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Handball SCM-Dauerstress erfordert Spagat

Um keine weiteren Verletzungen zu riskieren, wurde beim SCM im Europacup gegen Nexe kräftig rotiert.

Von M. Nothacker und R. Miller 09.12.2020, 23:01

Magdeburg l Als Jannick Green am Dienstagabend im Spiel gegen den RK Nexe (28:23) mit der Pausensirene zu Boden ging und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an das linke Knie fasste, war Schlimmes zu befürchten. Der SCM-Torwart fehlte im November ja aufgrund von Kniebeschwerden mehrere Spiele lang. Dass der Däne nach dem Seitenwechsel nur auf der Bank saß und Tobias Thulin zwischen die Pfosten rückte, hatte mit der Verletzung aber nichts zu tun. Trainer Bennet Wiegert: „Jannick konnte zum Glück Entwarnung geben. Aber wir hatten von vornherein geplant, dass die Torhüter sich das Spiel teilen.“

Ohne Rotation geht es zurzeit nämlich nicht beim SC Magdeburg. Neben den vielen kräftezehrenden Spielen im Europacup und in der Bundesliga stecken den Grün-Roten auch noch anstrengende Reisen wie zuletzt nach Schweden und Kroatien in den Knochen. Wiegert hatte deshalb schon vor dem Spiel gegen Nexe angekündigt, dass er die Belastungen verteilen wird. Tim Hornke spielte statt Daniel Pettersson auf Rechtsaußen, Moritz Preuß entlastete Zeljko Musa im Angriff und Christoph Steinert durfte im rechten Rückraum fast komplett ran, um Omar Ingi Magnusson zu schonen. In den Schlussminuten durfte auf Linksaußen auch noch Justus Kluge ran, der für den schwer verletzten Matthias Musche von den Youngsters zu den Profis aufrückte.

Nach Musches Kreuzbandriss würde eine weitere Verletzung den SCM hart treffen. „Zu hohe Belastung ist mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden. Deshalb müssen wir da schon aufpassen und die Kräfte verteilen“, erklärt Wiegert und weiß, dass die gesamte Liga mit diesem Problem zu kämpfen hat.

Im Spiel gegen Lemgo zog sich am Sonntag Gäste-Spieler Tim Suton einen Kreuzbandriss zu. Wiegert stellte deshalb sogar das Ergebnis in den Hintergrund. „Meine Gedanken sind bei Tim Suton. Es tut mir total leid für den Jungen“, sagte er sichtlich mitgenommen und wird auch nachdenklich, weil sich die schlimmen Verletzungen in der Handball-Bundesliga zuletzt gehäuft haben. Gerade die deutschen Topclubs, die unter der Woche auch noch international spielen müssen, sind besonders hart betroffen. Eine Überbelastung steht zumindest im Raum.

„Die Tendenz ist schon da, dass wir bei der Belastungssteuerung Schwierigkeiten haben“, sagt Wiegert und schaut sorgenvoll nach vorn: „Klar ist aber auch, dass wir erst am Anfang sind. Nächstes Jahr kommt noch die Weltmeisterschaft und dann Olympia.“

Aufgrund der vielen Nationalspieler ist das auch für den SCM keine einfache Situation – doch eine schnelle Lösung ist für Wiegert nicht in Sicht: „Es gibt nun mal den Spielplan, und ich verstehe auch, dass jeder Wettbewerb an seinen Terminen festhalten will.“

Michael Damgaard stellt derweil sogar die Vermutung an, dass auch die leeren Zuschauerränge mit der Verletzungsmisere zusammenhängen könnten. „Die genauen Ursachen für die vielen Verletzungen kenne ich auch nicht“, sagt der dänische Rückraumspieler: „Aber vielleicht fehlt ohne Fans in der Halle auch das letzte bisschen Adrenalin, die letzte Anspannung im Körper.“

Auch deswegen freuen sich die SCM-Akteure, dass bei ihren Heimspielen mittlerweile zumindest als Unterstützung fleißig getrommelt wird. „Es hilft schon, dass Trommler jetzt immer hier sind“, sagt Torwart Jannick Green. „Dadurch entsteht zumindest so ein bisschen eine Atmosphäre.“ Gisli Thorgeir Kristjansson sieht es genauso: „Die Trommler bringen uns sehr, sehr viel.“