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Handball HSV Magdeburg ist beliebt

Von Weltklasse ist der Frauen-Handball hierzulande weit entfernt. Nun will der HSV Magdeburg an eine alte Tradition anknüpfen.

Von Janette Beck 15.12.2017, 10:00

Magdeburg l Zehn Spiele fanden während der Frauen-WM in der Getec-Arena statt. So es die Zeit erlaubte, war Michael Jahns als Zaungast dabei. Aus gutem Grund: Der einstige Magdeburger Rückraumspieler, der mit dem SCM 2001 deutscher Meister wurde, hat sich als Trainer des HSV Magdeburg inzwischen der Entwicklung des Frauen-Handballs verschrieben. Allerdings sind seine Schützlinge vielmehr Mädchen. Selbst die in der Mitteldeutschen Oberliga spielende erste Frauen-Mannschaft besteht zur Hälfte aus A- und B-Jugendlichen unter 17 Jahren.

Was der 41-Jährige natürlich weiß, haben ihm die Lektionen der Norwegerinnen & Co. noch einmal vor Augen geführt: Der Frauenhandball hierzulande hinkt inzwischen Lichtjahre hinterher. „Angesichts einer großen Tradition ist es unendlich traurig, in welchen Niederungen wir uns inzwischen bewegen“, bedauert Jahns den tiefen Fall.

Anfang vom Ende sei die Ausgliederung des Frauen-Handballs aus dem SCM Ende der 90er Jahre, glaubt Jahns. Die Magdeburgerinnen, 1976 Pokalsieger, 1981 DDR-Meister und 1983 Finalist im Europapokal der Pokalsieger, stiegen in der Saison 1995/96 in die 2. Liga ab. Die Spielgemeinschaft mit Niederndodeleben war ebenso wenig von Erfolg gekrönt wie die Fusion mit Fortuna Magdeburg zum HSC 2000. Die „Bandits“ kämpften lange tapfer ums Überleben, wurden aber von der 2. Liga bis in die Sachsen-Anhalt-Liga durchgereicht. 2014 gingen die Lichter ganz aus.

Mit seinen HSV-Mädchen stecken Jahns & Co. indes noch in den Kinderschuhen. „Weil der Frauen-Handball über Jahrzehnte hinweg nur das fünfte Rad am Wagen war, sind uns etliche Talente verlorengegangen“, meint Jahns mit Blick auf die nur noch selten auftauchenden Namen von Magdeburgerinnen in den Nationalteams des DHB.

Nach Ex-SCM-Spielerin Anja Althaus (35) und den ehemaligen HSC-2000-Spielerinnen Anne Hubinger (24) und Antje Lauenroth (29) klafft eine Riesenlücke. Das vorerst letzte Talent mit Magdeburger Wurzeln ist Luzie Kretzschmar. Aber auch die 17-jährige Tochter von Handball-Ikone Stefan Kretzschmar hat der Heimat längst den Rücken gekehrt. Sie spielt inzwischen in der ersten Frauenmannschaft des HC Leipzig, der nach dem wirtschaftlichen Kollaps allerdings auch nur in der 3.  Liga herumwurstelt.

Doch Jahns sieht Licht am Ende des Tunnels, denn seinem erst im Mai 2013 gegründeten Verein laufen die Mädchen die Bude ein. Von 300 Mitgliedern sind 130 weiblich, sieben Teams sind im Spielbetrieb. Zudem wurde mit Torhüterin Samantha Bambynek erstmals ein HSV-Talent in den U-16-Kader des DHB berufen. Alica Rißland und Lucy Gündel (alle 14) sind auf dem Sprung dahin. Dennoch bleibt Jahns Realist: „Höherklassiger Frauenhandball ist in Magdeburg auf absehbare Zeit Illusion. Doch auch wenn die Unterstützung durch den Landesverband HVSA gegen null tendiert, was traurig und beschämend ist, wir kämpfen weiter. Die Mädchen haben eine Chance verdient.“