Schwimmen: Die 18-Jährige vom SCM krault bereits zum Saisonauftakt in Rostock schneller als erwartet Julia Thiemann lässt sich überraschen
Magdeburg l Bernd Berkhahn spricht nicht einfach über Julia Thiemann - der Trainer des SC Magdeburg schwärmt. So sehr, dass zwischenzeitliche Sätze wie "Ihre Wende war katastrophal" gar nicht katastrophal klingen. Einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen vielmehr Einschätzungen wie "Sie hat ein sehr gutes Gefühl fürs Wasser" oder "Schwimmerisch ist sie top".
Kaum zu glauben ist indes, dass diese freundliche 18-Jährige im Sommer den Gedanken gehegt hatte, die Badekappe an den Nagel zu hängen - aus Respekt vor dem Leistungssport, vor den größeren Trainingsumfängen, vor dem neuen Ernst des Lebens im Becken, der sie nach ihrem Wechsel von der Gruppe um Trainer Thomas Ackenhausen in die Gruppe der 13 Spitzenschwimmer um Coach Berkhahn erwartet. Diese Geschichte erzählt Berkhahn erst mit einem traurigen Akzent, um dann mit einem großen Aufatmen abzuschließen: "In ihr steckt so viel Potenzial, das wir noch herausholen wollen."
Wenn man die Freistil-Sprinterin Julia Thiemann dann fragt, was sie in der neuen Saison, die ja mit der Europameisterschaft in Berlin (13. bis 24. August 2014) ihren Höhepunkt finden wird, erreichen will, dann spricht sie lediglich von einer neuen Bestzeit über die 50 Meter auf der langen Bahn. "Meine alte Bestleistung liegt bei 25,73 Sekunden, aber die bin ich schon vor zwei Jahren geschwommen", berichtet sie. Außerdem: "Meine Bauchmuskulatur muss besser werden", erklärt die Fünfte der Deutschen Meisterschaften in diesem Jahr über den kurzen Sprint. Berkhahn hat sich dem Kraftaufbau mit Sondereinheiten angenommen: "Wir haben viel getan im athletischen Bereich." Die ersten Ergebnisse ließen sich bereits zum Saisonauftakt sehen: Beim 58. Neptun-Schwimmfest zuletzt in Rostock "ist sie ganz dicht an ihre Bestzeiten herangeschwommen" - auf der Kurzbahn.
Darüber hat sie sich gefreut, sagt Berkhahn, aber sie hat sich auch geärgert. "Das 50-Meter-Finale hätte sie gewinnen können, aber sie hat die Wende kaum berührt." Wende gehört wie der Start und der Anschlag zu den "technischen Fertigkeiten, bei denen es bei ihr noch hapert. Sie kann viel schneller sein." Viel schneller als bei ihrem zweiten Platz in Rostock also, als sie ohne den Schwung der Wende eine 25,77 Sekunden kraulte und damit 13 Hundertstel über ihrer Kurzbahn-Bestmarke blieb.
Bestzeit schwamm sie dafür über ihre zweite Paradestrecke, den 100 Metern: 56,88 Sekunden. Und Bestzeit schwamm sie über die ungewohnten 800 Meter in 8:57,77 Minuten. "Damit hat sie nicht gerechnet, dass sie zu diesem frühen Zeitpunkt so schnell ist. Mir hat das sehr gut gefallen", erklärt Berkhahn.
Was Julia Thiemann, die vor neun Jahren vom Turnen ins Becken wechselte, übrigens noch von der Saison erwartet außer eine Bestzeit über die 50 Meter? "Ich lasse mich überraschen", sagt sie. Rostock im Oktober war auch in dieser Hinsicht ein sehr guter Anfang.