Fußball Stolze Germanen

Das FSA-Pokalfinale vor eigenem Publikum war für die Halberstädter Kicker der Höhepunkt der Saison 2018/19.

Von Florian Bortfeldt 28.05.2019, 05:00

Halberstadt l Halberstadts Kapitän Benjamin Boltze zeigte sich erschöpft, aber zufrieden: „Wir haben ein Riesenspiel abgeliefert, 70 Minuten lang waren wir sehr gut dabei. Wenn wir in unserer stärksten Phase, direkt nach der Pause, ein Tor erzielen, läuft es vielleicht anders. Halle macht aus dem Nichts das 1:0. Das ist eben Fußball. Dann sind wir angerannt und kriegen das 0:2. Wir können erhobenen Hauptes vom Platz gehen: Gegen den Vierten der 3. Liga haben wir absolut Paroli geboten und auch insgesamt eine top Saison gespielt. Es gibt allen Grund zum Feiern.“ Mit detailliertem Blick auf die Spielserie meinte der 32-Jährige: „Wir waren doch vor der Saison Absteiger Nummer eins. Ich selbst hatte auch Zweifel, es war ein großer Umbruch mit vielen unerfahrenen Spielern, aber Hut ab, wie wir dann mutig gespielt haben und Achter geworden sind. Unglaublich – ich bin stolz.“

Co-Trainer Marcel Goslar meinte mit Blick auf das Endspiel: „Das war am Ende der Unterschied, warum der HFC nur knapp an der Relegation zur 2. Liga vorbeischrammte, die Hallenser haben enorme Qualität. Ich hätte es gerne gesehen, wenn wir unsere Chancen genutzt und das Spiel lange offen gehalten hätten. Womöglich hätte es sich anders entwickelt. Wir machen die Dinger eben nicht rein. Für die Jungs tut es mir leid. Der Pokal wäre der krönende Abschluss gewesen für das Team. Der Stolz wird am Ende trotzdem überwiegen.“

Zufrieden blickte er auf das Jahr zurück: „Das Auftreten gegen den HFC hat uns bereits über weite Teile der Saison ausgezeichnet, wir haben immer daran geglaubt. Das Team hat echt gute Charaktere, auch die, die hinten dran waren und nicht gespielt haben. Nedim Pepic zum Beispiel: Er hat lange Zeit in der zweiten Mannschaft gespielt, sich aber nie hängen lassen, von diesen Typen haben wir viele. Auch die haben dafür gesorgt, dass wir Achter wurden und dieses Finale hier austragen durften.“

Der 30-Jährige wird im Übrigen weiterhin als Co-Trainer im Vorharz tätig sein. „Ich habe noch Vertrag.“ Der Posten des Cheftrainers kommt indes nicht in Frage. „Ich bleibe Assistent, mit wem auch immer. Es wird wieder ein Umbruch stattfinden, so viel ist klar. Wir werden erneut versuchen junge Leute so zu entwickeln, dass sie stärker werden. Dass wieder einige Spieler zu größeren Vereinen wechseln, zeichnet unsere Arbeit hier letztlich aus. Germania ist ein Ausbildungsverein und ein Sprungbrett.“

Könnte er sich seinen Vater Jörg als „Chef“ vorstellen? „Nein, das ist aber keineswegs böse gemeint. Er kann mir viel Erfahrung mitgeben, aber ich denke, ich muss nun meinen eigenen Weg gehen – ohne Papa.“ Seit der Rückrunde hat Goslar nicht mehr aktiv beim VfB mitgewirkt, so soll es auch bleiben. „Der Job als Co-Trainer ist zeitintensiv, zudem habe ich eine kleine Tochter und studiere.“ Um Zeit mit der Familie zu verbringen, startet der gebürtige Hannoveraner am Freitag mit Frau und Kind in den Urlaub. „Auch nach Mallorca, aber das wird ein anderer Urlaub als die Jungs ihn derzeit veranstalten“, ergänzte er mit einem Lächeln.

Keeper Fabian Guderitz sah auch eine aktive Germania: „Es war definitiv möglich zu gewinnen. Wir waren etwa 70 Minuten lang die Besseren. Hinten raus haben es die Hallenser gut gemacht. Wer die meisten Tore im Fußball schießt, der gewinnt.“ Bei den Gegentoren war er mehr oder weniger machtlos: „Der erste Schuss kommt aus gefühlt sieben Metern, er haut mir den Ball zwischen die Augen. Ich wäre froh gewesen, wenn ich ihn gesehen hätte. Den zweiten schiebt Ajani gut rein.“

Der scheidende Trainer Maximilian Dentz wirkte nach seinem letzten Pflichtspiel durchaus nachdenklich. „Wir haben das abgeliefert, was uns in der Saison ausgezeichnet hat. Es tut mir leid, dass das Team sich nicht belohnt hat. Wir können aber ehrlich in den Spiegel schauen. Es braucht niemand traurig sein.“