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Handball SCM: Unberechenbarkeit spornt Musche an

Matthias Musche vom SC Magdeburg vermisst die Zuschauer - daher motiviert ihn im Moment vor allem die Bundesliga selbst.

Von Anne Toss 15.10.2020, 01:01

Magdeburg l Wenn Matthias Musche zurzeit ein Telefonat dazwischenschieben kann, dann beim Spazieren mit Freundin Franzine, Hund Moritz und – seit neuestem – auch mit Kinderwagen. Der Familienzuwachs war in den vergangenen Wochen natürlich privater Höhepunkt für Musche. Aus beruflicher Sicht war es allerdings der Sieg bei den Füchsen in Berlin (32:22). „Seit 2011 bin ich beim SCM dabei und kann an einer Hand abzählen, wie oft wir gegen die Füchse gewonnen haben“, sagt Musche, „deshalb tat dieser Sieg, auch in dieser Höhe, natürlich gut.“

Doch der SCM-Linksaußen betont: „In der Bundesliga dürfen wir uns deshalb nicht ausruhen. Es ist zurzeit wirklich kurios, dass jede Mannschaft jederzeit ausrutschen kann.“ Mal abgesehen von der Auftaktniederlage der Magdeburger gegen den Bergischen HC haben sich bei Musche noch zwei weitere Ergebnisse des letzten Spieltages eingebrannt. Die deutliche Niederlage des THW Kiel in Wetzlar: 22:31. Und das ebenfalls deutliche Ergebnis der Partie HC Erlangen gegen MT Melsungen: 31:21. „Nach sieben Monaten ohne Handball, das ist eine Pause, die gefühlt ewig war, muss sich anscheinend alles erst einmal wieder fangen“, meint Musche.

Vor dem Spiel am Donnerstag gegen die Eulen Ludwigshafen warnt er aber davor, diese Entwicklung einfach nur zu beobachten und hinzunehmen. „Daraus musst du schnellstmöglich lernen und das für dich nutzen“, stellt er klar, „das muss in Fleisch und Blut übergehen, dass an jedem dritten Tag ein saisonentscheidendes Spiel sein kann. Wenn andere patzen und wir nicht – dann stehen eben wir auf einem tollen Platz. Geht man nicht mit der nötigen Vorsicht in jede Partie, ist man der Gelackmeierte.“

Welcher Platz für Musche unter die Kategorie „toll“ fällt, hatte er bereits vor Saisonbeginn zu Protokoll gegeben: der erste nämlich. Für den Magdeburger ganz einfach zu erklären. „Ich trete in jedem Spiel an, um zu gewinnen“, sagt er, „wir sind noch nie irgendwo hingefahren und haben gesagt: Mal gucken, was heute geht. Das wäre übrigens auch so, wenn ich für Balingen oder einen anderen Verein spielen würde.“ Führe man den Gedanken zu Ende, dann sei ja ganz klar, dass das Ziel nur der erste Platz sein könne. „Und ich war nicht unbedingt gut in Mathe“, fügt Musche an und lacht.

Für ihn als besonders emotionalen Spieler sind im Punktekampf die kleinen Zuschauer-Kulissen eine besondere Herausforderung. Heute Abend sind in der Friedrich-Ebert-Halle beispielsweise 500 Zuschauer zugelassen. In seiner Heimspielstätte, der Getec-Arena, waren es zuletzt 2000. „Das ist für mich doof und fehlt hundertprozentig“, sagt Musche geradeheraus, „denn ich interagiere mit meinen Emotionen mit den Fans und Zuschauern.“ Das Antreiben oder auch Auspfeifen von den Rängen – beides hat ja motivierende Wirkung – fällt zurzeit somit größtenteils flach. „Das muss ich aber einfach so hinnehmen. Und mich als Spieler eben über andere Sachen pushen“, sagt Musche.

Er hat auch schon einen neuen Ansatz gefunden: Die Unberechenbarkeit der Liga. „Das ist gerade meine größte Motivation“, berichtet er. Denn schon am Donnerstag werden die Eulen alles daransetzen, in der Handball-Bundesliga für eine weitere Überraschung zu sorgen und den SCM stolpern zu lassen. „Ich bin im vierten Jahr Bundesliga kein Freund mehr vom Mithalten. Ich will Spiele gewinnen, ich will Punkte holen“, sorgt Eulen-Trainer Benjamin Matschke vorab für klare Verhältnisse. Und in den vergangenen Partien ist seine Mannschaft auch nur knapp an der Mission gescheitert: Mit je zwei Toren verloren die Eulen gegen die Rhein-Neckar Löwen und TBV Lemgo. „Die Abwehr ist stetig besser geworden“, so Matschke, aber im Angriff müsse mehr Variabilität her.

SCM-Trainer Bennet Wiegert ist gewarnt: „Wenn wir es nicht schaffen, unsere Leistung abzurufen, lassen wir Punkte liegen. Das wird ein harter Kampf.“ Für den ihm aber fast alle Spieler zur Verfügung stehen. Einzig hinter Gisli Kristjansson sei ein großes Fragezeichen. Er konnte die Woche über nicht trainieren.