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Handball-Bundesliga: SCM nach Höhenflug unsanft gelandet / Offensive Deckung stellt Angriff der Magdeburger vor Probleme Wiegert spricht seinen Mitspielern aus dem Herzen: "Das tut richtig weh"

Von Janette Beck 05.11.2010, 04:16

"Das tut richtig weh." SCM-Rückraumspieler Bennet Wiegert machte gestern aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er selbst, seine Mitspieler, Trainer Frank Carstens und auch die Zuschauer und Fans in der Bördelandhalle waren nach der ersten Heimniederlage der Saison völlig konsterniert – denn der 23:25 (13:11)-Dämpfer des HBW Balingen-Weilstetten kam sowohl vom Zeitpunkt als auch von der Art und Weise völlig unerwartet.

Magdeburg. Was war das denn? Diese Frage hämmerte in den Köpfen der SCM-Spieler, als sie nach dem Abpfiff in der Kabine saßen und man eine Stecknadel hätte fallen hören können. "Irgendwie waren wir alle perplex. Es war mucksmäuschenstill und keiner wollte wahrhaben, dass wir verloren hatten. Und doch war es passiert, die zwei Punkte, die wir ganz fest eingeplant hatten, waren futsch – und der Heimnimbus gleich mit", war Wiegert gestern noch immer ziemlich aufgewühlt.

Er habe lange wachgelegen und versucht, das Spiel, in dem eigentlich nichts geschehen war, auf das man nicht vorbereitet gewesen sei, zu reflektieren. "Und man quält sich mit Fragen, fasst sich an den Kopf und möchte den Zeiger einfach nur zurückdrehen. Aber das geht nun mal nicht – so ist der Sport und wir müssen mit dieser Niederlage - war sie auch noch so unerwartet - leben."

Doch selbst in der Analyse des Erlebten schwang gestern noch immer Unfassbarkeit mit: "Es war sicher kein schönes Spiel von uns, aber bis zur 48. Minute hatte ich auch nicht das Gefühl, dass wir das Spiel verlieren könnten. Da lagen wir ja auch noch mit vier Toren vorn. Und dann war‘s auf einmal passiert. Drei Minuten vor Schluss stand es 23:23, und da war es schon fast zu spät, um den Hebel noch einmal umzulegen", so Wiegert, der über weite Strecken eine starke Partie geboten hatte (6 Tore), aber in der entscheidenden Schlussphase genau wie Natek Pech hatte und nur das Holz traf.

Dass der SCM im Gegensatz zu vorangegangenen Partien nicht mehr die Kurve bekommen hatte (Trainer Frank Carstens: "Das ist eine böse Überraschung für uns. Im Abschluss hat die letzte Konsequenz gefehlt. Zudem hat uns in der entscheidenden Phase die mentale Stärke, die uns zuvor ausgezeichnet hat, diesmal im Stich gelassen.") hatte auch Balingens Trainer Rolf Brack mit Verwunderung zur Kenntnis genommen: "Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir hier gewonnen haben. Wir hatten nach der starken Vorstellung in Flensburg oder gegen die Löwen einen Riesenrespekt vor Magdeburg, und nun gewinnen wir die zweite Halbzeit mit 16:11 und gehen hier als Sieger vom Feld – unglaublich", so der Handball-Professor, der zudem mit einem Augenzwinkern konstatierte, dass die beiden besten Magdeburger an diesem Abend (Weber und Eijlers) passenderweise Ex-Balinger waren.

Das Lob konnte den SCM-Keeper über die Enttäuschung nicht hinwegtrösten, denn selbst 19 Paraden hatten nicht ausgereicht, um die Niederlage zu verhindern: "Balingen hat uns voll auf dem falschen Fuß erwischt. Eigentlich reicht ein einziges Wort aus, um zu beschreiben, was uns alle bewegt: Scheiße!"

Das Spiel habe man zuallererst im Angriff verloren: "15 technische Fehler zeugen davon, dass wir überhaupt nicht mit der offensiven 3-2-1-Deckung zurechtgekommen sind. Wir haben einfach keine Mittel gefunden, das System zu knacken. Und das, obwohl im Training darauf hingearbeitet wurde", sinnierte Eijlers, um dann aber den Kopf aus dem Sand zu ziehen: "Wir müssen die Niederlage so schnell wie möglich aus den Köpfen bekommen. Am Sonntag müssen wir in Göppingen ran, da können wir es besser machen. Ohnehin scheint es uns ja mehr zu liegen, wenn wir nicht die Favoritenbürde tragen."