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Titelverteidigerin Kerbers Wimbledon-Rückkehr: "Weiß, wie man auf Rasen spielt"

Als Titelverteidigerin und Finalistin von Eastbourne startet Angelique Kerber in die beiden Wimbledon-Wochen. Ihre Ambitionen sind groß, daran ändert auch die missglückte Sandplatz-Saison nichts. Die ehemalige Fed-Cup-Teamchefin macht der deutschen Nummer eins Mut.

Von Kristina Puck, dpa 30.06.2019, 13:24
Angelique Kerber freut sich auf Wimbledon. Foto: Ben Solomon/Pool AELTC/AP
Angelique Kerber freut sich auf Wimbledon. Foto: Ben Solomon/Pool AELTC/AP Pool AELTC/AP

London (dpa) - Diese Rückkehr nach Wimbledon ist für Angelique Kerber sehr speziell. Als sie erstmals nach ihrem Triumph vor einem Jahr wieder die traditionsreiche Tennis-Anlage betrat und gleich ein Bild von sich als Vorjahressiegerin sah, tauchten all die Erinnerungen wieder auf.

"Es waren auf jeden Fall schöne Emotionen", sagte die 31-jährige Kielerin über ihre ersten Eindrücke. Mit einem Abzeichen am T-Shirt, das sie jetzt als Mitglied im All England Lawn Tennis and Croquet Club auszeichnet, sprach die Nummer fünf der Welt schmunzelnd, aber auch selbstbewusst über die anstehende Titelverteidigung: "Ich weiß, wie man auf Rasen spielt. Das ist ein bisschen anders als auf Sand, wo ich keine Ahnung habe, wie man darauf spielt. Ich habe dieses Gefühl aufsaugen können."

Mit den Erfahrungen von 2018 und im außergewöhnlichen Wimbledon-Flair will sie der schwierigen Auslosung nach den wechselhaften vergangenen Monaten trotzen und sich wieder einen Weg zum Titel bahnen. "Hier fühlt man eine komplett andere Energie", sagte die Mitfavoritin: "Ich versuche, so weiterzuspielen, wie ich im letzten Jahr gespielt habe."

Schnell wanderten ihre Gedanken nach ihrem verlorenen Endspiel von Eastbourne zum in der neuen Woche beginnenden Grand-Slam-Turnier. Auch davon, dass sie beim 1:6, 4:6 gegen eine "perfekt" spielende Weltranglisten-Dritte Karolina Pliskova weitgehend chancenlos war, ließ sie sich ihre Zuversicht nicht nehmen.

Ungewohnt offen ging Kerber im Vorfeld mit ihren Ambitionen um: "Ich will meinen Titel verteidigen. Das ist mein großes Ziel", sagte sie. Erst fünf Spielerinnen ist das in der Geschichte des Profi-Tennis seit 1968 gelungen. Doch die einstige langjährige Bundestrainerin Barbara Rittner traut es ihr zu: "In dem Moment, als ich ihre ersten Punkte auf Mallorca auf Rasen sah, dachte ich mir, sie verteidigt den Titel in Wimbledon", sagte die 46-Jährige der "Bild am Sonntag".

Am Montag hat Kerber - anders als Alexander Zverev (2. Spiel nach 14.00 Uhr MESZ/Sky) als großer deutscher Hoffnungsträger bei den Herren - noch einen Ruhetag. Wie traditionell üblich hat die Titelverteidigerin am Dienstag die Ehre, das erste Spiel auf dem Centre Court zu bestreiten.

Für die Auftaktpartie gegen die Schwäbin Tatjana Maria wird Kerber also zurückkehren auf den weltweit berühmtesten Platz, den ihre Sportart zu bieten hat und der wie kein anderer mit deutschen Tennis-Erfolgen verknüpft bleibt. Am 14. Juli 2018 kürte sich Kerber hier zur ersten deutschen Wimbledonsiegerin seit Steffi Graf 1996. An den verwandelten Matchball gegen Serena Williams erinnert sie sich ebenso liebend gern zurück wie daran, die Trophäe in den Händen zu halten. Auch der Siegertanz im roten Kleid mit Herren-Champion Novak Djokovic bleibt unvergessen.

Mit dem Erreichen des Halbfinals auf Mallorca und des Endspiels in Eastbourne hat sich Kerber auf das Grand-Slam-Turnier eingestimmt. Die misslungene Sandplatz-Saison mit einem Infekt, einer Knöchelblessur und dem Erstrunden-Aus bei den French Open als Tiefpunkt scheint vergessen. "Kerber und Rasen, das ist so eine Einheit. Ihr Linkshänder-Aufschlag bringt mehr freie Punkte", urteilte die jetzige deutsche Damentennis-Chefin Rittner: "Sie ist für mich die perfekte Rasen-Spielerin."

Anders als 2017, als bei den Australian Open im Achtelfinale und bei den US Open in Runde eins Schluss war, soll Kerber die Rolle als Titelverteidigerin jetzt nicht zum Verhängnis werden. Im Damen-Tennis ist wie zuletzt oft keine klare Favoritin auszumachen.

Eine verlässliche Prognose aber zu Kerbers Abschneiden scheint unseriös. Zu wechselhaft verlief die Saison. Zu schwierig wirkt die Auslosung mit möglichen Gegnerinnen wie der letztjährigen Finalkontrahentin Serena Williams im Achtelfinale sowie der French-Open-Gewinnerin Ashleigh Barty im Viertelfinale.

Der erste Schritt soll Kerber im deutschen Duell mit der unangenehm spielenden Weltranglisten-65. Maria gelingen. "Ich erwarte kein einfaches Match. Gegen eine Deutsche ist es immer wieder ein bisschen schwieriger", räumte die Linkshänderin ein. Da können die schönen Erinnerungen an den Sommer 2018 noch so präsent sein.