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Fußball HSC wird Landesmeister und Pokalfinalist

Im letzten Teil der Serie über die Geschichte des HSC blicken Rainer Schütte und die Volksstimme zurück auf die sportlich erfolgreichsten Zeit.

Von Christian Meyer 11.06.2020, 05:00

Haldensleben l Neben der Landesmeisterschaft 2013 bleibt vor allem das erfolgreiche Landespokal-Halbfinale 2012 gegen den 1. FC Magdeburg in Erinnerung.

Mit engagierten „neuen Besen“ in der Coaching-Zone, Tobias Ellroth, Co-Trainer Christian Polzin, Mannschaftsleiter Martin Riemann, Physiotherapeut Sebastian Wiedon und Betreuer Thomas Hartmann startete der HSC 2011 in seine mittlerweile neunte Verbandsliga-Spielzeit, mit dem Vorhaben ein dutzend Jahre nach der Vize-Landesmeisterschaft nunmehr den direkten Platz an der Sonne anzustreben.

Den Verein verlassen hatten die Spieler Geisthardt, Öczelik, Akkermann, Binsker, Rasch, Thiele, Gassel, Grimm, Hering, Herold, Liebold, Wehrmeister und Wernecke. Diverse Werbespieleinladungen aus dem Bördekreis sowie Spielpartner aus sieben Bundesländern bescherten dem HSC einen nahezu pausenlosen Saisonübergang. Die Neuzugänge hießen Manuel Kaschlaw, JetonSpahija, David Berlin, Dominik Eggemann, Marcel Werner, Denny Piele, Enrico Palm und OSC-Heimkehrer Robin Schütte. Im Vergleich zur Vorsaison steigerte sich das Team sowohl um Punkte als auch Tore. Allerdings nicht mehr unter Tobias Ellroth an der Seitenlinie. Nach sieben Spielen (3 Siege, 3 Unentschieden, 1 Niederlage) war für ihn Schluss am Waldstadion. Stephan Grabinski übernahm erneut.

Im Landespokal-Wettbewerb führte der Weg wie in der Vorsaison ins Viertelfinale, wo man diesmal den Oberligisten VfL Halle 1896 mit 2:1 eliminierte. Bis zur Winterpause erreichte die Elf den vierten Tabellenplatz. Nach einer enttäuschenden zweiten Halbserie mit Rang sechs in der Abschlussplatzierung war man weit unter den Saisonambitionen geblieben, behauptete aber trotzdem seine Vormachtstellung im Bördekreis. Ungeachtet dessen sorgte der HSC für weitere Saisonbestwerte. 80 erzielte Treffer bedeuteten nicht nur die deutlich stärkste Offensivleistung und beste Tordifferenz der Liga, sondern auch eine vom HSC in der Verbandsliga noch nie erreichte Erfolgsquote. Ebenfalls erstmals in ihrer Verbandsliga-Zugehörigkeit stellte die Mannschaft mit Denny Piele den Liga-Primus mit 23 erzielten Toren.

Im Kontrastprogramm dazu zelebrierte der HSC zwischenzeitlich den Sensationspokalsieg über den Regionalligisten 1. FC Magdeburg. Dieses Landespokal-Halbfinale sorgte für eine Pflichtspiel-Rekord-Kulisse von rund 1500 Zuschauern. Um den zwei Klassen höher angesiedelten Kontrahenten schlagen zu wollen, bedurfte es von Seiten des Gastgebers schon eine Menge Optimismus. Der FCM war natürlich pokalerprobter, doch der HSC rangierte auf Augenhöhe, denn der haushohe Favorit zeigte ein einfallsloses Angriffsspiel und ließ jeglichen Kampfgeist vermissen. Der Außenseiter machte dem „Club“ vor, wie Pokal gekämpft wird und hätte die Partie eigentlich schon in der regulären Spielzeit für sich entscheiden können.

David Krieger hatte den FCM in Front geschossen. Martin Zander glich aus, bevor Dominik Eggemann die 2:1-Führung erzielte. Tobias Beckers Foulelfmeter brachte das 2:2 und die Verlängerung. Beim fälligen Elfmeterschießen trafen für die Haldensleber Eggemann, Matthias, Werner und Madaus, bevor Tim Girke scheiterte und für sein gutes Spiel nicht belohnt werden sollte. Aber auch Fabian Burdenski scheiterte an der Querlatte. Mirko Burgdorf verwandelte sicher, bevor Patrick Henkel das Leder in die Wolken jagte. Der HSC hatte sich selbst belohnt und Historisches erreicht.

Trotz Platzstürmung durch FCM-Hooligans war die Sensation perfekt und es wurde kräftig gefeiert.

Die Rollen vor dem 22. Landes-Pokal-Finale waren klar verteilt. Der Hallesche FC sicherte sich mit einem 4:0-Sieg nach der Regionalliga-Meisterschaft das Double gegen die Haldensleber Kicker. Die Außenseiter-Chance nutzen und den Favoriten richtig ärgern war das erklärte Ziel der Bördekicker. Leider fehlten beim „Underdog“ mit Pascal Matthias, Stephan Pientak und Martin Zander wichtige Akteure.

Die Elf von HFC-Trainer Sven Köhler dominierte in allen Phasen, geriet nie in Gefahr und sicherte sich für seine Rot-Weißen die Antrittsprämie für die erste Runde im DFB-Pokal von 100 000 Euro. Nach einem Jahr Drittklassigkeit der damaligen BSG Lokomotive Ende der fünfziger Jahre in der 2. DDR Liga, oder der Vize-Landesmeistertitel der Verbandsliga im Jahr 2000 und die kürzliche Teilnahme am Pokalendspiel 2012, erreichte das Bördeteam im zehnten Jahr seiner Verbandsligazugehörigkeit mit dem Landesmeistertitel Sachsen-Anhalts im Jahr 2013 den bisherigen Höhepunkt seiner Vereinsgeschichte.

Dank der besten Auswärtsbilanz der Liga erreichte die Grabinski-Elf bis zur Winterpause Platz zwei. Es vollzog sich in dieser Spielzeit ein Generationswechsel im Mannschaftsgefüge. Verabschiedet hatten sich Mirko Burgdorf, Steven Hahn, Timm Kreibich,S tephan Pientak, Marcel Würlich, Marco Zöger, Jeton Spahija, Florian Dethlefsen und Arne Habeney. Dafür neu im Team waren Maximilian Gerwin, Phillipp Hennecke, Moritz Instenberg, Kevin Knöfler, Robert Sträter, Florian Switala, Mats Weijsfelt, Sven Hieronymus, Robin Schütte, Francesco Natale, Dennis Girke, Co-Trainer Thomas Knorr und Torwarttrainer Sebastian Kischel. Die erfolgreichen Landespokalspiele gegen den OSC und Fortuna endeten im Achtelfinale beim TSV Völpke nach dem Elfmeterschießen.

Als Tabellenzweiter nach der ersten Halbserie bemühte sich die Mannschaft zunächst mit zehn Testspielen, um den erforderlichen Rhythmus für die Rückrunde zu bekommen.Die Grabinski-Elf bewies Nervenstärke und Stehvermögen bei der von Sandersdorf und FCM-Zweiten aufgebauten Drucksituation. Demzufolge erklomm der HSC am 20. Spieltag die Tabellenspitze und gab sie nicht mehr ab. Man krönte sich schon am vorletzten Spieltag mit dem Landesmeistertitel.

„Meisterlich zerstritten“, so lauteten damals des Öfteren die Schlagzeilen in der Presse, wenn es um die aktuelle sportliche und finanzielle Situation beim HSC ging. Die Mannschaft war durch den Landesmeistertitel von Sachsen-Anhalt berechtigt in die Oberliga aufzusteigen, doch der 2013 neu gewählte Fußballvorstand verzichtete auf eine Klasse höher. Eine Entscheidung, die für viele nicht zu verstehen war, denn sie war auch für Spieler und Verantwortliche ein Schlag ins Gesicht. Eine Lachnummer suchte seinesgleichen.

Eine vereinsinterne Entscheidung, die am Ende alle zu akzeptieren hatten. Nicht zu akzeptieren waren jedoch die von Unprofessionalität geprägten Aktionen der Herren vom Fußballverband. Es war verkehrte Welt am vorletzten Spieltag in Sandersdorf. Die 450 Zuschauer im Stadion der SG Union wurden Zeugen, wie ein paar Herren nach dem Spiel den Sandersdorfern einen großen Meister-Pokal und Medaillen überreichten. Dabei war diese Mannschaft durch den Verzicht der Haldensleber zwar in die Oberliga geklettert, aber Meister war sie nicht geworden.

Die wahren Meister feierten derweil nach einem 3:0 Sieg bei der Reserve des FCM die Meisterschaft. Die Herren vom Fußballverband schafften es nicht einmal zum letzten Heimspiel des HSC im Waldstadion aufzuschlagen, um die Mannschaft zu beglückwünschen. Was beim HSC blieb, war ein auseinandergefallendes Team, das es galt völlig neu aufzubauen. Der neue Trainer Roland Zahn in seiner „zweiten Mission“ beim HSC sollte es richten und er verblüffte die Liga mit dem jüngsten Aufgebot der Vereinsgeschichte, das am Saisonende 2013/2014 auf einem beachtlichen neunten Platz landete.

Ein paar Ligen tiefer sorgte die HSC-Zweite wieder für ein Stadtderby. Die Reserve des HSC, in den letzten Jahren als „Fahrsstuhlmannschaft“ betitelt, feierte in der Saison 2012/13 die Rückkehr auf Landesebene. Nicht Lok gegen Traktor, sondern Haldensleber SC II gegen den ISV Haldensleben hieß das aktuelle Stadtderby. Die Verantwortlichen des HSC schickten eine schlagkräftige Truppe in die Kreisoberliga-Saison, um als Nahziel den Landesklassen-Aufstieg zu realisieren. Ein leistungsstarker Unterbau für die Verbandsliga-Elf sollte aufgebaut werden.

Erzielten die „Ollner“ im Hinspiel noch ein 2:2, so wurden sie auf eigenem Geläuf mit 1:6 regelrecht vorgeführt. Trotz viel Spannung zum Ende schafften die Jungs von Trainer Tom Krüger und Johannes Gaertig den zweiten Tabellenplatz, der hinter dem Oscherslebener SC zum Aufstieg in die Landesklasse berechtigte. Ging es 2013/2014 noch einmal abwärts, so hat sich die Reserve des HSC seit 2014/15 unter der Regie der Trainer Tom Krüger, Johannes Gaertig, Daniel Fest und seit 2015/2016 mit Trainer Nico Bremse, trotz dreimaligen Staffelwechsel, in der Landesklasse etabliert.