Porträt der Woche Die Wurzeln von Förderstedts Fußballer Christian Siebert liegen im Handball Der Weg vom Linksaußen zum Stürmer
Genau in dem Moment, als Christian Siebert, Fußballer beim SV Förderstedt, von seiner doppelten sportlichen Betätigung als C-Jugendlicher im Handball und Fußball erzählt, betritt sein ehemaliger Jugendtrainer vom SVF das Café. Damals entschied sich der 22-Jährige Bauingeneursstudent für den Handball, heute für den Fußball.
Förderstedt l So richtig erklären kann er nicht, weshalb er bei seiner Rückkehr nach Staßfurt nicht wieder mit dem Handball begonnen hat. Im Alter von sechs Jahren stand Siebert vor der Wahl: Handball oder Musikunterricht. Die Entscheidung fiel eindeutig zugunsten des Sports aus. Ganze 13 Jahre durchlief er alle Jugendmannschaften des SV Concordia Staßfurt. "Handball hat mir immer viel Spaß gemacht, auch vor allem das Drumherum mit den Eltern und dem Zusammenhalt."
Doch nach dem Realschulabschluss ging es ans andere Ende von Deutschland. Im September 2004 begann die Ausbildung zum Karosserie-und Fahrzeugbauer bei einer großen Autofirma in Stuttgart. Richtig gewöhnt hat er sich an die Stadt nie in den dreieinhalb Jahren. "Ich bin auch jedes Wochenende in die Heimat gefahren."
Heimat bedeutet für den gebürtigen Staßfurter vor allem Löbnitz. Dahin zog die Familie und Siebert begann nebenbei wie fast jeder normale Junge Fußball zu bolzen. Vorrang hatte zu dieser Zeit aber noch der Handball. Als Linksaußen war er für das Tore erzielen zuständig. Auch bis in die Bezirksauswahl hat es gereicht. Bei einem Sichtungslehrgang in Magdeburg überstand er die erste Runde, in der zweiten war dann Schluss. "Ich hatte das Gefühl, die Magdeburger Spieler werden bevorzugt", erzählt er.
Als dann in der Zeit der Ausbildung kein Training mehr möglich war, sondern nur noch Spiele am Wochenende, kam zum Ende der Saison 2006/2007 der Punkt, an dem der Spaß am Handball abnahm. "Schweren Herzens hab ich dann aufgehört. Mein Vater, der immer zu meinen Spielen kam, war auch ganz traurig."
Es waren dann fast zwei Jahre, die der 22-jährige sich gar nicht sportlich betätigte. Nach der Ausbildung bekam er die Möglichkeit, übernommen zu werden. Doch das Heimweh war zu groß und ließ ihn seine sieben Sachen packen. Im April 2008 fand Siebert in Staßfurt eine Stelle als Industriemechaniker. Von Handball oder gar Fußball war zu der Zeit noch keine Rede. Doch warum kehrte Siebert nicht zum Handball und Heimverein zurück? "Ich hatte lange Zeit keinen Kontakt zum Verein, auch nicht zu ehemaligen Mitspielern." Auch heute sind die alten Verbindungen noch nicht wieder aufgefrischt. Bei einem Heimspiel des neuen Vereins HV Rot-Weiss Staßfurt war er bis jetzt noch nicht, gelobt aber Besserung. Die Prioritäten liegen mittlerweile bei Deutschlands beliebtestem Sport, dem Fußball.
Ein gutes Jahr später nämlich kam die Einsicht, dass die Stelle als Industriemechaniker nicht der Traumberuf ist. Nach gutem Zusspruch aus privatem Umfeld rang er sich dazu durch, ein Studium anzupacken. Doch bevor es damit losgehen konnte, hieß es erstmal wieder die Schulbank drücken. In einem Jahr holte er die Fachhochschulreife am Fachgymnasium in Aschersleben nach. Dann begann er im Oktober 2010 ein Studium im Bauingeneurswesen an der Fachhochschule in Magdeburg. "Ich wollte weg vom Bereich KFZ-Mechanik, bin jetzt im dritten Semester und es macht immer noch Spaß."
Die richtige Entscheidung traf Siebert nicht nur auf beruflicher Ebene. Durch seinen besten Freund Steven Gondeck, der heute beim Landesligisten Schönebecker SV kickt, kam er zum SV Förderstedt. Eine Erfolgsgeschichte für beide Seiten und eine Anknüpfung an das Jahr Ausflug in den Fußball als C-Jugendlicher. "Das hat dann aber zeitlich nicht mehr geklappt und da hab ich mich für Handball entschieden." Zur Saison 2009/2010 fiel die Wahl auf Fußball. Vom Linksaußen in den Hallen des Landes zum Stürmer auf den Plätzen der Umgebung. "Beide Positionen müssen die Schnellsten nach vorne sein", vergleicht Siebert beide Tätigkeiten.
In Förderstedt beschwört er den sehr guten Zusammenhalt des Teams und lobt die guten Bedingungen mit Platz und Halle. Der Erfolg mit der Mannschaft gibt ihm Recht. Die Förderstedter stehen nach der Hinrunde auf Platz eins mit Ambitionen auf den Aufstieg in die Landesklasse. "Im Handball war ich schon besser, aber im Fußball bin ich auch nicht schlecht." Sein ehemaliger Jugendtrainer am Nebentisch nickt und beide geben sich zum Abschied die Hand.