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Fußball Das „Feuer“ ist erloschen

Torsten Marks ist nicht mehr Trainer des SV Union Heyrothsberge. Nach dem Heimspiel gegen Gardelegen bat er um seine Freistellung.

Von Björn Richter 27.09.2018, 09:50

Heyrothsberge l Der wahrscheinlich schwerste Gang in seiner zehnjährigen Karriere als Fußballtrainer hat Torsten Marks am Dienstag noch einmal vom Parkplatz die drei Stufen hinauf ins Vereinsheim des SV Union Heyrothsberge geführt. Ein letztes Mal richtete er in der Kabine die Ansprache an jene Mannschaft, die er im Sommer 2016 übernommen und zweimal erfolgreich in der Landesliga Nord gehalten hatte. Die Wucht der Worte dürfte die Spieler hart getroffen haben. Doch was Marks zum Abschied zu sagen hatte, war keinesfalls eine Abrechnung mit dem Team, das mit vier Punkten aus fünf Spielen nur mäßig in die Saison gestartet war. Es war vielmehr die Offenbarung eines Menschen, der viel von seinen Schützlingen verlangt, von sich selbst aber noch mehr und am Ende vielleicht sogar zu viel: „Ich schäme mich dafür, meine Mannschaft als Trainer im Stich zu lassen. Auch der Zeitpunkt ist natürlich fragwürdig. Aber es war ein schleichender Prozess, bei dem ich mir zu lange etwas vorgemacht habe. Ich brauche einfach eine Auszeit.“

Noch am Sonnabend, im Anschluss an die 2:3-Heimniederlage gegen den SSV 80 Gardelegen, hatte Marks minutenlang mit Olaf Milz im Mittelkreis gestanden und seinen Entschluss mitgeteilt. „Seine Entscheidung war final“, erklärte der Teammanager, der nach Rücksprache mit Vereinschef Holger Becker und dem Trainer auch die Mannschaft zeitnah in Kenntnis setzte. Zwar habe die dritte Saisonniederlage der Unioner keinen Einfluss mehr gehabt, aber während des Spiels sei das fehlende „Feuer“ offensichtlich geworden: „Wenn es dir in der zweiten Halbzeit egal ist, was auf dem Feld passiert, wird es Zeit, Konsequenzen zu ziehen. Die Mannschaft verdient einen Trainer, der dieses Amt mit vollem Elan und Motivation ausübt“, schilderte Marks, der den Rückzug ins Private sucht: „Man trägt gleichzeitig Verantwortung als Trainer, Teampsychologe, Vaterfigur, Familienmensch. Irgendwann möchte man aber einfach nicht mehr Zusagen im Privatleben davon abhängig machen, ob ein Training oder Spiel ansteht. Natürlich werde ich den Fußball und den SV Union weiter beobachten, nur eben aus dem Blickwinkel des Zuschauers.“

Der Verein respektierte die Entscheidung, steht nun aber vor der schwierigen Situation, kurz nach dem Saisonstart einen Nachfolger suchen zu müssen. Erst im Frühjahr hatten sich beide Seiten auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit geeinigt. „Wir hätten gern versucht, gemeinsam mit Torsten sportlich die Kurve zu kriegen. ‚Heuern und Feuern‘ ist nicht die Philosophie, die wir hier verfolgen“, versicherte Milz. Zusammen mit Co-Trainer Matthias Schumburg lenkt er ab sofort interimsweise die Geschicke des Teams an der Seitenlinie. In den nächsten Wochen, spätestens aber vor der Winterpause, soll ein Nachfolger präsentiert werden. Zudem laufen aktuell Gespräche mit ehemaligen Spielern, die bei der Absicherung der wöchentlichen Trainingseinheiten am Dienstag und Donnerstag unterstützend wirken sollen. „Zu dritt ließe sich die Zeit, bis wir einen neuen Trainer gefunden haben, natürlich leichter überbrücken“, so Milz.

Den Auftakt für die provisorische interne Lösung bildet demnach bereits das anstehende Heimspiel am Sonnabend, 29. September, gegen den TuS Schwarz-Weiß Bismark. Ein wegweisenderes Duell als gegen das noch sieglose Schlusslicht könnte es kaum geben. Entsprechend ist nun vor allem die Mannschaft gefordert, nicht in eine handfeste Krise zu schlittern. Auf zwei gedrückte Daumen des Ex-Trainers kann das Team jedenfalls zählen: „Ich möchte mich auch noch einmal bei meinen Jungs und dem Verein für die letzten zwei Jahre bedanken. Der größte Dank gilt aber meiner Frau und meiner Tochter, die in all der Zeit ein unglaubliches Verständnis aufgebracht haben.“