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Bundesliga Seguin junior gibt Vollgas

Paul Seguin will in dieser Bundesliga-Saison den Durchbruch schaffen. Wie das klappen soll, verrät er im Volksstimme-Interview.

Von Massimo Rogacki 26.08.2016, 01:01

Heute startet die neue Bundesligasaison. Für den VfL geht es gegen Augsburg. Mit Ihnen in der Startelf?

Paul Seguin: Das wird man sehen. Ich kann nur sagen, dass ich mich in einer richtig guten Verfassung fühle. Für mein Spiel brauche ich dieses Vertrauen in mich. Ich weiß, dass ich in dieser Saison den nächsten Schritt machen kann und will. Ich möchte spielen, deshalb muss die erste Elf das Ziel sein.

Und auf welcher Position sehen Sie sich dort?

Auf der Sechser-Position im Mittelfeld oder auf der Acht. Aber ich kann auch Rechtsverteidiger spielen. Im Training und in der Vorbereitung habe ich das gemacht.

Ihr Trainer Dieter Hecking sagte während der Vorbereitung, Sie hätten einen großen Schritt nach vorn gemacht, vor allem in puncto Dominanz und Körpersprache.

Durch meine ersten vier Bundesligaspiele in der letzten Saison bin ich selbstbewusster geworden. In der Vorbereitung stand ich in drei Spielen in der Startelf und habe meine Sache ganz gut gemacht. Ich merke, dass ich nah dran bin.

Das war in den vergangenen Spielzeiten schon anders.

Das stimmt. Einige Zeit bin ich zwischen erster und zweiter Mannschaft hin- und hergewechselt. Das möchte ich nicht mehr. Ich denke, dass das für meine Entwicklung nicht gut ist. Ich bin seit drei Jahren bei den Profis. Und ich brenne darauf, so viel wie möglich zu spielen.

Wie sehen Sie den Kader? Max Kruse, André Schürrle, Naldo und Dante sind weg. Neu im Team sind unter anderem Daniel Didavi, Jeffrey Bruma, Jakub Blaszykowski und Mario Gomez.

Wir haben super Leute hinzubekommen. Didavi ist ruhig, ein super sympathischer Typ. Er hat einen guten Abschluss und ein sehr gutes Auge. Und Bruma ist eine ganz schöne Kante – der strahlt was aus. Kuba Blaszykowski ist ein sehr guter Spieler, das hat er bei der EM bewiesen. Und über Mario Gomez müssen wir nicht reden. Er ist eine große Verstärkung in der Offensive und hilft uns auch als Typ richtig weiter.

In der enttäuschenden vergangenen Saison gab es beim VfL viel Unruhe. Waren die Eskapaden von Max Kruse ein Thema in der Kabine?

Geredet hat man schon darüber, aber es war kein Problem. Man hat ihm angemerkt, dass das auf dem Platz nicht an ihm abprallt. Die Situation war für ihn nicht einfach.

Wie fanden Sie es, dass Julian Draxler vor der Saison in der Öffentlichkeit gesagt hat, er wolle den VfL verlassen?

Das muss jeder für sich entscheiden. Diese Diskussionen gehören aber zum Fußball dazu. Ich kann Julians Lage nicht nachempfinden. Er steht anders in der Öffentlichkeit als ich.

Und was ist für den VfL Wolfsburg in der kommenden Saison drin?

Unser Ziel sollte es sein, unter die ersten Sechs zu kommen. Wir sollten uns nicht zu viel Druck machen und eher von Spiel zu Spiel schauen.

Und die Bayern sind wieder nicht zu schlagen?

Schwierig. Ich denke, die Bayern sind extrem dominant in Deutschland. Wer dahinter kommt, wird sich zeigen.

Wo landen Borussia Dortmund, Mönchengladbach oder Leverkusen?

Dortmund hat eine völlig neu gemischte Mannschaft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das sofort klappt. Dahinter gibt es einige. Die Spielweise von Borussia Mönchengladbach finde ich sehr ansehnlich. Sie spielen einen Fußball, der mir persönlich sehr gut gefällt.

Zu Ihnen: Sie sind 2007 von Lok Stendal in die Jugend des VfL gegangen. Sehen Sie sich als Sachsen-Anhalter?

Ja, natürlich. Ich bin oft zu Hause in Stendal. Ich weiß, wo ich herkomme.

Nach Ihrer Rückkehr aus dem Urlaub in Stendal haben Sie kürzlich ein Bild bei Facebook gepostet. In Händen halten Sie eine große Box, gefüllt mit Wäsche. Sagen Sie bloß, Sie waschen noch zu Hause?

(lacht) In diesem Fall schon. Ich hatte einen Monat frei. Früher habe ich das immer gemacht. Jetzt ist meine Freundin bei mir eingezogen und wir haben uns eine Waschmaschine gekauft. Am Anfang konnte ich die nicht bedienen, aber mittlerweile geht’s. Meistens wäscht sie und ich hänge auf.

Das heißt Arbeitsteilung?

Stimmt. Aber ich koche.

Selbst beigebracht oder irgendwo abgeguckt?

Anfänglich habe ich mit meiner Mutter in Stendal gechattet und sie hat mir geholfen. Dann habe ich immer mehr für mich alleine rumprobiert. Jetzt kann ich schon richtig gut kochen.

Was kochen Sie am liebsten?

Unterschiedlich. Häufig Fisch. Aber ab und an muss es auch mal mein Leibgericht sein: Schnitzel mit Champignon-Sahne-Soße und dazu Pommes.

Ihre Familie wohnt in Stendal. Wie oft sehen Sie sich?

Mit meinen Eltern telefoniere ich fast täglich. Meine vier Brüder sehe ich seltener, meistens zu Silvester. Drei sind in Stendal, einer wohnt in Magdeburg. Die vier haben schon Kinder. Wir halten Kontakt über eine WhatsApp-Gruppe. Meine Mutter freut sich immer, wenn die Hütte mal wieder voll ist.

Haben Sie noch einen großen Freundeskreis dort?

Ich habe noch ziemlich viele Freunde dort, auch aus der Schulzeit.

Und was machen Sie, wenn Sie sich treffen?

So viele Möglichkeiten gibt es ja nicht. Das „Déjà Vu“ ist ganz gut. Ansonsten treffen wir uns bei McDonalds. Aber wir sitzen natürlich nur da und trinken etwas (grinst).

Ihr Vater Wolfgang Seguin hat selbst Fußball gespielt und ist eine der Ikonen des 1. FC Magdeburg. Ist er immer noch Ihr größter Kritiker?

Ja. Das kann man schon sagen.

Wie sehr nervt es, in jedem Interview auf Ihren Vater angesprochen zu werden?

Klar, früher hat es schon manchmal genervt. Aber ich bin auch stolz drauf. Was er geleistet hat, ist schon Wahnsinn. Ohne meine Eltern hätte ich es nicht so weit geschafft.

Begonnen haben Sie beim 1. FC Lok Stendal. Gucken Sie manchmal noch, was Ihr alter Verein in der Verbandsliga macht?

Sicher. Wenn ich mal Zeit habe, fahre ich sogar hin und gucke mir ein Spiel an.

Und den 1. FC Magdeburg haben Sie auch im Blick?

Auf jeden Fall. Ich hoffe, dass sie sich in der Liga halten können. Ich denke, dass der achte oder neunte Platz machbar sein sollte. Ich hoffe, dass sie auf kurz oder lang in die 2. Liga hochgehen. Die Fans, das Stadion – die sind auf jeden Fall schon zweitligareif.