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Handball SCM mit einem Luxusproblem

Der SC Magdeburg darf sich in der neuen Handball-Saison darüber freuen, gleich vier sichere Siebenmeterschützen im Team zu haben.

Von René Miller 24.08.2019, 01:01

Magdeburg l Als Matthias Musche gegen Balingen beim Stand von 0:2 an den Siebenmeterpunkt ging, war der erste Saisontreffer des SC Magdeburg eigentlich fest gebucht. Letzte Saison hatte sich Musche mit 256 Treffern die Torjägerkanone der Bundesliga geholt, dabei 97 Siebenmeter verwandelt. Aber ausgerechnet Musche scheiterte an Balingens Schlussmann Vladimir Bozic.

„Im ersten Spiel einer Saison ist immer mehr Aufregung dabei als sonst, weil keiner so richtig weiß, wo er steht. Das kann man mit Testspielen nicht vergleichen. Hinzu kam, dass wir durch verschenkte Bälle im Rückstand lagen. Deshalb habe ich sicher schon ein bisschen mehr nachgedacht als sonst“, gibt Musche ehrlich zu.

Aber dem 27-Jährigen sind irgendwelche Egos fremd. Musche: „Wer wirft, ist völlig egal. Hauptsache, der Ball ist drin.“ Und so reichte er wenige Minuten später die Verantwortung an Daniel Pettersson weiter. Der Schwede behielt die Nerven und verwandelte vor der Pause auch noch seinen zweiten Siebenmeter. Nach der Pause übernahm Tim Hornke den Nervenkrimi mit dem gegnerischen Torwart.

Musche: „Da ich verworfen und Daniel zwei Mal getroffen hatte, dachte ich eigentlich, er macht jetzt auch von der Bank aus bei den Siebenmetern weiter.“ Aber Trainer Bennet Wiegert ist kein Fan davon, Spieler für Siebenmeter extra einzuwechseln. Wiegert: „Wir haben genug gute Schützen, die das unter sich ausmachen können. Wenn ich da einen von der Bank schicken würde, kann das auch für Unruhe sorgen.“

In Stein gemeißelt ist das natürlich nicht. Wenn einer der Siebenmeterschützen einen guten Lauf hat und das Spiel so auf der Kippe steht, dass jedes Tor wichtig ist, dann würde derjenige wohl dann werfen, wenn er gerade draußen sitzt.

Beim 38:26 gegen Balingen war das nicht notwendig. Hornke: „Als es Siebenmeter gab, habe ich kurz zur Bank geschaut. Weil von dort keine Reaktion kam, dass jemand anderes werfen soll, bin ich an den Punkt.“ Am Ende waren es fünf verwandelte Siebenmeter bei fünf Versuchen.

Im Vorjahr traf der 29-Jährige für Lemgo 104 Mal bei 134 Versuchen. Ergibt eine Quote von 77,61 Prozent. Matthias Musche kam mit 97 Treffern bei 121 Siebenmetern sogar auf eine Quote von 80,17 Prozent. Pettersson hat sechs Siebenmeter verwandelt. Und nicht zu vergessen, dass der SCM jetzt mit Christoph Steinert ja noch einen weiteren Experten für Strafwürfe verpflichtet hat. Der Rückraumspieler war vergangene Saison in Erlangen der etatmäßige Schütze und kam mit 57 verwandelten Bällen bei 67 Versuchen auf eine Quote von 85,07 Prozent.

Demzufolge hat der SCM am Siebenmeterpunkt ein absolutes Luxusproblem. Wiegert: „Ich wurde oft genug zu diesem Thema gefragt, habe aber ganz bewußt nie ein Thema daraus gemacht. Wer wirft, ergibt sich meist auch ganz automatisch.“ Sieht Musche ähnlich. „Wir haben genug gute Schützen und werden uns da sicherlich abwechseln“, so der Nationalspieler, für den aber damit auch klar ist, die Torjägerkrone wohl kaum verteidigen zu können.

Musche: „Wir teilen uns ja nicht nur die Siebenmeter, sondern wechseln auch viel mehr im Spiel. Da sind 256 Tore sicherlich nicht zu schaffen.“ Hornke landete in der abgelaufenen Spielzeit mit 215 Treffern in der Torschützenliste auf Rang zwei und wird diesen Wert auch kaum erreichen können.

Obwohl er sich mit Pettersson gegen Balingen die Spielzeit teilte, war er am Ende trotzdem mit sieben Treffern bester SCM-Werfer. So stellt man sich eine Rückkehr nach Magdeburg vor. Hornke: „Entscheidend ist, dass wir das Spiel gewonnen haben. Aber es ist natürlich auch schön, wenn man mit Toren dazu beitragen kann. Und dann noch vor unseren Fans im ersten Spiel nach meiner Zeit in Lemgo.“

Die Fans waren vor allem von seinem vierten Siebenmeter begeistert, als Hornke den Ball über Bozic hinweg legte. Hätte er das bei einem engen Spielstand oder dem ersten Siebenmeter im Spiel eigentlich auch gemacht? Hornke schmunzelnd: „Das hatte nichts mit dem Spielstand zu tun. Wenn der Torwart entsprechend steht, würde ich das auch bei meinem ersten Siebenmeter machen. Auch egal, wie es steht.“