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Handball Wiegert übt Selbstkritik

Beim 29:24 gegen Gummersbach beschäftigte auch ein Disput zwischen SCM-Trainer Bennet Wiegert und Michael Damgaard die Gemüter.

Von René Miller 25.05.2019, 01:28

Magdeburg l Der Sport lebt von Emotionen. Und weil es im Handball permanent entscheidende Szenen gibt, geht es da auf und neben der Platte besonders heiß her. Bennet Wiegert übertreibt es allerdings manchmal. Er hat oft mit seinem Temperament zu kämpfen und sich nicht immer im Griff. Schon viel zu oft kassierte er deshalb wegen seiner Gefühlsausbrüche Strafen für die Bank.

Beim 29:24 gegen Gummersbach ging es in der 19. Minute aber nicht um eine Schiri-Entscheidung oder ein überzogenes Foul. Vielmehr geriet der 37-Jährige mit seinem eigenen Spieler aneinander. Beim Disput mit Michael Damgaard beförderte Wiegert den Dänen mit einem leichten Schubser auf die Bank.

„Da muss ich dran arbeiten, dass ich anders reagiere. In drei Jahren werde ich da wahrscheinlich weggehen, mich umdrehen und es einfach ignorieren“, sah der SCM-Trainer nach dem Spiel die Szene durchaus selbstkritisch.

Was war genau passiert? Beim Stand von 9:7 hatte Damgaard einen Ball am Tor vorbei geworfen, war dann zur Bank gelaufen und blieb dort stehen. Als es von Wiegert eine Ansage gab, sorgte Damgaard mit einer gewissen Theatralik auch für Unruhe bei den dahinter sitzenden Fans. „Deshalb habe ich ihm gesagt, er soll sich endlich hinsetzen“, erklärte Wiegert, der seinen Spieler in dieser Situation dann mehr oder weniger selbst nach unten auf die Bank gedrückt hatte.

Damgaard wollte nach dem Spiel nichts sagen. So verdutzt wie er danach geschaut hatte und kopfschüttelnd auf der Bank saß, sagte das eigentlich auch alles und war symbolisch genug.

Doch Wiegert wusste genau, dass er überzogen hatte. Zwischen den Wechselkommandos und taktischen Hinweisen spulte sich im Kopf des Trainers immer wieder diese Szene mit Damgaard ab. Wiegert verriet nach dem Spiel: „Diese Szene hat mich bis zur Pause schon sehr beschäftigt. Aber ich wollte klarmachen, wer der Chef auf der Bank ist. Und im Sport muss man kritikfähig sein. Das gehört dazu. Da muss Mika dran arbeiten, ich aber auch.“

Im nachhinein vielleicht sogar ein ganz wichtiger Hallo-Wach-Effekt. Denn Damgaard trumpfte nach der Pause noch ordentlich auf und hatte am Ende vier Tore auf seinem Konto. Wiegert: „Ich denke, Mika nimmt mir das nicht übel. Er ist kein Sensibelchen und weiß, dass wir beide ein Ziel haben und das ist, Spiele zu gewinnen. Vielleicht kann das in dieser Situation anders aussehen. Aber so bin ich. Immer authentisch. Kritik ziehe ich mir aber natürlich an, werde daraus lernen, mich weiterentwickeln und in der einen oder anderen Situation anders reagieren.“

Weil seine Spieler nach einer bisher schon langen Saison ziemlich platt sind, war Wiegert nach dem Spiel wieder ein richtig netter Trainer und verkündete drei freie Tage. „Es gibt nicht viel, was ich mit den Jungs jetzt noch trainieren müsste“, sagte er. „Wir treffen uns am Montag wieder und bereiten uns dann auf unser letztes Heimspiel gegen Bietigheim vor.“

Und gibt es dann auch noch ein Vier-Augen-Gespräch mit Damgaard? Wiegert: „Ins Büro bestelle ich ihn nicht. Aber da wird sich auch so schon eine Situation für paar Sätze ergeben.“