Boxen Neuer Gegner für Magdeburger Weltmeister Stieglitz / Titelkampf für 28. April in der GETEC-Arena geplant Kessler sagt WM-Kampf ab, nun kommt der "Heilige"
Magdeburg/Kopenhagen l Die Nachrichten aus der Box-Welt überschlugen sich gestern Nachmittag regelrecht. Erst meldete der Berliner Sauerland-Stall, dass die Titelverteidigung von Box-Weltmeister Robert Stieglitz vom Magdeburger SES-Team gegen Mikkel Kessler wegen einer nicht ausgeheilten Handverletzung des Dänen erneut ausfällt.
Keine 30 Minuten später verkündete SES-Promoter Ulf Steinforth dann der Volksstimme am Telefon stolz aus Budapest: "Wir haben hier soeben die Versteigerung des nächsten WM-Kampfes von Robert gewonnen. Er wird, so ist es geplant, am 28. April seine Pflichtverteidigung gegen den Briten Georges Groves bestreiten. Und das Schönste: Der Kampf um den WM-Titel im Supermittelgewicht wird in der Magdeburger GETEC-Arena stattfinden."
Stieglitz hatte zuletzt im Januar seinen Titel im Supermittelgewicht des Verbandes WBO gegen den Stralsunder Henry Weber verteidigt.
Nach Ansicht von Steinforth sollte sein Schützling mit dem Wechsel des Gegners "keine größeren Probleme" haben. Dasselbe gelte auch für die nun zwei Wochen längere Vorbereitungszeit (der Kampf gegen Kessler war ursprünglich für den 14. April in Kopenhagen geplant): "Das ist machbar."
Stieglitz selbst meinte gestern vor seinem Training im Magdeburger SES-Gym: "Wir haben eigentlich schon seit Längerem damit gerechnet, dass der Kessler-Fight nicht stattfinden wird. Ich freue mich sehr, dass ich dadurch nun wieder in meiner Heimatstadt in den Ring klettern darf. Ich bin überzeugt, das wird eine richtig gute Show."
Über seinen Gegner Groves meint er: "Ich habe ein Video seines letzten Kampfes gesehen. Er ist jung, temperamentvoll und ziemlich beweglich." Und die Chancen? "Na klar, das ist eine lösbare Aufgabe." Lachend fügt er hinzu: "Schließlich bin ich der Weltmeister."
Das sieht Steiglitz-Trainer Dirk Dzemski ähnlich: "Der Junge ist zwar erst 23, aber in seinen 14 Kämpfen noch unbesiegt. Was ich von ihm gesehen habe, hat mir gezeigt, dass er ein Mann ist, der sein Herz in beide Fäuste nimmt und kämpfen will. Ich denke, er passt gut zu Robert."
Die bisher beste Referenz des aus dem Londoner Ortsteil Hammersmith stammenden Briten ist ein Sieg über seinen Landsmann, den Peking-Olympiasieger James deGale. Dzemski: "Da hat Groves bewiesen, dass er ein Guter ist."
Der frühere englische Amateurmeister bestritt im November 2008 sein Profi-Debüt und ist derzeit Commonwealth-Titelträger im Supermittelgewicht. Mit einer Größe von 1,82 Metern dürfte Groves, der den Kampfnamen "Saint" (Heiliger) trägt, zumindest keine Reichweitennachteile gegenüber Stieglitz besitzen. Am beeindruckendsten ist aber seine K.o.-Quote: Von den 14 Profi-Gefechten hat er 11 vorzeitig beendet.