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Fußball Hampel: Es geht nur noch um Geld

In seinem Team, dem Haldensleber SC II, ist er der Kapitän, beruflich steht er mit beiden Füßen mitten im Leben.

Von Stefan Rühling 25.11.2020, 03:00

Haldensleben l Im Interview mit Volksstimme-Autor Stefan Rühling berichtet Pascal Hampel von seinem Jahr 2020, blickt auf 20 Jahre bei seinem Verein zurück und verrät sein sportliches Ziel für die Zukunft.

Herr Hampel, was bewegt Sie aktuell?

Pascal Hampel: In erster Linie meine Arbeit, da ich mich pünktlich zu Corona im März 2020 selbstständig gemacht habe. Daneben aber auch meine Familie, da auch meine Eltern im Tourismus tätig sind und mit der Pandemie zu kämpfen haben. Das Wichtigste ist aber, dass alle gesund sind.

Was machen Sie beruflich?

Ich bin Inhaber eines Reisebüros.

Wie geht es Ihnen in der Situation?

Aus sportlicher und vor allem beruflicher Sicht natürlich nicht sehr gut, sondern eher überschaubar.

Aktuell ist der Sport erneut lahmgelegt. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Man könnte meinen, dass ich mehr Freizeit hätte. Tatsächlich aber habe ich im Zusammenhang mit meiner Firmengründung noch sehr viel Administratives zu erledigen. Natürlich muss ich auch schauen, wie ich mich angesichts der Situation im Tourismus über Wasser halte. Daher habe ich aktuell noch einen Nebenjob. Ansonsten versuche ich so viel individuellen Sport wie möglich zu machen, beispielsweise Fahrradfahren. Darüber hinaus verbringe ich die Zeit mit meiner Freundin und der Familie.

Wie gelingt es Ihnen im Normalfall, Arbeit, Privatleben und Fußball miteinander zu verbinden?

Ich habe eine sehr klar strukturierte Woche beziehungsweise auch Tage. Die Öffnungszeiten meines Reisebüros geben dazu den Rahmen vor, dazu sind auch die Fußball-Zeiten mit Training dienstags und donnerstags sowie dem Spielbetrieb am Samstag fix. Dafür braucht es in jedem Fall eine Freundin, die das unterstützt und so funktioniert es auch. So nutze ich jedes Zeitfenster sinnvoll – mit Arbeit, Sport, Freunden, Familie oder auch mal ganz für mich.

Mit Ihrer Mannschaft belegen Sie aktuell Rang fünf in der Landesklasse – welches Zwischenfazit können Sie ziehen?

Mit unseren Leistungen und auch der Platzierung bin ich grundsätzlich sehr zufrieden. Man muss dabei berücksichtigen, dass wir eine sehr junge Mannschaft haben und damit Leistungsschwankungen dazugehören. So kommt es schon einmal vor, dass wir in einer Woche das schlechteste Spiel der Saison und nur sieben Tage später die beste Partie der vergangenen zwei Jahre abliefern. Unsere Qualitäten haben wir in dieser Spielzeit aber definitiv schon bewiesen, beispielsweise im Duell mit Seehausen vor der Zwangspause. Dabei steht für uns immer noch an oberster Stelle, junge Spieler aus- und weiterzubilden.

Wie sind Sie eigentlich zum Fußball gekommen?

Das ist in der Tat eine gute Frage, da in meiner Familie ansonsten niemand Fußball gespielt hat. Bei mir fing es im Alter von etwa vier Jahren im Kindergarten an. Dort haben beispielsweise Lucas Krüger und ich angefangen zu bolzen.

Welcher war Ihr erster Verein?

Der Haldensleber SC hat vor etwa 20 Jahren mit einer G-Junioren-Mannschaft begonnen. Das hat meine Mutter in der Zeitung gelesen und ist mit mir, weil ich eben so viel gekickt habe, dorthin gefahren. Damit bin ich Mitglied beim HSC geworden und habe seither auch nirgendwo anders gespielt.

Und Ihr erster Trainer als Kind?

Bis zu den D-Junioren wurden wir immer von Elternteilen von Mitspielern trainiert, der erste war Dietmar Koch. Aber auch Dietmar Paul, heute Stadionsprecher im Haldensleber Waldstadion bei den Spielen der Verbandsliga-Mannschaft, war mit dabei.

Was haben Sie Ihnen mitgegeben?

In diesem Alter war das Credo ganz klar: Es ging in erster Linie darum, Spaß am Sport und im speziellen Fußball zu haben. Wir haben eigentlich immer mit dem Ball trainiert und am Ende auch viele Spiele gewonnen.

Welche Position haben Sie als Kind immer gespielt?

Damals war ich der mit Abstand schnellste Spieler in unserer Mannschaft. Alle wussten, dass sie die Bälle nur lang und weit spielen mussten, so dass ich sie erlaufen konnte. Daher habe ich im linken Mittelfeld gespielt.

Und heute?

Die Geschwindigkeit und der Antritt sind heute nicht mehr so vorhanden. Daher bin ich in das zentrale Mittelfeld auf die Sechs oder Acht gewechselt, gelegentlich habe ich auch schon als Zehner gespielt. Wir haben jetzt andere junge Kicker im Team, die auf den Außenbahnen laufen können.

Welcher Übungsleiter hat Sie am meisten geprägt und warum?

Das war nicht nur einer, sondern ich muss hier zwei nennen. Zum einen hatten wir bei den C-Junioren erstmals einen Coach, der nicht zugleich Vater eines Spielers war. Tom Krüger hat uns fußballerisch auf ein ganz anderes Niveau gebracht. Als jüngerer Jahrgang haben wir im ersten Jahr Verbandsliga gespielt und ordentlich auf die Mütze bekommen. Die Folge war der Abstieg, doch direkt im Folgejahr haben wir die Landesliga dominiert und den Wiederaufstieg geschafft. Krüger hat uns den Tiki-Taka-Fußball á la Pep Guardiola nähergebracht.

Im Herrenbereich habe ich darüber hinaus viele Übungsleiter erlebt, da sich vieles im Verein bewegt hat. So habe ich schon im Alter von 17 Jahren in der Landesklasse 1 gespielt. In meinem zweiten Jahr bei den A-Junioren sind wir schließlich mit der Reserve in die Bördeoberliga abgestiegen und wollten wieder hoch. Roland Zahn ist mir hier nachhaltig in Erinnerung geblieben. Er war derzeit Trainer der Ersten, wo ich zumeist trainiert habe. Sein Charakter ist zwar etwas schwierig, doch fußballerisch hat er uns überragend zu einem Abwehrbollwerk geformt, so dass wir in der Folge bestehen konnten.

Natürlich habe ich aber auch unserem Aufstiegstrainer Daniel Fest sowie Nico Bremse, der aktuell unsere Reserve betreut, viel zu verdanken. Zu beiden pflege ich ein sehr gutes Verhältnis.

Welchen Stellenwert hat der Fußball in Ihrem Leben?

Dieser hat sich in den vergangenen Jahren extrem verändert. 2015 hätte ich noch gesagt, dass ich dem Fußball alles unterordne. Heute sehe ich das anders: Ich bin mit Spaß dabei, spiele sehr gern Fußball, aber alles außerhalb meiner eigenen Partien verfolge ich nur noch selten. Der Fußball ist einfach nicht mehr das, was er einmal war. Es geht – auch bis in die unteren Ligen – nur noch um Geld. Ich würde nie auf die Idee kommen, für mein Hobby auch nur einen Cent bezahlt haben zu wollen.

Was möchten Sie fußballerisch noch erreichen?

Da ich bis zur Verbandsliga nahezu alles erlebt habe, habe ich jetzt keine Ambitionen, noch irgendeine Spielklasse unbedingt probieren zu wollen – schon gar nicht in Verbindung mit einem Wechsel zu einem anderen Verein. Ich verfolge eher das Ziel, mit unserer jungen Mannschaft einmal in die Landesliga aufzusteigen. Das wäre ein toller Erfolg.

Haben Sie auch schon andere Sportarten probiert?

Ja und nein. Als Vereinssport kenne ich nur den Fußball, in der Freizeit spiele ich aber ab und an Badminton oder Tennis. Beides beansprucht ganz andere Muskelgruppen im Körper, so dass das eine tolle Abwechslung ist. Darüber hinaus begeistere ich mich für Basketball, bin für das Spiel selbst aber zu klein.

2020 ist ein außergewöhnliches Jahr – welche Höhepunkte bleiben Ihnen in Erinnerung?

Obwohl das Jahr natürlich anders ist als geplant, muss ich hier meinen Schritt in die Selbstständigkeit nennen. Das war und ist ein echtes Wagnis und zugleich eine Herausforderung. Sportlich gesehen war das Duell mit Seehausen im Oktober ein echter Höhepunkt für mich. So gut haben wir lange nicht gespielt.

Worauf hätten Sie gern verzichtet?

Ich denke, die Antwort ist klar: Corona. Das hat in diesem Jahr einfach alles verändert.

Haben Sie schon Pläne für 2021?

Für Pläne schmieden ist aktuell weniger die Zeit. Vielmehr existiert bei mir die Hoffnung, dass unser Alltag, wie wir ihn vor Corona kannten, zurückkehrt. Ich möchte keine Existenzangst haben und eben wieder Pläne für die Zukunft schmieden können. Gerade mit Blick auf meine Firma fällt mir dann schon einiges an Ideen ein.

Wo sehen Sie sich in fünf beziehungsweise zehn Jahren?

In fünf Jahren dreht es sich vielleicht gerade um das Ende meiner aktiven Laufbahn, während ich in zehn Jahren sicher nur noch Zuschauer am Fußballplatz sein werde. Da geht es dann mehr darum, meinem eigenen Nachwuchs zuzujubeln. In Summe sollten dann die Familienplanung sowie eine sichere berufliche Perspektive wichtig sein.