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Handball SCM gewinnt Krimi in Leipzig

Der SC Magdeburg gewinnt das Ost-Derby beim SC DHfK Leipzig mit 25:24 (11:13). Ein echter Handball-Krimi.

Von René Miller 27.12.2018, 20:59

Leipzig/Magdeburg l Noch drei Sekunden sind vor 7213 Zuschauern im Hexenkessel von Leipzig zu spielen. Zwischen DHfK Leipzig und dem SC Magdeburg steht es 24:24. Keinen Zuschauer hält es mehr auf den Sitzen. Die Trainer wedeln an der Seitenlinie mit den Armen herum. Die Wechselspieler halten die Luft an. Der SCM hat Freiwurf. Bleibt es bei der Punkteteilung oder gibt es noch den Last-Minute-Glückswurf?

Als sich Michael Damgaard in Position bringt, ist klar, dass es der Däne versuchen wird. Und wie. Kurzes Zuspiel, Absprung, Wurf und Tor! Der SCM siegt 25:24! Während der Ball noch im Netz zappelt, ertönt die Schlusssirene. Das komplette Magdeburger Team stürmt auf die Platte und feiert diesen wichtigen Sieg.

Mittendrin Damgaard, der schon im Februar beim letzten Duell in Leipzig mit der Schlusssirene zum Sieg getroffen hatte. „Was soll man in so einer Situation denken? Dass es wichtig ist, wenn einem jetzt ein Tor gelingt", beantwortete der coole Däne bei „Sky" die Frage nach der Nervosität in solch einem Moment.

Dass es überhaupt noch zu diesem Moment kam, sprach für eine tolle Moral beim SCM. Fünf Minuten vor der Pause lagen die Gäste mit vier Toren (9:13) hinten, bekamen vor allem Leipzigs Philipp Weber kaum in den Griff. Da musste SCM-Trainer Bennet Wiegert seine Jungs in einer Auszeit schon mal kräftig wachrütteln. „Hört auf mit dem Kopf zu schütteln. Ich will endlich die nötige Ausstrahlung und den Willen sehen, dieses Spiel hier zu dominieren", forderte Wiegert.

Zur Pause waren die Magdeburger zwar wieder auf 11:13 ran, aber sie überließen nach dem Seitenwechsel das Torewerfen wieder den Gastgebern. Am eigenen Kreis leistete sich der SCM viel zu viele Lücken und im eigenen Angriff fehlten die Ideen. Und wenn mal einer frei war, dann wurden die Bälle in Serie verworfen. Leipzigs Weber nagelte die Kugel dagegen sogar aus elf Metern zum 18:13 (40.) ein. Das sah überhaupt nicht gut aus für die Magdeburger im Duell der alten DDR-Meister – SCM gewann elf Titel, die Leipziger sechs.

Doch die Magdeburger holten auch dank vieler toller Paraden von Schlussmann Jannick Green Tor um Tor auf. Damgaard brachte die Gäste per Doppelpack nach 47 Minuten auf 18:19 heran. Juan de la Peña glich danach aus und erneut Damgaard warf den SCM sogar in Führung (20:19/49.).

Das Spiel entwickelte sich zum absoluten Krimi. Der SCM ging in Führung, die Leipziger glichen aus. Bis vier Minuten vor Schluss ein Foul an Musche nicht geahndet wurde, es aber auf der Gegenseite Siebenmeter gab. Und den netzte Weber zum 23:22 für die Leipzig ein. De la Peña glich wieder aus. Und dann haderten die Magdeburger endgültig mit den Schiris. Andreas Rojewski rammte aus vollem Lauf mit der Schulter vorneweg Musche um, ohne dass es Stürmerfoul gab. Egal! Musche netzte dafür 99 Sekunden vor Schluss nervenstark einen Siebenmeter zum 24:23 ein. Leipzig glich zwar noch einmal aus, bevor sich Damgaard den allerletzten Wurf nahm.

Wiegert: „Wir sind alle überglücklich. Das war aber noch einmal ein ganz schwieriger Tag für uns und eine absolute Energieleistung des Teams. Zwei Spieler müssen wir wahrscheinlich in den Bus tragen. Aber sie haben sich zur Verfügung gestellt, weil sie wussten, was uns dieser Sieg bedeutet."

Einer davon war Matthias Musche, der zur großen Überraschung auf der Platte stand. Während die Mannschaft schon am zweiten Weihnachtsfeiertag nach Leipzig gereist war, unterzog sich Musche am Donnerstagvormittag noch einer MRT-Untersuchung. Und danach konnte er wie erhofft die Tasche packen und hinterherfahren. „Es tut zwar noch weh, aber es ist zum Glück keine schlimmere Geschichte", freute sich der 26-Jährige darüber, dass nach seinem Umknicken im Spiel gegen die Füchse Berlin nicht wie befürchtet eines der Bänder im Sprunggelenk gerissen war. Die WM ist damit nicht in Gefahr. Wiegert: „Er hat mir gesagt, dass, wenn er spielen soll, dann gleich von Beginn an. Und wenn er einmal auf der Platte steht, kommt er nicht mehr runter." Und beim Jubeln war auch der Schmerz bei Musche verflogen.

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