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Handball Der Funke springt über

Nach vier Jahren geht der SV Chemie Genthin wieder mit einem Männer-Team an den Start.

Von Karolin Pilz 21.06.2020, 23:01

Genthin l So ist das eben mit den frohen Botschaften. Von Zeit zu Zeit dauert es ein wenig, bis sie sich verbreiten. „Dass sich bei uns eine neue Mannschaft gegründet hat, musste sich erst mal herumsprechen. Trotzdem haben wir bisher schon 14 Spieler an Bord. Ein paar weitere wären natürlich trotzdem noch besser“, freut sich Marco Berndt.

Für ihn, der ab sofort gemeinsam mit Ralf Feuerherdt die Geschicke des Teams lenkt und zudem als Abteilungsleiter beim SVC agiert, gilt es nun aber zunächst, die neu geformte Mannschaft fit zu machen. Aber nicht um jeden Preis: „Wichtig ist, dass jeder seinen Platz im Team findet und sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Deswegen möchten Ralf und ich die Spieler nicht mit reinem Konditionstraining ärgern. Das können wir parallel in der Halle beim Trainieren machen. Wir haben ganz andere Baustellen zu beackern.“ Das schließt gezielte Torwürfe ebenso wie Konterläufe ein. „Aber auch ein bisschen Handball-Theorie gehört dazu.“ Grundlagenarbeit eben.

Praxiserfahrung bringen die meisten im Team dennoch mit. Genau so wie es nach 2016 still um den Genthiner Männerhandball wurde, folgte bei vielen eine Pause vom aktiven Geschehen. Bis vor zwei Wochen, als die „Chemiker“ nun endgültig in den Trainingsbetrieb einsteigen durften. Das Trainerduo selbst ist seit über 40 Jahren auf der Platte unterweges. Sollte in den Spielen Not am Mann sein, helfen beide aus.

Ohnehin ist das neugebildete Team gleichermaßen Treffen der Generationen und bunt gemischter Haufen. So wird künftig auch der 17-jährige Willi Peters ebenfalls für die SVC-Herren auflaufen, weil es keine männliche A-Jugend in Genthin gibt. Und selbst vor einem leidenschaftlichen Fußballer macht die neu entfachte Euphorie keinen Halt. Christian Feuerherdt, der lange Jahre für den TSV Brettin/Roßdorf und SV Traktor Tucheim dem größeren Spielgerät nachjagte, hängte seine Stollenschuhe unlängst an den Nagel und erprobt sich nun als reiner Hallensportler. Als Trainer bleibt der 37-Jährige den B-Junioren der Spielgemeinschaft Genthin/Brettin/Roßdorf auf dem Fußballplatz allerdings weiterhin treu. Ganz ohne das gewohnte Hobby geht es eben doch nicht.

Der Zündfunke, der Genthiner Handballtradition wieder Leben einzuhauchen, kam übrigens von unerwarteter Stelle: Die Frauen des Vereins, die vor einem Jahr in den regelmäßigen Trainings- und Spielbetrieb gestartet sind, bestritten ihre Heimauftritte stets vor mitreißender Kulisse. Auf der Tribüne reifte in Berndt die Idee zum „Gaudi“-Training am Freitagabend, welches nach und nach immer mehr Zuspruch erhielt. Von Eltern, deren Kinder in der Genthiner Jugendabteilung spielen, über Ehepartner bis hin zum begeisterter Zuschauer – das Interesse wuchs stetig.

Inzwischen verfügen die SVC-Herren wieder über genug Spielermaterial, um auch den Wettkampf mit anderen Teams zu suchen. Der Plan sieht vor, zur neuen Saison – wann auch immer diese beginnen mag – in der 2. Nordliga an den Start zu gehen. „Bis dahin haben wir noch ein gewaltiges Pensum an Arbeit vor uns. Eigentlich wollten wir vor der endgültigen Entscheidung noch einige Testspiele absolvieren“, erklärt Berndt. In Zeiten der Corona-Krise ist daran aktuell aber nicht zu denken. Fraglich bleibt zudem, wie kurzfristig die Entscheidung für den Neustart im Handball fällt und wie ausgedehnt die Vorbereitungsphase sein wird.

Dennoch wollen sich die „Chemiker“ nicht vom Kurs abbringen lassen und meldeten ihre Mannschaft für den Spielbetrieb an. „Es ist ein Wagnis, das wir eingehen“, gesteht der Coach und fügt hinzu: „In kaltem Wasser lernt man bekanntlich das Schwimmen. So ist das nun auch bei uns.“ Immerhin: Für passende Bekleidung beim Freischwimmen ist gesorgt. Trainer Ralf Theuerkauf wird mit seiner Baumschule das Sponsoring übernehmen und die Mannschaft mit neuen Trikots ausstatten. So steht einem erfolgreichen Neustart nichts mehr im Weg. Und das sind doch nun wirklich mal gute Nachrichten.