Leichtathletik Eskaladierwand statt Teilnahme an Olympischen Spielen / Bei Kali Wolmirstedt einst entdeckt Haudegen Harald Beck wird heute runde 60 Jahre alt
Niederndodeleben l Der agile, sportliche, immer freundliche Harald Beck wird heute 60 Jahre jung. Er ist der echte Niederndodeleber Haudegen geblieben und als "Zicke" Beck weit über die Kreisgrenze hinaus ein wandelndes Weitsprunglexikon. Seine Popularität verdankt er seiner Geradlinigkeit, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, seinem Humor und seinen sportlichen Leistungen.
Sein Entdecker, Sportlehrer Dieter Zimmer, legte in Niederndodeleben und bei Kali Wolmirstedt bei dem Elfjährigen die Grundlagen des Leichtathletik-Abc. Anlässlich des 80. Geburtstages des legendären Wolmirstedter Leichtathletik-Vaters Günter Oelze bekam er die Sympathien seiner ehemaligen Freunde deutlich zu spüren. Dabei klärte er das Rätsel um seinen Spitznamen: "Während eines Wettkampfes in der CSSR hatte ich unheimlichen Schmack auf Salzgebäck. Günter Oelze sah das und rief mahnend: So viel frisst ja keine Zicke! Schon hatte ich meinen Spitznamen!"
Der Wolmirstedter Ex-Leichtathletiktrainer Jürgen Bodendorf nahm ihn 1967 an der Kinder-und Jugendsportschule und im SC Magdeburg in seine Obhut. Harald entwickelte sich kontinuierlich und heimste in allen Altersklassen Deutsche Meistertitel, Spartakiadesiege und Medaillen ein und nahm an 13 Länderkämpfen teil.
Sein Lebenstraum von der Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in München 1972 zerbarst, nachdem er eine schwere Muskelverletzung erlitt. Zuvor war er Deutscher Juniorenmeister mit 7,93m und ungültigen 8,20m-Sprüngen geworden. "Ich fühlte mich schon wie im siebten Himmel und plötzlich war Olympia passé!" Seine Worte zeigen auch nach 40 Jahren noch die tiefe Enttäuschung.
Mit 20 Lenzen war der 10,3s-weitspringende Sprinter erst am Beginn seiner sportlichen Leistungsmöglichkeiten. Und Harald wollte unbedingt! Er hatte den festen Willen an Olympia 1976 in Montreal teilzunehmen. Auch das wurde nichts. Nicht die sportliche Form entschied, sondern der verbotene Kontakt zu seinen Verwandten aus der BRD. Durch seine geradlinige Haltung ignorierte er das und wurde vom Leistungssport suspendiert. Statt in Montreal zu springen, musste er dies postwendend über die Eskaladierwand bei der Nationalen Volksarmee in Eggesin/Karpin. "Noch heute kriege ich davon Gänsehaut." Er rappelte sich auch aus diesem Tief heraus.
Seine Familie mit Ehefrau Ingrid, den Kindern Kirsten und Robert, die Verwandten- und Freunde sowie seine Arbeit als Hausmeister im Seniorenwohnpark Wolmirstedt erfüllen die Frohnatur.