Handball Tränen beim SCM

Beim letzten Heimspiel der Saison sorgte beim SC Magdeburg die Verabschiedung von Spielern für viel Wehmut.

Von Anne Toss 31.05.2019, 01:01

Magdeburg l Mads Christiansen signierte ein Trikot nach dem anderen, Dario Quenstedt lächelte in zig Kameras und Robert Weber ging in der Traube der Fans völlig unter, als das Spielfeld nach der letzten Heimpartie des SC Magdeburg am Mittwoch für die Zuschauer freigegeben wurde. Besonders für die Spieler, die den Verein verlassen werden – neben den drei genannten gehören auch die Spanier Carlos Molina und Ignacio Plaza dazu –, gab es so schnell kein Weiterkommen.

„Ich muss mich jetzt hinsetzen, ich kann nicht mehr“, sagte Quenstedt, nachdem er stundenlang Hände geschüttelt hatte, und ließ sich auf eine Bank fallen. „Besser hätte es nicht laufen können“, platzte es dort aus ihm heraus. Ein müder, aber zufriedener Quenstedt – und der Torwart hatte allen Grund dazu.

SCM-Trainer Bennet Wiegert schickte den 29-Jährigen gegen die SG BBM Bietigheim von Beginn an zwischen die Pfosten. Und Quenstedt war sofort hellwach, vereitelte besonders in der ersten Halbzeit zahlreiche gute Chancen der Gäste. Mit einer Fangquote von 44 Prozent – darunter zwei gehaltene Siebenmeter – erwies er sich als starker Rückhalt in einer ansonsten schwachen Partie der Magdeburger. „Wenn du in der ersten Halbzeit zurückliegst und dann noch gewinnst, ist es immer schöner und emotionaler für die Zuschauer“, merkte er zu dem 9:13-Rückstand zur Pause an, den der SCM mit vereinten Kräften in einen 23:19-Sieg drehen konnte.

Während im Spiel also alles wie geplant lief, musste der Torwart bei seiner Abschiedsrede einige Male tief durchatmen. „Zu Beginn dachte ich: Ach, das geht schon. Aber als ich dann auf meine Familie zu sprechen kam, war es vorbei. Da war ich wirklich sehr emotional“, berichtete Quenstedt.

Für ihn, der ab der kommenden Saison für den THW Kiel aufläuft, werden die anstehenden Partien in der Getec-Arena künftig Reisen zu seinen Wurzeln sein. „Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen, mein Sohn Bosse wurde im Dom getauft. Ich werde Magdeburg nicht vergessen“, betonte Quenstedt.

Ein „ungewöhnlicher Tag“ war es auch für den Dänen Mads Christiansen, der seit 2016 im Verein spielt und nun zurück in seine Heimat zu Aalborg Handbold wechselt. „Zum einen geht es ums Handballspiel, aber natürlich wussten wir auch, dass etwas danach kommt“, meinte er. Die Verabschiedung war für den 33-Jährigen „etwas komisch, aber es ist auch ein Erlebnis“.

Mit Jannick Green und Michael Damgaard bildete er das dänische Gespann beim SCM. „Wir haben viel zusammen gemacht, Das wird mir am meisten fehlen, dass wir den Alltag nicht mehr gemeinsam verbringen“, erzählte Christiansen.

Die grün-rote Wand hatte schon vor und während der Partie keinen Zweifel daran gelassen, dass es bei einem Spieler noch einmal besonders laut werden würde. Robert Weber, seit zehn Jahren Aushängeschild des Vereins, wurde lautstark bejubelt. „Mein Dank gilt euch grün-roten Fans. Ihr seid zu jeder Auswärtspartie mitgefahren, kommt in die Arena, auch wenn draußen schönes Wetter ist und ihr grillen könntet. Es war mir eine Ehre für euch zu spielen“, verabschiedete sich der Rechtsaußen vom Publikum.

Der Österreicher erhielt zudem noch eine Videobotschaft vom Ex-Magdeburger und jetzigem Füchse-Torhüter Silvio Heinevetter. Der bedankte sich bei Weber für das ein oder andere hitzige Duell – und auch manch ein Zuschauer wird sich in diesem Moment an das DHB-Viertelfinale im vergangenen Jahr gegen die Berliner erinnert haben, dass Weber mit 14 Toren und einer hundertprozentigen Wurfquote quasi im Alleingang entschieden hat.

Die Diskussion um seine Aufnahme in die „Hall of Fame“ des SCM dürfte auch noch nicht vom Tisch sein. Des Öfteren schwappten „Ruhmeshalle“-Rufe durch die Arena, mehrere Fans hatten vor Anpfiff der Partie noch Unterschriften gesammelt. Über 1200 Unterstützer sollen dabei auf Anhieb zusammengekommen sein. Die Liste wurde Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt überreicht.

Doch trotz all der Abschiede war auch klar, dass es schon bald Wiedersehen geben wird. Carlos Molina, den es zu Benfica Lissabon verschlägt, hat da schon eine ziemlich genaue Vorstellung: „Wir sehen uns im EHF-Cup-Finale wieder. Magdeburg gegen Lissabon“, sagte er lachend. Die grün-rote Wand hätte sicherlich nichts dagegen.

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