.“

Book galt schon als Virkus-Nachfolger in Gladbach

Als Book kürzlich bei Borussia Mönchengladbach als heißer Kandidat auf die Nachfolge von Sportchef Roland Virkus galt, verlängerte der 39-Jährige in Elversberg flugs seinen Vertrag. 

Die bisher einzige Niederlage setzte es beim VfL Bochum. Danach erkannten selbst im kleinen Elversberg viele ihren Chefcoach nicht wieder: Wagners lange Haare wichen einem feschen Fasson-Schnitt. Er wollte erst wieder zu seiner Friseurin gehen, wenn er verliert. „Mutig, clever, intensiv - so wollen wir Fußball spielen“, hatte der Gymnasiallehrer für Sport und Geschichte bei seinem Amtsantritt angekündigt. 

Der neue Chefcoach stieg mit Hoffenheim auf

Wagner kickte einst bei Rot-Weiss Essen, arbeitete als Assistent und Nachwuchstrainer bei diversen Westclubs und führte dann die zweite Hoffenheimer Mannschaft in die 3. Liga. Der 39-Jährige bekam jetzt ein Sonderlob vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer, weil er nach dem 4:0-Sieg von Elversberg beim 1. FC Magdeburg ein ausgiebiges Plädoyer für seinen in der Kritik stehenden Kollegen Markus Fiedler gehalten hatte.

„Dieser Mut zur Loyalität und zur Transparenz sollte sich öfter wiederholen – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Spielfelds“, sagte BDFL-Präsident Benno Möhlmann - Fiedler wurde inzwischen dennoch freigestellt. 

Stadion an der Kaiserlinde noch Baustelle 

Am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) versucht die SpVgg Greuther Fürth ihr Glück an der Kaiserlinde beim Spitzenreiter. Das Stadion ist immer noch eine große Baustelle, derzeit passen etwa 10.000 Zuschauer hinein. Ende 2026 soll die Ursapharm-Arena fertig sein und etwa 16.000 Fans fassen. Dann könnte die SV Elversberg erstmals erstklassig sein.