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HandballDritter Platz für SCM kein Trost

Ernüchterung und Enttäuschung pur beim SC Magdeburg: Wie zuvor im DHB-Pokal sind jetzt auch im EHF-Cup die Titelträume geplatzt.

Von Anne Toss 22.05.2018, 01:01

Magdeburg l „Ich persönlich habe noch nie eine so große sportliche Enttäuschung erlebt wie heute“, sagte SCM-Trainer Bennet Wiegert nach dem verlorenen Halbfinale gegen Saint-Raphaël (27:28) am Sonnabend. Bei den EHF-Cup-Finalspielen vor heimischer Kulisse hatte sich der Verein viel vorgenommen und sich als Gastgeber klar in der Favoritenrolle positioniert – letztendlich scheiterte der SCM vielleicht sogar an den eigenen Erwartungen.

„Ich hatte das Gefühl, dass wir Angst vorm Verlieren, vor der eigenen Courage hatten – das haben wir auch in Hamburg schon gezeigt. Daraus müssen wir lernen“, sagte Wiegert. Technische Fehler, ungenutzte Torchancen und eingeschüchterte Rückraumspieler trugen insbesondere zum Finaleinzug der Franzosen um Trainer Joel da Silva bei. „Wir haben einfach wieder zu viele Ausfälle, zu viele dumme Fehler. Das ist einfach nur zum Kotzen“, sagte Matthias Musche direkt nach dem Spiel gegenüber dem MDR. „Wir hatten heute eine wirklich gute Chance und haben es selbst verspielt“, merkte Kapitän Christian O‘Sullivan mit hängendem Kopf an.

Saint-Raphaëls Linksaußen Raphael Caucheteux, der gegen den SCM zwölf Treffer markierte, gab nach Abpfiff einen Einblick in deren Taktik: „Wir wussten, wenn wir Damgaard und O‘Sullivan in den Griff kriegen, können wir das Spiel gewinnen.“ Und genau das ist den Franzosen auch eindrucksvoll gelungen. Der Rückraum des SCM mit Damgaard (1 Tor), O‘Sullivan (1), Christiansen (3) und Bezjak (3) erzielte aus dem Spiel heraus acht Feldtore. Die Außen Matthias Musche (6) und Daniel Pettersson (6) dagegen zwölf.

Das Torwart-Duell konnten die Franzosen mit Mihai Popescu ebenfalls für sich entscheiden. Dario Quenstedt setzte mit seinen Paraden zwar immer wieder Akzente, schaffte es aber nicht, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken und seinem Team konstant Rückhalt zu geben.

Dennoch: Bennet Wiegert hielt an Quenstedt und Christiansen – für den Nemanja Zelenovic eine Alternative gewesen wäre – fest. Warum? „Von Dario Quenstedt hatte ich gestern eine gute Leistung auf dem Schirm. Ich hatte das Gefühl, dass es für ihn einfacher ist, als wenn Jannick jetzt von der Bank kommt“, sagte Wiegert. Und weiter: „Zelenovic hat 60 Minuten in Hüttenberg gespielt und war relativ erschöpft. Ich hätte da schon wechseln können, um einen Impuls zu setzen, habe Mads aber als sicher empfunden. Und ich wusste auch nicht: Ist ,Zele‘ bereit dafür? Tue ich ihm damit einen Gefallen? Mads war sowohl positiv als negativ nicht auffällig“, erklärte Wiegert seine Entscheidung.

Im Nachhinein könne man immer darüber diskutieren, den Schuh ziehe er sich auch an, weil er die Verantwortung dafür trage. „Nur was das Dramatische an unserem Job ist, ist, dass ich nie erfahren werde, wie es anders gelaufen wäre.“

Anders präsentierte sich sein Team jedenfalls am Sonntag, als es im Spiel um Platz drei gegen Frisch Auf Göppingen ging. Nach der ersten Halbzeit drängte der SCM auf eine Entscheidung und gewann schlussendlich ungefährdet mit 35:25 (16:15). Die Freude über den erneuten dritten Platz war allerdings verhalten. „Wir sind glücklich, dass wir gewonnen haben, aber enttäuscht, dass wir nicht das Finale spielen“, sagte Torwart Jannick Green.

Trotz des zweiten Ausscheidens in einer Endrunde innerhalb weniger Wochen will sich der Trainer die Saison nicht kaputtreden lassen. „Für mich ist es wichtig, eine langfristige Entwicklung zu sehen. Es ist doch fast schwieriger, Konstanz zu erzielen, als Titel zu gewinnen. Wir sind, hoffe ich, weiter auf einem guten Weg und sollten uns davon nicht durcheinander bringen lassen.“

Doch auch Wiegert weiß, dass am Ende der Saison nur Titel zählen. „Es tut einfach verdammt weh und ist auch mit einem Sieg im Spiel um Platz drei nicht wiedergutgemacht. Das war einfach eine riesige Chance, etwas mitzunehmen“, sagte der Trainer.

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