Leichtathletik Irmgard und Gerald Eggert starten beim 26. Marabana in Kubas Hauptstadt Havanna Von Hitze und Abgasen ausgebremst
Die beiden Halberstädter Irmgard und Gerald Eggert sind in Kubas Haupstadt Havanna beim alljährlichen Lauffestival "Marabana" gestartet.
Halberstadt (geg/fbo) l 42,195 Kilometer sind bei einem Marathon zu bewältigen. Das ist jedoch die einzige Konstante. Denn so unterschiedlich die Austragungsorte sind, so unterschiedlich fallen die Bedingungen und auch die Ergebnisse aus. Mal sind es Straßen in der Innenstadt, mal Gebirgspfade mit enormen Steigungen, mal regnet es, mal brennt die Sonne unerbittlich.
All diese Erfahrungen hat die Halberstädterin Irmgard Eggert bei ihren mehr als 100 Marathons bereits gemacht. Nun sollte eine neue hinzukommen. Diesmal hatte sie das alljährliche Lauffestival in Kubas Hauptstadt auserkoren. Gemeinsam mit ihrem Mann flog sie nach Havanna, um dort einen Urlaub mit der Teilnahme am 26. Marabana zu eröffnen.
Start war bereits am dritten Tag nach der Landung auf der Karibikinsel. Ein Bus brachte die deutsche Gruppe in die Nähe des Capitols, wo das traditionelle Rennen beginnt. Fast zwei Stunden galt es dort auszuharren, die meiste Zeit im voll klimatisierten Fahrzeug. Bei Sonnenaufgang wies das Thermometer bereits 22 Grad aus.
Mehr als 2700 Teilnehmer, darunter etwa 300 aus anderen Ländern, setzten sich in Bewegung. Die wenigsten hatten den Marathon, einige mehr die 10-km-Distanz gewählt. Das größte Feld bildeten die Halbmarathonis. Zur Entscheidung vieler Sportler hatte der Hinweis von Veranstalter und Medizinern beigetragen, besonders vorsichtig zu sein, weil die klimatischen Bedingungen das Äußerste von jedem fordern.
Das zeigte sich schon bald. Denn angekommen auf dem Malecon, der acht Kilometer langen Uferpromenade, unterbrachen bereits die ersten Läufer wegen Erschöpfung und setzten den Weg im Schritttempo fort. Als die beiden heftigen Hügel genommen wurden, herrschten 24 Grad im Schatten, bald darauf waren es sogar 28. Die feuchte Wärme und die Abgase von den alten Autos ohne Kat erschwerten das Atmen.
Alle drei Kilometer tauchte eine Wasserstelle auf. Allerdings gab es weder Trinkbecher noch Flaschen. Das kühle Nass befand sich in kleinen Plastikbeuteln, die aufgebissen werden mussten. "So viel habe ich bisher bei keinem Lauf getrunken", erinnert sich Gerald Eggert. Er hatte sich vorgenommen, seine Kräfte so zu dosieren, dass er das Rennen durchhält. "Je länger ich auf der Strecke war, desto mehr wünschte ich mir, das Ziel möge kurz bevor stehen." Stattdessen schienen die Kilometer sich mit zunehmenden Temperaturen zu dehnen.
"Ich dachte an die Marathonis, die sich dieser Quälerei in einer weiteren Runde hingeben wollten, und so auch an meine Frau, die ich bei Kilometer acht aus den Augen verloren hatte", so Eggert. Unterwegs war er zwei Frauen aus der deutschen Gruppe begegnet, die sich entschieden hatten, nach 21 Kilometern aufzuhören. Der Veranstalter hatte im Interesse der Gesundheit der Läufer diese Möglichkeit eingeräumt.
Nach dem Plaza de la Revolucion entdeckte der Halberstädter vor sich seine Frau. Einen Kilometer vor dem Ziel trafen sie sich. "Lass es sein", riet er ihr. Es bedurfte keiner Überredungskünste. Sie nahmen sich bei den Händen und überquerten nach 21 Kilometern und 2:35:28 Stunden gemeinsam die Ziellinie.
"Ich bin noch nie zur Halbzeit ausgestiegen. Auch bei genauso hohen Temperaturen in Ägypten und Marokko nicht. Doch diesmal nutzten weder die gute Kondition noch der Ehrgeiz etwas. Der Lauf war die volle Härte", begründet die Läuferin die Halbierung ihres Vorhabens. Es war keine leichte, aber die richtige Entscheidung. Fast die Hälfte der Marathonis taten es ihr gleich oder gaben auf der Halbdistanz eher auf.