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Fußball Kritik an der Entscheidung zum Lockdown

Die Meinungen über den zweiten Lockdown innerhalb dieses Jahres gehen deutschlandweit auseinander.

Von Stefan Rühling 03.11.2020, 03:00

Oschersleben l Auch bei den Fußball-Verantwortlichen im Bördekreis. Während es im Frühjahr noch vielfach Verständnis gab, werden jetzt auch Gegenstimmen laut.

Nachdem die Fußball-Saison in Sachsen-Anhalt gut angelaufen ist, viele Vereine akribisch Hygienekonzepte erarbeitet haben, um nach der langen, ersten Corona-Pause wieder Trainings- und Spielbetrieb anzubieten, herrscht jetzt vielerorts Ernüchterung. Dabei richtete sich der erste Ärger weniger gegen die Politik, die seit gestern den zweiten Lockdown verhängt hat, sondern in erster Linie an den Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) und seine Kreisverbände. Denn diese hatten, obwohl die verschärften Regeln eben erst seit gestern gelten, bereits den kompletten Spieltag am vergangenen Wochenende abgesagt (Volksstimme berichtete).

„Diese Absage war die einzig sinnvolle Entscheidung, mit der wir auch schon vorab gerechnet hatten“, sagt Pascal Hampel, Spielführer der Verbandsliga-Reserve des Haldensleber SC. „Damit glaube ich auch, dass es erst zum regulären Start der Rückrunde weitergehen wird.“ Mit dieser Einschätzung steht er wahrlich nicht allein da. „Ich denke mal, vor März kann nicht wieder begonnen werden. Damit glaube ich auch, dass es nur noch eine Halbserie sowie die Pokalrunde geben wird“, sagte beispielsweise Jens Tuchen, Abteilungsleiter Fußball des SV Eintracht Lüderitz aus der östlichen Altmark.

Dort wäre, selbst wenn der FSA es zugelassen hätte, am Wochenende nicht mehr gespielt worden, weil der Landkreis am Freitagabend per Allgemeinverfügung Zusammenkünfte von mehr als 25 Personen untersagt hatte.

Nach diesem abgesagten Spieltag stellen sich nun immer mehr Verantwortliche die Frage, ob ein neuerlicher Lockdown für den Trainings- und Sportbetrieb in den ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts, wie auch in der Börde, überhaupt notwendig ist.

Alexander Schröder, Trainer des SV Seehausen brachte dies im Gespräch gegenüber der Volksstimme gut auf den Punkt: „Ich leugne das Virus nicht, nur zweifle ich anhand der regionalen Zahlen daran, ob es notwendig ist, solch eine Panik zu machen. Ob der Beschluss der Regierung in dieser Form sinnvoll ist, das steht auf einem anderen Blatt. Ich habe meine eigene Meinung zu diesem Thema. Ich hatte auch Prozentrechnung in der Schule.“ Er hat damit das öffentlich ausgesprochen, was andere Verantwortliche bisher nur unter vorgehaltener Hand geäußert haben. In einer Sache geht Schröder aber mit den anderen Vereinsvertretern einher und fordert ein Umdenken in den Verbänden: „Wir werden dieses Jahr wohl keinen Fußball mehr spielen. Ich hoffe nur, dass sich nun endlich mal dazu durchgerungen wird, die Saison zu verlängern. Der Amateurfußball sollte sich nicht nach einer EM oder WM orientieren müssen. Wir sind die Basis und diese sollte gestärkt werden.“

Das Thema wird immer wieder einmal diskutiert und die Frage gestellt, wieso der Fußball auf Landes- oder Kreisebene das schöne Wetter im Juni/Juli zur Pause nutzen soll, während in den Wintermonaten bis Weihnachten oder auch schon wieder im Februar Spiele ausgetragen werden sollen.

Für die Kicker des SV Seehausen heißt es nun, anstelle gemeinsam auf dem Platz zu trainieren, sich individuell zu Hause sportlich zu betätigten. „Unsere Spieler erhalten dafür einen extra Plan“, so der Übungsleiter.

Ähnlich wird es wohl auch beim Haldensleber SC laufen: „Unser Trainer-Team ist im Austausch und wird uns dann über seinen Plan informieren“, berichtet Hampel. Der Spielführer der Zweiten fügte aber auch noch hinzu: „Jeder von uns Spielern hat darüber hinaus aber auch die Einstellung, sich selbstständig mindestens auf dem aktuellen Fitnesslevel zu halten.“

Beim aktuellen Tabellenführer der Landesklasse 3 haben die Verantwortlichen einen anderen Weg gewählt. „Wir haben vor zwei Jahren Kreisliga gespielt, sind jetzt in der Landesklasse. Damit sind wir immer noch Amateurfußballer, also Freizeitkicker. Da brauche ich keine Trainingspläne machen, das hatten wir auch beim ersten Lockdown nicht“, berichtet Trainer Mathias Volkmann. „Die Jungs sind so schon traurig und müssen sich ohnehin individuell fit halten. Dazu habe ich ihnen ein paar Tipps und den Hinweis zu einer App gegeben. Jeder macht das ja auch für sich und nicht für mich. Das Spielerische bleibt so oder so auf der Strecke, da es komplett wegfällt.“