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Tischtennis Profiteure und Verlierer

Der Blick auf die Vereine im Jerichower Land nach dem Abbruch der Saison.

Von Björn Richter 06.04.2020, 01:01

Jerichower Land l Von der Illusion, es allen Recht zu machen, hatte man sich in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise ohnehin schnell verabschiedet. Dort, in unmittelbarer Nähe zum Deutschen Fußballbund, ist man allerdings in Zeiten der Coronakrise seit dem 31. März zumindest einen Schritt weiter als beim großen Bruder. Nachdem der Deutsche Tischtennisbund (DTTB) die Spielzeit 2019/2020 für beendet erklärt hat, herrscht im Mannschaftsspielbetrieb nun Klarheit. Mit Stand vom 13. März sind für sämtliche Spielklassen die Tabellen in Sachen Auf- und Abstiegsregelung bindend. Übrig bleiben Profiteure und Verlierer, auch im Jerichower Land.

Im größten Tischtennisverein des Kreises halten sich die Auswirkungen zwar in Grenzen, dennoch ist man beim DJK TTV Biederitz ob des Beschlusses zwiegespalten: „Sportlich betrachtet halte ich es nicht für die fairste Lösung“, erklärt Sven Gottschalk, der sportliche Leiter des Vereins, und verweist dabei auf das Zerrbild in den einzelnen Tabellen. Denn längst nicht alle Teams haben die gleiche Anzahl an Spielen absolviert, auch bei der Verteilung der Heim- und Auswärtspartien stellt sich die Lage unübersichtlich dar. „Es hätte sicher andere Möglichkeiten gegeben. Etwa, den Schlussstrich nach der Hinrunde anzusetzen oder eben die Saison komplett zu annullieren.“

Ein Blick auf die zehn im Wettkampfbetrieb stehenden DJK-Teams belegt allerdings: Die Biederitzer ziehen überwiegend Vorteile aus dem DTTB-Beschluss. Lediglich die zweite Herrenmannschaft in der Verbandsliga steht nun als Absteiger fest, hätte allerdings realistisch betrachtet auch in den vier ausstehenden Begegnungen das Ruder kaum herumreißen können. Dagegen stehen die Oberliga-Damen und das zweite Herrenteam (Verbandsliga) vorzeitig als Meister fest. „Die Überlegungen, das Aufstiegsrecht wahrzunehmen, sind da. Aber es ist noch keine Entscheidung getroffen, denn diese hängt von mehreren Faktoren und offenen Frage wie etwa beim Sponsoring oder den Stichtagen in Sachen Wechselfrist ab“, erklärt Gottschalk.

Klarheit herrscht dagegen beim SV Traktor Tucheim. Die erste Mannschaft hat in der Bezirksklasse Jerichower Land/Salzland eine makellose Bilanz von 18:0-Punkten vorzuweisen, war sich aber schon vor der Unterbrechung des Spielbetriebs einig, das Aufstiegsrecht in jedem Fall weiterzureichen. „Die Ursachen sind im personellen Bereich zu suchen“, verrät Abteilungsleiter Mike Nußbaum. Grund: Beim Sprung in die Bezirksliga würde aus dem Vierer- ein Sechserteam werden. Die Tucheimer wären nur mit Unterstützung der zweiten Mannschaft spielfähig. „Wir würden sozusagen eine Mannschaft opfern, um mit der anderen aufsteigen zu können.“

Dabei war der SV Traktor bis zum Vorjahr noch höherklassig unterwegs und Nußbaum gibt zu: „Ein bisschen langweilig war es in dieser Saison schon, ungeschlagen und ohne Punktverlust.“ Auch die Gegnerschaft hatte insgeheim gehofft, die langen Fahrten nach Tucheim ohne sportlichen Ertrag würden künftig passé sein, „aber für die ist es eine Tour zu uns hoch, für uns ist jedes Spiel mit einer weiten Anreise verbunden – und das seit 15 Jahren.“ Auch die zweite Mannschaft des Vereins steht nunmehr als Meister der Kreisoberliga fest, lässt sich die Entscheidung über den Aufstieg aber vorerst noch offen. Die Tendenz geht jedoch eher dahin, die Chance nicht wahrzunehmen.

Eben darauf, beziehungsweise auf den Verzicht eines Aufsteigers aus den beiden Kreisligen ruhen die Hoffnungen der KSG Fläming Lübars. Der Kreisoberligist zählt fraglos zu den Verlierern des abrupten Saisonendes. Vereinschef und Spieler Marco Herbort bekennt: „Uns würde die Entscheidung ausgesprochen hart treffen. Unter den vier ausstehenden Spielen hatten wir für zwei etwas ausgerechnet. Vielleicht hätte es gereicht, um den Klassenerhalt doch noch aus eigener Kraft zu schaffen.“

Vorerst jedoch muss der kleine Verein mit der ungewissen Situation leben. „Sicher hat mancher von uns auch einen etwas realistischeren Blick angesetzt und nicht mehr daran geglaubt“, so Herbort. Doch zuletzt ging die Formkurve nach oben. In der Hinrunde ohne zählbaren Erfolg, fuhr Lübars kürzlich beim 8:6-Heimsieg über den Burger BC 08 die beiden Premierenzähler ein und ließ den SV Union Heyrothsberge II sowie den TTC Güsen vorerst in der Rückrundentabelle hinter sich. Gegen eben jene zwei Teams hätte die KSG Fläming zudem noch antreten sollen. Und wenn sich die Fahrstuhltür nach einem Jahr im Oberhaus nun doch wieder in der Kreisliga öffnen sollte? „Dann greifen wir eben wieder neu an.“