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EHF-Pokal-Viertelfinale Magdeburger geben Ticket für Finalrunde aus der Hand 27:20 - Die Löwen zu stark, der SCM zu schwach

Von Janette Beck 29.04.2013, 01:25

Mannheim. Tschüss Europacup! Der SCM musste sich am Samstagabend in der Mannheimer GBG-Arena den Rhein-Neckar Löwen mit 20:27 (11:12) geschlagen geben. Drei Tore aus dem Hinspielsieg vor einer Woche waren nicht genug, das Aus im EHF-Pokal-Viertelfinale ist damit besiegelt. Dementsprechend groß war die Enttäuschung.

Um die Stimmung in beiden Lagern gut 30 Minuten nach dem Abpfiff zu beschreiben, brauchte man nur in den Kabinengang zu schleichen und Augen und Ohren offen zu halten. Und es hätte auch der großen gelben Schilder "Visitors" und "Home" an den Türen nicht bedurft, um zu erraten, welche der jeweiligen Mannschaften sich hinter der Tür niedergelassen hatte.

Im "Löwenkäfig" herrschten Jubel, Trubel, Heiterkeit. Einige Spieler begleiteten Andrea Berg lautstark zu einem ihrer größten Mitsing-Hits "Ich bin mit Dir so hoch geflogen ...". Unterbrochen wurde der Chor immer wieder von kurzen Jubelschreien und dem Klirren aneinanderstoßender (Bier-?)Flaschen.

Vor der Kabine der Magdeburger, über die das Schicksal in der zweiten Hälfte des Spiels mit ganzer Wucht hereingebrochen war, herrschte dagegen Totenstille. Auch wenn sich die Tür öffnete und ein Spieler im schwarzen Trainingsanzug, die Roll-Sporttasche hinter sich herziehend, den Raum mit hängendem Kopf verließ, fielen bis auf "Tschüss" und "gute Heimfahrt" in Richtung der wartenden Medienvertreter kaum Worte. Es war nur allzu offensichtlich: Der SCM trug Trauer, weil in Folge einer zu schwachen zweiten Halbzeit der Traum vom Einzug ins Final-Four des EHF-Pokals in Nantes gestorben war.

Fabian van Olphen, der sich von der ersten Minute an vorbildlich reingehängt und gekämpft hatte, wie viele seiner Mitspieler an diesem Abend, aber ohne Tor geblieben war, hätte natürlich auch am liebsten geschwiegen. Doch als Kapitän stellte er sich den Fragen der Journalisten. "Dieses Aus tut natürlich weh. Wir haben gekämpft, aber leider hat es nicht gereicht. Die Löwen waren heute einfach besser", erklärte der Holländer, der die Konsequenzen des Scheiterns bereits vor Augen hatte. "Es ist schon komisch, sich vorzustellen, dass wir möglicherweise im nächsten Jahr nicht international spielen werden." Zwei Jahre hintereinander habe man dies gemacht und genossen. "Wir hatten viel Spaß dabei, und wir werden das natürlich vermissen", so van Olphen, der sich an den letzten, rettenden Strohhalm klammerte - den theoretisch noch möglichen 6. Platz in der Liga. "Ein kleiner Funke Hoffnung bleibt ja noch. Wir müssen nach vorn schauen, am Mittwoch kommt Flensburg. Wir müssen versuchen, das Unmögliche möglich zu machen."

Auch SCM-Trainer Frank Carstens rang nach dem deutlichen Sieg der an diesem Abend auf fast allen Positionen überlegenen Löwen um Fassung. "Der Sieg war klar und verdient. Für uns ist das natürlich ein ganz trauriger Tag, und wir sind enttäuscht, dass wir es nicht geschafft haben."

Die Analyse der Partie, bei der in der 38. Minute das Drei-Tore-Polster weggeschmolzen und in der 49. Minute beim Rückstand von 15:23 eine Vorentscheidung gefallen war, fiel kurz aus. Carstens: "Wir haben es über 60 Minuten nicht verstanden, unsere Nervosität abzulegen. Ein Zeichen dafür waren die acht technischen Fehler in der ersten Halbzeit. Das sind zu viele, normalerweise liegst du da schon deutlich hinten", so Carstens, der die individuellen Stärken sowie den klaren Vorteil des Gegners bei der Torhüterleistung betonte. "Wenn man die Löwen schlagen will, dann muss alles passen. Und das hat es heute nicht."

Dennoch wollte und konnte der 41-Jährige "niemandem einen Vorwurf machen", denn Einstellung und Moral hätten gestimmt. "Trotz der noch einmal verschlechterten Personalsituation haben alle bis zur letzten Sekunde gekämpft. Wir haben alles versucht - vom Torhüterwechsel, über eine Umstellung der Abwehr auf offensiv, bis hin zum siebten Feldspieler - aber wir haben es nicht geschafft, uns Chancen zu erspielen, die wir gebraucht hätten, um noch mal ins Spiel zurückzukommen."

Als er gefragt wurde, ob man angesichts der Tabellenkonstellation in der Bundesliga (sieben Punkte Rückstand zum Tabellensechsten Hannover - bei einem Spiel weniger) gedenkt, den Rest der Saison "abzuschenken", reagierte Carstens trotzig: "Das wäre Verrat an unseren Zuschauern und an uns selbst. Solange eine Chance besteht, Platz sechs zu erreichen, werden wir kämpfen. Deswegen ist es wichtig, dass wir gegen Flensburg den Kopf wieder oben haben."Meinung

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Abt - Schmidt 9/2, Roggisch, Sesum 1, Guardiola I., Sigurdmannsson 2, Myrhol 5, Groetzki 4, Maier, Guardiola G. 1, Petersson 4, Ekdahl Du Rietz 1, Schmidt.

SCM: Eijlers, Gustavsson - Natek 7, Wiegert, Kneer 5 , Hartfield, Musche , Landsberg , van Olphen , Hornke, Grafenhorst 2, Tönnesen, Weber 3/2, Jurecki 3.

Schiedsrichter: Pavicevic/Raznatovic (Monennegro). Zuschauer: 1800 (ausverkauft). Siebenmeter: Löwen 4/2; SCM 2/2. Zeitstrafen: 5 /5 - Rot (46. dritte Zeitstrafe) Landsberg.

Für das Bundesliga-Heimspiel des SCM gegen die SG Flensburg-Handewitt am Mittwoch (15 Uhr/Getec-Arena) verlost die Volksstimme zweimal zwei Freikarten. Schreiben Sie am Montag, 29. April, bis 17 Uhr eine E-Mail mit dem Stichwort "Flensburg" an: sport.gewinnspiel@volksstimme.de. Die Gewinner werden in der Dienstag-Ausgabe veröffentlicht.