Detmar Gronwald, neuer Vorsitzender des FSV Borussia Genthin, über Bedingungen und Ziele "Ich möchte den Verein gemeinschaftlich führen"
Am 1. Juli übernahm Detmar Gronwald offiziell das Amt des Vereinsvorsitzenden beim FSV Borussia Genthin und löste damit Jürgen Werner ab. Im Volksstimme-Interview mit Sportredakteurin Maria Kurth sprach Gronwald, der vor zwei Jahren noch als Co-Trainer der ersten Mannschaft fungierte, über die Bedingungen, die er an sein Amt knüpft und neue Ziele.
Volksstimme: Herr Gronwald, Jürgen Werner war jemand, der mit seinen Ansichten auch innerhalb des Vereins ein ums andere Mal angeeckt ist. Treten Sie in diese Fußstapfen?
Gronwald: Die meisten Spieler kennen mich ja vom Trainerbereich und ich bin da schon eher kollegial und einer, der selbst nicht auf Konfrontation geht. Allerdings weiß ich auch mich zu verteidigen. So ganz persönlich lasse ich Sachen kaum an mich heran. Für alles andere bin ich immer offen. Ob als Trainer oder Vorsitzender, irgendwo ist man immer in einer vorgeschalteten Position. Da ist es klar, dass man auch auf Probleme stößt. Jedem kann man es nicht recht machen. Aber damit kann ich umgehen.
"Alles kann ich nicht und will ich auch nicht übernehmen"
Volksstimme: Noch vor ein paar Monaten schien es so, als würde sich niemand für das Amt des Vorsitzenden finden. Sind Sie als Notlösung in die Bresche gesprungen?
Detmar Gronwald: Ich war ja drei Jahre lang Trainer beim FSV und wollte jetzt nach einem Jahr Pause wieder etwas für den Verein machen. Nun kam diese Thematik mit dem Vorstandsvorsitzenden auf und ich habe mir Gedanken darüber gemacht. Im Vorfeld habe ich mich mit Matthias Hopfner, unserem neuen Sportkoordinator, und Ralf Lorenzat, dem neuen stellvertretenden Vorsitzenden, abgesprochen. An der Arbeitsaufteilung sollen alle beteiligt sein. Der Jürgen hat vieles allein machen müssen und das hätte ich so nicht gemacht. Alles kann ich nicht und will ich auch nicht übernehmen. Es wäre einfach schade, alles den Bach runterlaufen zu lassen. Für die Jugendlichen ist der Verein ein Anlaufpunkt.
Volksstimme: Die Position des Kassenwarts war ebenfalls vakant. Nun macht Reinhard Templin doch weiter.
Gronwald: Ja, auch hinter ihm stand ein Fragezeichen. Ich habe gesagt, dass ich das nicht kann und das auch zeitlich nicht schaffe. Er hat sich dann bereiterklärt weiterzumachen. Da hätten wir sicher richtige Probleme bekommen. Wenn man mit diesem Bereich, der funktionieren muss, nicht vertraut ist, wird es schwierig.
Volksstimme: Von der Trainerbank auf den Bürostuhl - eine schwere Entscheidung?
Gronwald: Eigentlich nicht, weil mir der Trainerposten irgendwann auch etwas zu viel wurde. Als Vorsitzender gibt es auch Arbeit, aber diese ist für mich besser einteilbarer. Ich kann mal abends oder am Sonntag ein bisschen was abarbeiten. Ich kann mir jetzt auch mal ein Spiel angucken ohne diese Last.
Volksstimme: Wie sieht ihre künftige Arbeit als Vorsitzender aus?
Gronwald: Ich will nicht irgeendwas umstoßen oder etwas radikal verändern. Der Jürgen hat viel geschaffen, sei es das Kassiersystem oder die Tribünenüberdachung. Auch große Investitionen sind finanziell einfach nicht drin.
Volksstimme: Auch wenn Sie keine grundlegenden Veränderungen anstreben, gibt es doch sicher auch etwas, das Sie verändern möchten, oder?
Gronwald: Meiner Meinung nach ist der Zusammenhalt in letzter Zeit etwas gebröckelt. Wir sind alle ein Verein - vom Kind bis zu den Alten Herren. Auf jeden Fall will ich mir da irgendetwas einfallen lassen. Dass Spieler aus dem Nachwuchsbereich vielleicht auch mal die Spieler aus dem Männerbereich kennenlernen. Das gehört auch dazu.
Volksstimme: Mit dem Abstieg der ersten Männermannschaft in die Kreisoberliga hätte es sicher einfachere Zeitpunkte gegeben, den Posten des Vorsitzenden zu übernehmen.
Gronwald: Ja, sicher. Aber man hat jetzt wieder ein Ziel und muss dafür kämpfen. Wir wollen den Aufstieg in die Landesklasse wieder schaffen. Wir haben Jahre lang gegen den Abstieg gespielt, nun sind wir halt mal mit dran gewesen. Das ist jetzt eine schwierige Phase. Mit Gerwisch, Parey und Güsen wird das eine Kreisoberliga, die wir so Jahre lang nicht mehr hatten.
Volksstimme: Klaus Hackethal wird als Trainer der zweiten Mannschaft zur neuen Saison von Uwe Miehe abgelöst. War das Ihre Entscheidung?
"Wichtig, dass sich Mitglieder, wenn sie gebraucht werden, zur Verfügung stellen"
Gronwald: Wir haben es beide so gesehen, dass es okay ist, wenn ich wen anders suche. Es hat halt irgendwo nicht so gepasst, was auch nicht schlimm ist. Ob es jetzt passt, weiß man auch nicht, dafür gibt es keine Garantie. Mit Uwe Miehe haben wir wen von den Alten Herren, der früher schon einmal als Spielertrainer bei der zweiten Mannschaft tätig war. Ich bin sehr froh, dass er sich bereiterklärt hat, das zu übernehmen. So stelle ich mir das vor, dass wir Positionen, wenn es möglich ist, vereinsintern besetzen. Es ist wichtig, dass nicht nur immer Forderungen an den Vorstand gestellt werden, sondern dass sich die Mitglieder, wenn sie gebraucht werden, zur Verfügung stellen.
Volksstimme: Ein Punkt, der in der Vergangenheit nicht immer gegeben war.
Gronwald: Das war ein bisschen schwierig. Wenn ich an die Aktion denke, als der Schnee vom Platz geschoben werden musste und keiner bereit war zu helfen. Das war natürlich bitter. Ich möchte den Verein gemeinschaftlich führen.
Volksstimme: In der Vergangenheit ging es im Verein nicht immer harmonisch zu.
Gronwald: Wie diese Unruhe zustande kam, weiß ich nicht wirklich. Es wurde immer etwas gestochert, aber eher aus der Tiefe. Es kam auf Deutsch gesagt vom Markt. Irgendwer hat irgendwas erzählt und keiner wusste, wo es nun wirklich herkam. Aber irgendwo gehört das zum Fußball dazu. Wichtig ist nur, dass das Kollektiv stimmt. Was nutzt mir der Erfolg, wenn es nur Streitereien gibt. Es ist wichtig, dass wir in der Zukunft wieder etwas für die Gemeinschaft machen, vielleicht auch mal abseits des Fußballs.
Volksstimme: Allen Problemen zum Trotz - was zeichnet den FSV als Verein aus?
Gronwald: Auf jeden Fall unsere Nachwuchsarbeit, an der vor allem Ralf Werner großen Anteil hat. Auch die Sportanlage ist immer gepflegt und wird von Familie Hopfner vernünftig betreut. Das Umfeld stimmt also. Das einzige, was ich will, ist die Gemeinschaft wieder etwas mehr zu fördern. Ein Traum ist immer noch ein Kunstrasenplatz. Die Trainingsbedingungen sind durch den Hartplatz wirklich schlecht. Das ist ein Punkt, der mich ärgert. Mir tun die Jungs, wenn sie bei 30 Grad auf dem Platz spielen müssen, einfach leid. Das ist alles andere als optimal. Es wäre toll, wenn das irgendwann mal klappt.