Fußball Durchsetzungsvermögen bewiesen
Frauen haben kein Durchsetzungsvermögen? Von wegen! Die 24-jährige Linda Meyer beweist das Gegenteil.
Jübar l Sie trainiert seit über einem Jahr die E-Junioren des FC Jübar/Bornsen. Ihre erfolgreiche Spielerlaufbahn hat die Westaltmärkerin vorerst beendet. Sie holte als Aktive mehrere Kreismeisterschaften, Pokalsiege oder auch Hallenkreismeistertitel, doch Linda Meyer war schon immer sehr heimatverbunden. Genau deshalb entschied sie sich früher wie heute dagegen, höherklassig zu spielen. Nach dem Rückzug der SG Beetzendorf/Immekath aus dem Spielbetrieb nach Beendigung der letzten Saison war auch für Meyer Schluss. Die Trainerkarriere beim FC Jübar/Bornsen genießt mittlerweile Vorrang.
Linda musste sich bereits als Fünfjährige, wo sie in der F-Jugend des FC Jübar/Bornsen einstieg, gegen die männliche Konkurrenz durchbeißen. Durch ihre Familie – Vater Stephan sowie der ältere Bruder Christoph waren beziehungsweise sind selbst aktiv – wurde sie von der Volkssportart Nummer eins begeistert. „Ich denke, mein Durchsetzungsvermögen und Ehrgeiz haben mich schon immer ausgezeichnet“, charakterisiert sich die 24-Jährige selbst. Trainer Harry Fricke stellte Linda Meyer – und das auch (fast) immer von Beginn an – in der Abwehr auf. Zunächst fand sie dort ihren Platz auf der rechten Seite, später dann im Zentrum. Im Ligabetrieb hatte das FC-Team mit dem MTV Beetzendorf stets einen (zu) starken Kontrahenten, doch im E-Junioren-Bereich freute sich das Fricke-Team in Berge über einen Kreispokalsieg. Der Gegner damals hieß SV Eintracht Salzwedel.
Meyer trainierte als einziges Mädchen im DFB-Stützpunkt unter Mario Förster, später – genauer gesagt in der D- und C-Jugend – war sie auch für die von Gerhard ter Burg gecoachte Mädchen-Kreisauswahl aktiv. Nachdem Linda unter anderem mit Isabelle Knipp auch in der Landesauswahl aktiv war, erhielt sie sogar eine Einladung zur Sportschule nach Magdeburg. Sie lehnte dankend ab. „Ich wollte lieber in der Nähe mit Freunden und Spaß spielen. Eine Profikarriere wäre nichts für mich gewesen“, gibt die 24-Jährige zu. Nach ihrer C-Jugend-Zeit, als im Verein eine Spielgemeinschaft mit dem Diesdorfer SV gebildet wurde, zog es Linda mit 14 Jahren und einer Sondergenehmigung zu den Frauen des SV Eintracht Salzwedel. Für diese war sie zwei Jahre lang aktiv, ehe ihr Weg 2009 zum neuformierten MTV Beetzendorf führte.
Die MTV-Truppe von Trainer Ralf Schwotzer schloss sich 2012 mit dem SV Eintracht Immekath, wo Klaus Jahn das Sagen hatte, zu einer Spielgemeinschaft zusammen. Es bildete sich ein äußerst erfolgreiches Bündnis, das mehrere Kreismeisterschaften, Kreispokalsiege und Hallenkreismeistertitel einfuhr. Allein zweimal spielte das Schwotzer/Jahn-Team auch bei der Hallenlandesmeisterschaft auf, wo es einmal sogar die Endrunde erreichte. „Es war einfach meine schönste Zeit. Wir haben als Team schnell zusammengefunden, der Spaß war da und dazu kam auch der Erfolg“, erinnert sich Linda Meyer gern zurück. „Zu unseren besten Zeiten hatten wir hier im Kreis kaum echte Konkurrenz. Erst mit der Bildung der Altmark-Wendland-Liga kamen mehrere starke Mannschaften dazu“, fügt Meyer an. Umso bitterer war es, dass sich das SG-Team vor wenigen Monaten aus dem Spielbetrieb zurückziehen musste.
Der Kader war einfach zu klein. Selbst auf Kleinfeld hätte sich die Lage schwierig gestaltet, denn die Fahrtenstrapazen wären sehr groß gewesen. „Das wollte der Großteil der Truppe einfach nicht mitmachen“, verrät die 24-Jährige, die zuvor zumeist im zentralen Mittelfeld die Fäden zog. Die meisten Spielerinnen beendeten ihre Laufbahn, einige wechselten zum Hoitlinger SV und Goalgetterin Julia Hetfleisch zog es zum VfB Fallersleben in die Oberliga Niedersachsen. In Fallersleben trainierte auch Linda einmal zur Probe mit, doch ein Engagement in Niedersachsen kam dann doch nicht in Frage. „Die Fahrten zum Training und zu den Spielen wären einfach zu weit gewesen. Zeitlich war das einfach nicht machbar“, verrät die Fußballenthusiastin. Vorerst hat sie keinen neuen Verein im Visier. „Mal gucken, ob da vielleicht noch etwas kommt“, lässt sich die Westaltmärkerin überraschen.
Bei der „Blau-weißen Nacht“ in Jübar vor gut zwei Jahren erfuhr Linda Meyer davon, dass sich die Starck-Brüder Markus und Felix sowie ihr Bruder Christoph für den Trainerlehrgang anmelden wollen. „Da dachte ich: Das wäre auch etwas für mich“, verrät die 24-Jährige. Von sich aus ging sie auf den Vorstand des FC Jübar/Bornsen zu und meldete sich ebenfalls für den Lehrgang an. Mit Erfolg, war sie 2016 doch sogar Jahrgangsbeste. Seit Beginn der Spielzeit 2016/2017 trainiert Linda gemeinsam mit Benjamin Hendrich und ihrem Bruder Christoph die E-Junioren des FC. „Ich finde es einfach toll, den Kindern von klein auf das mitzugeben, was ich damals gelernt oder erfahren habe. Als Erzieherin habe ich zudem täglich mit Kindern zu tun“, verrät die „starke Frau“ aus Jübar.
Die Mannschaft, in der auch ein Mädchen aktiv ist, hat sich seitdem gut entwickelt, die Arbeit bereitet der Trainerin („Sie machen schon das, was man von ihnen erwartet“) viel Spaß. Da der Kader mit zehn Spielern nur sehr klein ist, war die Qualifikation für die Meisterrunde kürzlich schon ein großer Erfolg. „Wir können froh sein, dass die Eltern auch dafür sorgen, dass die Kinder zur Stange halten. In einem Dorfverein ist es ja ohnehin immer schwierig. Wie es in Zukunft weitergeht, muss man daher erst einmal abwarten“, weiß die 24-Jährige, die in der Regel sachlich („Man braucht hauptsächlich Spaß und Lockerheit“) bleibt, allerdings im Training durchaus auch mal laut werden kann.
Das aktive Spielen an den Wochenenden fehlt Linda – daraus macht sie keinen Hehl. „Allerdings muss man bei Zeit und Entfernung abwägen“, erklärt die Westaltmärkerin. Aktuell möchte sie ihrem Heimatverein etwas zurückgeben und hängt sich als Trainerin voll rein. „Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute sich hier gerade im Jugendbereich einen Kopf machen und wie viele Mannschaften wir im Spielbetrieb haben. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg“, berichtet C-Lizenz-Inhaberin Linda Meyer. Vom Vorstand wird jeder einzelne Trainer zudem sehr gut unterstützt.
„Da wird schon einiges geleistet“, freut sich die 24-Jährige, die gern noch einige Jahre als Nachwuchstrainerin weiterarbeiten würde. „Mir macht diese Arbeit einfach Spaß und ich stecke dort auch viel Zeit rein“, verrät Linda, die regelmäßig Lehrgänge besucht, um sich weiterzubilden. Speziell ihrem Vater Stephan ist die ehemalige Spielmacherin für die Unterstützung sehr dankbar: „Er hat früher viel mitgemacht, sonst hätte ich das alles auch nicht geschafft.“ Für den Verein wünscht sich Linda, dass die Arbeit so weiterläuft wie bisher, aber noch mehr Nachwuchs dazukommt. Auch Linda Meyers Ziel ist es nämlich, möglichst viele Kinder im Jugendbereich so auszubilden, dass sie später eine Bereicherung für das Herrenteam des FC Jübar/Bornsen werden.