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Handball Green und Damgaard entzaubern Kiel

Der SCM hat seine Siegesserie dank eines fulminanten Kraftaktes fortgesetzt. Vor ausverkaufter Kulisse wurde Kiel mit 27:26 bezwungen.

Von Janette Beck 02.03.2017, 00:32

Magdeburg l Als „alter Handball-Hase“ wollte sich auch Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper das Duell zwischen dem Pokalsieger und dem Rekordmeister nicht entgehen lassen: „Ich habe mir frühzeitig eine Karte besorgt“, erklärte Trümper. Er erwartete „wieder ein enges Spiel mit nur ein oder zwei Toren Unterschied.“

Und der OB sollte so was von Recht behalten! Es wurde eng.

Von Beginn an lag Pfeffer in der Partie. Die Deckungsreihen machten klar, dass um jeden Zentimeter erbittert gekämpft werden würde. Und auch die Torhüter waren sofort zur Stelle. Sowohl Europameister Andreas Wolff als auch Jannick Green, der mit zwölf Paraden in der ersten Halbzeit da weitermachte, wo er gegen Wetzlar aufgehört hatte, setzten Zeichen (2:2/4. Spielminute).

Beim SCM erwischte vor allen Mads Christiansen mit einem Tor-Hattrick zum 3:2 einen Super-Start (4.). Doch Kiel ließ sich nicht lange um die passende Antwort bitten und drehte die Partie zum 5:3 (9.). Und die Mannschaft von THW-Coach Alfred Gislason, die nach der Pleitenserie in der Königsklasse heftig in die Kritik geraten war, blieb zunächst auch am Drücker und hielt den Vorsprung bis zum 8:5 (14.).

Zu allem Unglück verlor der SCM zu diesem frühen Zeitpunkt auch noch Marko Bezjak. Der Spielmacher hatte nach einem Foul an Christian Dissinger die Rote Karte gezeigt bekommen – eine (zu) harte Strafe, wie viele es in der brodelnden Halle empfanden. TV-Kommentator Stefan Kretzschmar sprach indes bei Sport1 von einer Karte, die „dunkelrot“ gewesen sei.

Und doch führte gerade Bezjaks Ausschluss mit etwas Verspätung zu einer Trotzreaktion. Nach einem 3:0-Lauf vom 8:11 (20.) zum 11:11 (22.) war der SCM, nun mit Christian O’Sullivan als „Strippenzieher“, wieder mittendrin, statt nur dabei. Bis zum Seitenwechsel blieb es bei einem offenen Schlagabtausch.

Und es sollte noch dramatischer nach dem Wiederanpfiff weitergehen. Aber zunächst einmal geriet der SCM nach einem Blitzstart der Kieler mit 17:20 ins Hintertreffen (36.). Doch das sollte in diesem Spiel auf Biegen und Brechen noch gar nichts bedeuten. Der SCM warf alles in die Waagschale, was an Einsatz, Teamgeist und Substanz vorhanden war und drehte die Partie in ein 22:21 (45.). Die Führung hatte der gerade eingewechselte Yves Grafenhorst nach einer Green-Parade quasi aus dem Kaltstart erzielt.

In der hochdramatischen, engen und nervenaufreibenden Schlussphase sollte sich zeigen, dass die Kraftreserven am Ende entschieden. Und der Siegeswille. Beim 26:26-Ausgleichstreffer durch THW-Shooter Lukas Nilsson verblieben dem SCM noch 90 – und nach einer Auszeit noch 22 Sekunden – , um den zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg einzufahren. Und dann war es „Teufelskerl“ Damgaard, der den Ball unter die Latte zum umjubelten Sieg-Treffer einhämmerte und so die Revanche für das Pokal-Aus perfekt machte.

Matthias Musche dankte zuerst dem Publikum: „So etwas ist nur mit euch möglich!“

THW-Coach Gislason konstatierte hinterher: „Es ist schade, es war ein Unentschieden, ja sogar ein Sieg für uns möglich.“

SCM-Trainer Bennet Wiegert erklärte: „Ich bin sehr, sehr zufrieden mit dem Auftritt und der Leidenschaft, die meine Mannschaft gezeigt hat. Wir haben heute um jeden Zentimeter gekämpft, gerade im Teamspirit haben wir in letzter Zeit Riesenschritte nach vorn gemacht.“

SCM: Green, Quenstedt - Musa 2, Musche 5/1, van Olphen, Bagersted 1, Christiansen 5, O‘Sullivan 1, Bezjak 1, Weber 4/2, Damgaard 6, Zelenovic, Grafenhorst 2, Lemke

Kiel: Landin, Wolff - Duvnjak 3, Toft Hansen 1, Dissinger 3, Wiencek 2, Ekberg 5/1, Zeitz, Dahmke 3, Vujin 5, Bilyk 1, Nilsson 3, Lackovic, Brozovic,

Schiedsrichter:Nils Blümel/Jörg Loppaschewski . Zuschauer: 6800 (ausverkauft). Siebenmeter: SCM: 4/3, Kiel 1/1. Zeitstrafen: SCM 2 - Rot, Bezjak (15.); Kiel: 3