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Fußball/Handball Ehrgeiz und Training zahlen sich aus

Sie sind beide noch keine 20, allerdings wohl eines der sportlichsten Paare in Magdeburg: Tarek Chahed und Freundin Anna Meineke.

Von Florian Schulz 09.01.2016, 04:00

Magdeburg/Salzwedel l Es kommt mittlerweile eher selten vor, dass sich die beiden sportlich erfolgreichen Tarek Chahed und Anna Meineke in die beschauliche Altmark begeben und dort die Familie der 18-jährigen Salzwedelerin besuchen. Doch wenn, dann genießen sie es. Selbst Tarek, der in der Großstadt Berlin aufwuchs, meint: „Es ist hier alles so klein und ruhig. Ich finde es sehr schön.“ Mittlerweile lebt das Paar nach seinem Abitur im vergangenen Jahr in Magdeburg in einer gemeinsamen Wohnung und genießt das Leben in der Landeshauptstadt in vollen Zügen.

Tarek Chahed ist in Berlin geboren und verbrachte fast seine komplette Nachwuchszeit bei Hertha 03 Zehlendorf. Doch nicht etwa – so wie heute – als Flügelflitzer. Nein! Chaheds vorrangige Aufgabe war es, Tore zu verhindern. „Ich habe schon in der G-Jugend als rechter Verteidiger angefangen, war damals auch nur einer von vielen“, erinnert sich der heute 19-Jährige zurück. Doch Tarek war enorm ehrgeizig – das zeichnete den Großstadt-Youngster auch aus. „Ich habe mehr gemacht als meine Kollegen, wollte einfach viel erreichen“, erzählt der Kicker mit Leib und Seele. Sein Cousin Sofian Chahed hat es früher sogar in die 1. Bundesliga geschafft, spielte für Hertha BSC Berlin und Hannover 96. „Er ist auch mein Vorbild“, verrät der Hauptstädter. In die Fußstapfen seines Familienmitglieds würde Tarek schon gern treten. Genau genommen ist er auf einem guten Weg, bekommt beim Drittligisten 1. FC Magdeburg von Trainer Jens Härtel viel Spielpraxis und hat mit einigen guten Partien auch das Vertrauen seines Vorgesetzten zurückgezahlt.

Der Sport spielt auch im Leben von Anna Meineke eine wichtige Rolle. Allerdings womöglich nicht mehr eine so große wie bei ihrem Freund. Früher wollte die in Salzwedel geborene Blondine ebenfalls hoch hinaus. „Ich habe ziemlich viel gemacht und war als Leichtathletin und Tänzerin eigentlich sehr gut“, erzählt die Westaltmärkerin. Doch letztendlich entschied sie sich dann allein für Handball. Die Sportbegeisterte hatte sowohl den Aufnahmetest in der Leichtathletik – ihre Schokoladendisziplinen waren Hoch- und Weitsprung – als auch beim Handball an der Sportschule bestanden, entschloss sich aber für Letzteres. „Teamsport geht bei mir einfach vor“, sagt die seit jeher ehrgeizige Anna. Ihre Karriere mit dem runden Leder hatte die junge Dame von der Jeetze im Alter von neun Jahren in der E-Jugend beim SVT Uelzen/Salzwedel begonnen, war dort zumeist im rechten Rückraum aktiv. „Dann ging alles ganz schnell“, denkt die 18-Jährige zurück. Schon als D-Jugendliche befand sie sich in Magdeburg auf der Sportschule und spielte für den HSC Magdeburg, dessen Frauenteam früher sogar in der 2. Bundesliga um Punkte kämpfte. Der Verein hat sich mittlerweile aufgelöst, ist unter dem Namen HSV Magdeburg jedoch in den Spielbetrieb zurückgekehrt. Mit den HSV-Frauen ist Meineke mittlerweile in der Mitteldeutschen Oberliga aktiv.

„Es fiel mir damals schon sehr schwer, mein Zuhause zu verlassen“, gibt Anna Meineke offen und ehrlich zu. Den Schritt auf das Sportgymnasium bereut die Salzwedelerin rückblickend aber nicht. Dennoch wurde ihr dort gleich zu Beginn ein kräftezehrender Tagesrhythmus aufgezwungen. Nach dem Aufstehen um 6 Uhr begann schon um 7 Uhr die Schule. Nach zwei Schulstunden bis 8.30 Uhr schloss sich ab 9 Uhr von Montag bis Mittwoch ein Vormittagstraining an, ehe anschließend bis 15 Uhr die Schulbank gedrückt werden musste. Von 16 Uhr bis 17.30 Uhr fand täglich eine weitere Trainingseinheit statt. Zu Beginn blieb bis 21 Uhr Zeit für Hausaufgaben oder private Angelegenheiten. Im Internat lernte Anna vor gut einem Jahr eher durch Zufall Fußballer Tarek Chahed („Wir kannten uns zunächst nur vom Sehen“) aus ihrer Parallelklasse kennen. Der war 2013 nach Magdeburg zum FCM gelangt. Der damalige Trainer Ronny Thielemann hatte den Berliner in die U19 des Clubs geholt. „Ich habe in Magdeburg die bessere Perspektive gesehen, wollte zudem mehr Training und eben auch professionellere Bedingungen“, verrät Tarek. Genau wie bei seiner jetzigen Freundin standen für Chahed neben der Schule von Montag bis Mittwoch Vormittagseinheiten an, zudem wurde – abgesehen vom freien Donnerstag – auch jeden Tag nachmittags geprobt.

Das harte Training hat sich für Tarek Chahed gelohnt. Er ist seit dieser Saison fester Bestandteil der Drittliga-Mannschaft des 1. FC Magdeburg. „Ich habe viele tolle Erfahrungen gesammelt und vom Trainer viel Einsatzzeit bekommen“, spricht der 19-Jährige euphorisch von seinem Verein. Dass es nach etwas mehr als der Hälfte der Spielzeit sogar für Platz vier gereicht hat, damit hätte selbst der Youngster nicht gerechnet. „Das ist einfach nur super. Ich hätte es niemals erwartet, dass wir in einer sehr starken 3. Liga jetzt schon so viele Punkte haben“, verrät Tarek. Doch nicht nur auf dem Platz sind die Härtel-Schützlinge, in der heimischen MDCC-Arena eine echte Macht, eine eingeschworene Truppe. „Auch außerhalb verstehen wir uns super, lachen viel miteinander. Es ist einfach nur eine geile Truppe – mehr muss man dazu nicht sagen“, schildert der gebürtige Berliner, der sich nicht auf einer festen Position beim FCM sieht, mit einem Schmunzeln. „Ich laufe gern viel, zudem habe ich sicherlich auch nicht die schlechteste Technik. Ich gebe immer mein Bestes für die Mannschaft“, spricht der Hauptstädter über seine Stärken.

Sportlich nicht ganz so gut wie bei ihrem Freund läuft es bei Anna Meineke und den Magdeburger HSV-Handballfrauen. Das Team kämpft um seine Existenz in der Mitteldeutschen Oberliga, steht mit 5:17 Punkten an elfter und damit vorletzter Stelle des Klassements. „Wir spielen eigentlich schon lange in dieser Besetzung zusammen, sind allerdings noch eine sehr junge Truppe mit vielen Studentinnen“, schildert die Salzwedelerin. Die agiert auf der Rechtsaußenposition und kann dort vor allem ihre Schnelligkeit, aber auch Effektivität im Tor-abschluss ausspielen. „Ich bin zwar jedes Wochenende mit meiner Mannschaft unterwegs, doch für mich genießt das Studium nun erst einmal Vorrang. Handball läuft also ‚nur‘ nebenbei“, erklärt die 18-Jährige, die mit dem HSV dennoch unbedingt die Klasse halten möchte und sich im Team sehr wohlfühlt. Den Profisport hat die Hansestädterin, die Gesundheitsförderung in Magdeburg studiert, bereits abgehakt. „Die Verdienstmöglichkeiten sind bei den Frauen auch nicht ganz so groß“, verrät die junge Blondine.

Gern sieht sie ihrem Liebhaber bei dessen Partien mit dem FCM im Stadion zu. „Ich bin eigentlich immer dabei. Es macht immer richtig Spaß, besonders schön finde ich die Choreografien der Fans. Die Stimmung ist wirklich krass“, erzählt Anna. Doch auch Tarek Chahed schaut sich so oft es geht die Partien seiner Freundin in der Halle an. „Ich drücke ihr und ihrem Team natürlich immer kräftig die Daumen. Das Interesse am Handball ist bei mir ohnehin größer geworden“, verrät Tarek, der auch schon immerhin ein Heimspiel des Erstligisten SC Magdeburg in der Getec-Arena besucht hat. Seinen Fokus legt Chahed aber natürlich auf seine Fußballkarriere. „Ich versuche, so viel wie möglich zu spielen und dem Verein zu helfen. Wichtig ist erst einmal der Klassenerhalt für uns, was dann noch geht, muss man abwarten. Sicherlich ist da oben alles möglich und es wäre auch schön, wenn wir es vielleicht in die Relegation schaffen, doch der Aufstieg ist eben nicht unser primäres Ziel“, gibt sich der 19-Jährige, der beim FCM noch ein Jahr Vertrag hat, (noch) recht bescheiden. Einen Triumph im Landespokal von Sachsen-Anhalt hält er da schon für realistischer.

Auch Anna Meineke wagt sportlich keine größeren Prognosen für die Zukunft. Fakt ist aber auch: Höher als Mitteldeutsche Oberliga muss es für die gebürtige Salzwedelerin nicht sein, da das Studium und später der Beruf im Vordergrund stehen. „Wir werden sehen, was kommt“, sagt die 18-Jährige. Jedes spielfreie Wochenende nutzt das junge Paar, um seine Familien in Berlin oder Salzwedel zu besuchen. „Häufiger kommt es aber vor, dass meine Mutter zu uns nach Magdeburg kommt. Allerdings ist es zu Hause auch immer sehr schön“, verrät Anna. Einen kleinen Wunsch hat die Handballerin genau wie ihr Freund („Ich würde mich über dieses Spiel freuen wie über jedes andere“) aber sicherlich doch noch: Nämlich das Los SV Eintracht Salzwedel für den 1. FC Magdeburg im Fußball-Landespokalwettbewerb. Dann nämlich könnten Anna Meineke und Tarek Chahed womöglich erneut ein ruhiges Wochenende in der von ihnen geliebten westaltmärkischen Kreisstadt verbringen.