1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Dritte Rückkehr nach Oebisfelde vorstellbar

Handball Dritte Rückkehr nach Oebisfelde vorstellbar

Thomas Thiele war einst das Gesicht des SV Oebisfelde und kann sich eine Rückkehr an die Aller durchaus vorstellen.

Von Florian Schulz 11.08.2018, 01:01

Hannover l Er war einst so etwas wie ein Gesicht des Oebisfelder Handballs, hat unter anderem den Aufstieg in die Regionalliga mitgemacht. Die Rede ist von Thomas Thiele. Ein Mann wie er fehlt dem SV Oebisfelde heutzutage natürlich. Der 35-Jährige wohnt seit elf Jahren in Hannover, spielt mittlerweile beim TuS Vinnhorst und träumt vom Aufstieg in die 3. Liga.

Drei Deutsche Meisterschaften stehen in der Vita von Thomas Thiele. Diese fuhr er in jungen Jahren mit den B- und A-Junioren des SC Magdeburg ein. Der Verein, der ihm aber immer am meisten bedeutete, war und ist der SV Oebisfelde. Gleich dreimal war der gebürtige Allerstädter für den SVO aktiv – und es ist nicht ausgeschlossen, dass es auch noch ein viertes Mal geben wird.

Mit gerade einmal sechs Jahren holte die Oebisfelder Handball-Ikone Hans Pickert den jungen Thiele zum SV Oebisfelde und begleitete ihn in den ersten Jahren dann auch als Trainer. „Vorher hatte ich eigentlich keinen echten Bezug zum Handball. Doch wenn man einmal dabei ist, bleibt man einfach hängen“, verrät der 35-Jährige rückblickend. Thomas war Teil eines starken Jahrgangs, zu dem unter anderem auch Andreas „Kasi“ Werner, die Bischoff-Zwillinge Norman und Nico oder Ramon Wolter zählten. Seinen Platz im Team fand Thomas Thiele zunächst im linken Rückraum.

„Ich hatte von Beginn an großen Spaß. Zudem hat mich der Teamsport gemeinsam mit meinen Freunden fasziniert“, erklärt der Allerstädter. „Selbst wenn ich mal fünf Fehlwürfe hintereinander hatte, habe ich es weiter mit Abschlüssen probiert. Wichtig war für mich immer das Vertrauen des Trainers“, so Thiele, der schon in seiner Anfangszeit als Torjäger vom Dienst glänzte. Das sprach sich natürlich herum. So wurde dem Rückraumakteur als C-Jugendlicher nach einem Turnier bei der SG Solpke/Mieste von Helmut Kurrat angeboten, auf die Sportschule nach Magdeburg sowie zum dortigen SCM zu wechseln.

„Das war in den Februar-Schulferien. Ich habe zunächst abgesagt und bin dann im darauffolgenden Sommer doch nach Magdeburg gegangen“, erinnert sich der heute 35-Jährige zurück. Für Thomas war es zunächst eine schwere Situation, schon mit 13 Jahren fernab der eigenen Familie auf sich allein gestellt zu sein. „Natürlich war es einerseits eine große Ehre, doch die Umstellung war schwierig. Allerdings wurde man dadurch auch recht schnell erwachsen“, verrät der Oebisfelder.

Thomas Thiele teilte sich unter anderem im Sportinternat ein Zimmer mit dem ehemaligen deutschen Nationalspieler Christian Sprenger. Nach dem Aufstehen um 6.30 Uhr wurde gegen 7 Uhr gefrühstückt, ehe kurz vor 8 Uhr die Schule begann. Dreimal pro Woche stand ab 10 Uhr Zusatzsport, spezialisiert auf Handball, an. Anschließend musste wieder bis 14 Uhr die Schulbank gedrückt werden. Danach blieb Zeit für Hausaufgaben und andere wichtige Dinge, ehe gegen 17 Uhr eine weitere Trainingseinheit auf dem Programmplan stand. Nach dem Abendessen war spätestens um 22 Uhr die Nachtruhe angesetzt. „Man war aber auch froh, irgendwann dann endlich im Bett zu sein“, gesteht der Allerstädter.

Beim SC Magdeburg kam Thiele in einer sehr gut aufgestellten Mannschaft auf seiner angestammten Position im linken Rückraum zum Einsatz. Nachdem im ersten Jahr in der B-Jugend „nur“ die Vizemeisterschaft heraussprang, feierten die Magdeburger anschließend – einmal in der B- sowie zweimal in der A-Jugend – den deutschen Meistertitel.

Nach seiner Jugendzeit an der Elbe stand Thomas Thiele dann auch am Ende seiner Ausbildung. Nach der Bildung einer zweiten Männermannschaft sollte der Oebisfelder dann auch beim SCM bleiben, entschied sich aber dagegen. „Ich habe den Bezug zum SVO nie verloren und als kleiner Junge immer davon geträumt, irgendwann in Oebisfelde für die Herrenmannschaft zu spielen“, verrät der 35-Jährige. So schloss er sich als 18-Jähriger wieder seinem Heimatverein an und hörte auf die Kommandos von Coach Enrico Nefe, der den Ex-Sportschüler des Öfteren auf der Linksaußen-Position aufbot. 2006 schafften die Mannen von der Aller den Regionalliga-Aufstieg. „Wir hatten einige richtig gute Jahre“, denkt Thomas Thiele gern zurück.

Zur Spielzeit 2006/2007 wurde Thiele dann von Trainer René Linkohr zur in der Regionalliga beheimateten HG Köthen gelotst. „Es war natürlich einerseits schade, dem SVO ein zweites Mal den Rücken zu kehren, doch Köthen hat damals um den Aufstieg in die 2. Liga mitgespielt, was für mich schon eine große Herausforderung war“, so Thomas, der in dieser Zeit auch seine heutige Lebensgefährtin Andrea, die ihn stets unterstützte, kennenlernte, von deren Wohnsitz in Magdeburg aus er auch keine allzu weiten Fahrtwege nach Köthen hatte. „Es war mein vielleicht erfolgreichstes Jahr überhaupt“, denkt der 35-Jährige an seine HG-Zeit zurück.

Durch den Kontakt zum gebürtigen Köthener Christian Prokop, heutiger deutscher Nationaltrainer und damals als Coach in der niedersächsischen Landeshauptstadt tätig, wechselte Thomas Thiele aber bereits ein Jahr später zum TSV Hannover in die 2. Liga. Wirklich glücklich wurde der Oebisfelder dort aber nicht. „Es hat vieles nicht gepasst. Einerseits hat mir persönlich das Vertrauen gefehlt, andererseits war die Konkurrenz ziemlich groß und ich hatte meiner Meinung nach zu wenig Einsatzzeiten“, verrät Thiele.

Nach nur einer Saison in Hannover wechselte Thomas Thiele zwar sportlich zurück zum SV Oebisfelde, blieb allerdings privat und beruflich in der Landeshauptstadt Niedersachsens. Beim SVO kam Thomas im Laufe der Jahre aufgrund seiner Erfahrung zumeist auf der Rückraum-Mitte zum Einsatz. „Ich war nun mehr der Denker und Lenker und musste die Verantwortung übernehmen“, so der 35-Jährige, der ab sofort vor allem durch seine Übersicht glänzte.

Zweimal pro Woche pendelte der Routinier aufgrund der Trainingseinheiten zwischen Hannover und Oebisfelde, dazu kamen die Partien an den Wochenenden. „Ich habe das immer gern gemacht, auch wenn es sicherlich stressig war. Doch ich bin sehr heimatverbunden und trage den SVO immer im Herzen“, erklärt Thiele. Speziell der Zusammenhalt zeichnete den Verein von der Aller schon immer aus.

„Wir waren zwölf Freunde. Jedes Heimspiel war bei uns ein Highlight und vergleichbar mit einem Stadtfest. Nach den Spielen gab es, egal ob wir gewonnen oder verloren haben, immer eine richtige Sause mit den Fans. Das war schon einzigartig“, schwärmt der „Oebisfelder Jung“.

Doch es kamen auch schwierigere Zeiten auf den SVO zu. Beispielsweise stieg das Team bis in die Sachsen-Anhalt-Liga ab. „Finanziell war der Verein nun nicht mehr so gut aufgestellt. So konnte beispielsweise der Aufwand, den ich mit meinen Fahrten betrieben habe, nicht mehr entschädigt werden“, verrät Thomas.

So verließ er Oebisfelde erneut und schloss sich nach nur einem Anruf dem TuS Vinnhorst an. Für diesen spielt der Rückraumakteur seit der Saison 2016/2017. Aus der Verbandsliga ist der Verein aus der Nähe von Hannover mit sage und schreibe 52:0 Punkten in die Oberliga Niedersachsen aufgestiegen und plant nun den Aufstieg in die 3. Liga. „Das ist ein Riesen-Projekt. Man hat in Vinnhorst mit einem starken Sponsor im Rücken einiges vor. Das Ziel ist es, irgendwann in und rund um Hannover die Nummer zwei hinter dem TSV Hannover-Burgdorf zu werden“, verrät der 35-Jährige.

Als Kapitän besitzt Thomas Thiele trotz seines gehobenen Alters noch immer einen hohen Stellenwert in der Mannschaft. „Man merkt, dass der Körper vielleicht nicht mehr alles ganz so gut verkraftet, doch in diesem Team macht es wirklich Spaß. Wir verstehen uns super, auch die Mischung passt. Ich kann mir momentan auch noch nicht vorstellen, aufzuhören“, schwärmt der Routinier von den TuS-Herren.

„Ich habe vor allem für die jungen Spieler immer ein offenes Ohr, versuche auf und neben der Platte auch immer noch maßgeblich dazu beizutragen, dass wir unsere Spiele gewinnen. Dazu habe ich den Ehrgeiz und Anspruch, Stammspieler zu sein“, so Thomas, der auf der Rückraum-Mitte heimisch ist und dort bisher viele Einsatzzeiten erhielt. „Ich brauche schon noch das Gefühl, wichtig für die Mannschaft zu sein. Wenn dieses nicht mehr da ist, muss man sich Gedanken machen, ob man aufhört“, fügt er an. Ein Aufstieg in die 3. Liga wäre für die Niedersachsen und auch für den Oebisfelder persönlich ein „Highlight“, zumal auch das Umfeld passt.

Kürzlich absolvierten die Vinnhorster gleich zwei Vorbereitungspartien gegen den SV Oebisfelde. Für Thomas Thiele einerseits schön, andererseits aber auch nicht, weil er aufgrund von Rückenproblemen selbst nicht mitwirken konnte. „Gerade in Oebisfelde in ‚meiner‘ Halle zu sein, war natürlich ein besonderes Gefühl, wobei es mir natürlich schwerfiel, nur zuzuschauen. Dennoch versuche ich meine Mannschaft auch von außen zu unterstützen“, verrät Thiele. Natürlich verfolgt der Routinier auch noch genau das sportliche Treiben an der Aller.

„Ich freue mich, dass die Jungs nach der dritten Landesmeisterschaft in Folge nun endlich den Schritt in die Mitteldeutsche Oberliga gewagt haben. Irgendwann mussten sie das aber auch mal tun. Die Jungs haben Bock und meiner Meinung nach auch die Klasse, um viele Gegner zu ärgern und die Liga zu halten“, erklärt der 35-Jährige. „Wir waren schon oft krasser Außenseiter, was auch ein Vorteil war, weil wir befreit aufspielen konnten. Natürlich wird es schwer, den Klassenerhalt zu packen, doch wenn die Jungs die nötigen Tugenden abrufen, können sie es schaffen“, drückt Thomas aus der Ferne, womöglich aber auch des Öfteren vor Ort in der Hans-Pickert-Halle, die Daumen.

Für den Verein wünscht sich der Wahl-Niedersachse, dass die Nachwuchsarbeit ähnlich erfolgreich weiterläuft und die jungen Akteure auch zur Stange halten. Dazu würde er sich freuen, wenn der SVO wieder mehr Unterstützung durch Sponsoren erhalten würde. Da sich seine aktive Laufbahn allmählich dem Ende entgegen neigt, hat der gebürtige Allerstädter bereits Zukunftspläne geschmiedet: „Ich würde sicherlich zunächst einmal eine komplette Auszeit nehmen, dann aber vielleicht irgendwann wieder als Trainer einsteigen.“

Dabei schließt der 35-Jährige auch eine Funktion an der Aller („Wenn es dort eine mögliche Tätigkeit gibt und es passt, würde ich das immer machen, denn das ist meine Heimat und ich habe noch immer viel Kontakt zu Spielern und Funktionären“) nicht aus. Eine dritte Rückkehr von Thomas Thiele würde man beim SV Oebisfelde mit großer Wahrscheinlichkeit sehr begrüßen.