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Turnen Mögliche Verärgerung nachvollziehbar

Der Turnsport spielt eine große Rolle in der Region und darüber hinaus. Lange war es aufgrund der Corona-Krise still um den Sport geworden.

Von Simone Zander 20.06.2020, 05:00

Zerbst l Jetzt hat der Landkreis signalisiert, dass er die Sportstätten in seiner Trägerschaft ab 1. Juli wieder öffnet, doch da stehen die nächsten Hürden an, die die Abteilung um Übungsleiterin Birgit Gohl zu meistern hat. Mit ihr sprach Sportredakteurin Simone Zander.

Volksstimme: Ihre Abteilung kann aufgrund der Corona-Krise seit Monaten nicht trainieren. Ab 1. Juli öffnet das Sportzentrum, aber mit Auflagen und aufgrund von anstehenden Baumaßnahmen nur bis zum 13. Juli. Wurden Sie vom Landkreis darüber informiert?

Birgit Gohl: Ich wurde nach eigener Rückfrage beim Landkreis darüber informiert, dass die Turnhalle am 1. Juli öffnet, aber über die geplante Schließung habe ich aus der Volksstimme erfahren müssen, was mich schon sehr verärgert hat. Auch unser Vereinsvorsitzender wurde darüber nicht informiert.

Sie müssen ein Hygienekonzept erstellen. Lohnt sich jetzt für Sie der Aufwand, dieses Konzept zu erstellen, wenn Sie nur für zwölf Tage in die Halle dürfen?

Das lohnt sich natürlich nicht, aber ich hatte das Hygienekonzept bereits erstellt, bevor ich wusste, dass die Halle wieder schließt. Es wurde auch vom Landkreis schon genehmigt.

In die Sporthalle zu kommen, bedarf vieler Auflagen. Nur zehn Personen dürfen trainieren. Haben Sie darüber mit dem Landkreis gesprochen?

Ich hatte dort angerufen und es wurde mir mitgeteilt, dass wir mit zehn Personen pro Spielfeld trainieren können. Da es eine Zwei-Felder-Halle ist, heißt das, zehn Personen pro halbe Halle sind erlaubt.

Wie soll das nun umgesetzt werden?

Da wir die gesamte Turnhalle zur Verfügung haben, können 20 Personen einschließlich der Übungsleiter in die Halle, also 10 auf jeder Seite.

Bei Ihnen trainieren doch weitaus mehr Kinder?

Wir haben zirka 40 Kinder und etwa 15 Erwachsene.

Wie viele Trainingszeiten stehen Ihnen pro Woche zur Verfügung?

Wir haben jetzt vom 1. bis zum 13. Juli, wenn die Halle wieder schließt, drei Trainingstage für die Kinder und fünf für die Erwachsenen. Da wir verschiedene Trainingszeiten haben, können wir die Kinder von 17 bis 18.30 Uhr einladen und mit 15 Kindern und fünf Übungsleitern trainieren. In der abendlichen Erwachsenen-Trainingszeit habe ich dann sechs Jugendliche und eigentlich mehr als 14 Erwachsene. Aber da gehe ich davon aus, dass immer jemand nicht kann, so dass wir uns auf maximal 14 Erwachsene und sechs Jugendliche geeinigt haben.

Bei diesen Beschränkungen können denn da alle Kinder zum Training kommen?

Da sich bei uns zirka 40 Kinder angemeldet haben, können viele Kinder diese Trainingstage aufgrund der Personenbegrenzung nicht nutzen. Dass alle Kinder mittrainieren können, wäre uns sehr wichtig und liegt uns am Herzen und es tut mir und uns als Abteilung sehr weh, dass das nicht möglich ist. So müssen wir leider viele Kinder ausladen und auf September vertrösten.

Welche Kinder können jetzt ab 1. Juli erst einmal trainieren?

Es können jetzt nur die Wettkampf-Kinder, also die Kinder trainieren, die bereits an Wettkämpfen teilgenommen haben.

Heißt das, die meisten Turnkinder müssen warten?

Da Turnen eine schwierige Sportart ist, haben wir auch viele Kinder, die nur aus Spaß an der Freude und Bewegung trainieren und die Teilnahme an Wettbewerben nicht schaffen. Und das sind sehr viele Kinder, die wir nun leider nicht zum Training einladen können.

Kommen da nicht Unmut und Unverständnis auf?

Ich hoffe nicht. Aber das ist sicher vorprogrammiert und ich verstehe auch die mögliche Verärgerung der Eltern der Kinder, die dann immer noch nicht trainieren dürfen, denn sie zahlen ja schließlich auch Beiträge dafür. Ihnen steht es genauso zu, die Halle zu benutzen. Aber durch das Hygienekonzept sind wir verpflichtet, maximal 20 Personen in die gesamte Turnhalle zu lassen.

Sie hoffen sicher auf Verständnis seitens der Eltern und Kinder, die nun noch nicht in die Halle können?

Es ist eine sehr schwierige Situation und wir hoffen sehr auf das Verständnis der Eltern und der Kinder, denn auch uns ist diese Entscheidung sehr schwer gefallen. Aber aufgrund der Auflagen und der Kürze der Hallenöffnung mussten wir diese Entscheidung treffen.

Erst kam Corona und nun die Baumaßnahmen. Das lief sehr unglücklich?

Die Baumaßnahmen müssen aufgrund der Mängel durchgeführt werden. Wir verstehen aber nicht, dass die Zeit bis jetzt nicht genutzt wurde, um die Baumängel zu beseitigen. Ein weiterer Punkt, der uns sehr ärgert, ist die fehlende Information seitens des Landkreises.

Wurden die Kinder, die nun am Training teilnehmen können, bereits informiert?

Wir haben die wenigen Kinder, die kommen können, persönlich informiert.

Vom 13. Juli bis zum 30. August soll die Halle wieder schließen. Wissen Sie schon, wie es dann weiter geht?

Wir hoffen, dass dann im September das normale Training wieder möglich ist und dass alle Kinder zum Training kommen können. Wir müssen natürlich auf weitere Informationen des Landkreises warten, inwiefern die Halle dann ab September genutzt werden darf.

Wie ist Ihre Prognose? Werden in diesem Jahr überhaupt noch Wettkämpfe ausgetragen?

Alle Wettkämpfe, wie die Landes- und Regionalmeisterschaften, sind bisher ausgefallen. Es würde, wenn alles gut geht, am 1. November mit den Regionalmeisterschaften weitergehen. Die Landesmeisterschaften sind auf Ende November verschoben worden. Deshalb ist es notwendig, dass die Wettkampf-Kinder trainieren und sich entsprechend vorbereiten.

Ist das Hygienekonzept umsetzbar?

Wir müssen unter besonderen Bedingungen trainieren. Wir Übungsleiter dürfen dabei die Kinder nicht anfassen und nur im Notfall Hilfeleistung geben. Wir müssen sicherstellen, dass wir in der Nähe sind. Außerdem dürfen wir mit den Kindern nur die Übungen trainieren, die sie schon beherrschen. Aber bevor wir gar nichts machen können, freue ich mich, dass wir die Kinder wenigstens sehen und ein bisschen turnen können.

Den Mindestabstand einzuhalten, ist sicher kein Problem, aber wie ist es mit der Geräte-Desinfizierung?

Da folgen wir dem Hygienekonzept unseres Verbandes. Wir haben ja Lederbezüge auf dem Balken und beim Sprung und diese können wir nicht mit den Desinfektionsmitteln besprühen. Deshalb sieht unser Hygienekonzept vor, dass bei jedem Gerätewechsel die Hände desinfiziert werden müssen.

Stellt der Landkreis das Desinfektionsmittel zur Verfügung?

Der Landkreis hat angekündigt, dass er uns die benötigten Desinfektionsmittel zur Verfügung stellt. Ob das alles klappt, werden wir sehen.