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Handball Hackert: Das ist wie eine Familie

Für Maik Hackert vom MTV Weferlingen soll die Saison 2019/20 die letzte als Trainer der ersten Männermannschaft sein.

Von Stefanie Brandt 14.04.2020, 09:00

Weferlingen l Obwohl er sich nach vielen Jahren sicherlich einen anderen Abschluss als den durch den Handballverband Sachsen-Anhalt in der vergangenen Woche beschlossenen Saisonabbruch gewünscht hätte, erreichte der Coach mit seinem Team aber zumindest das Saisonziel, den Nichtabstieg aus der 1. Nordliga.

Mit Maik Hackert, der auch im Vorstand des MTV Weferlingen aktiv ist, unterhielt sich Sportredakteurin Stefanie Brandt über die aktuelle Situation im Verein, künftige Ziele, aber auch über seine eigene sportliche Laufbahn.

Wie ist die Stimmung derzeit beim MTV Weferlingen?

Es gibt keine Stimmung. Wir sind ja nur noch über whatsapp-Gruppen verbunden, aber die Sportler sehen sich nicht mehr. Die letzte gemeinsame Veranstaltung war der Fasching. Danach dachten wir noch, zumindest die Männer können weiterspielen, aber das hat sich dann ja nach und nach erledigt.

Sie sind auch im Vorstand des MTV. Bereitet Ihnen die aktuelle Situation in dieser Funktion Sorgen? Wie wird im Verein damit umgegangen?

Finanziell haben wir erstmal keine Sorgen. In der Vergangenheit wurde viel getan, es wurden Feste organisiert, um die Kasse zu füllen. Allerdings mussten wir unsere Mitgliederversammlung nun auch schon zweimal verschieben, der Haushaltsplan müsste eigentlich beschlossen werden, aber aktuell ist das ja kein Thema.

Wie sind Sie selbst zum Handballsport gekommen?

Das war 1973 zur Spartakiade. Unser Sportlehrer in der zweiten Klasse hat gesagt, wir wollen Handball spielen. Wir haben dann einmal 1:2 verloren und einmal 2:1 gewonnen und damit die Silbermedaille bekommen. Da hatten wir aber noch keine Halle, sondern haben draußen gespielt. Danach war ich dann bei Fortschritt Burg im Trainingszentrum. Ich wollte natürlich gern zum SCM, es hat aber nicht gereicht. Ich habe dann in Burg gespielt, danach bei Empor Magdeburg. Dann bin ich nach Weferlingen gezogen und habe auch noch zehn Jahre in Haldensleben gespielt, zu Oberliga-Zeiten.

Was macht die Sportart so besonders?

Es ist ein sehr schnelles, körperbetontes Spiel. Selbst bei großem Rückstand hat man immer noch die Chance zu gewinnen. Die Fans sind auch ganz anders – im Großen wie im Kleinen. Im Spiel wird gebrüllt, da gibt es keine Verwandten, aber hinterher verträgt man sich gleich wieder. Als SCM-Fan wirst du auch in Flensburg freundlich begrüßt, die Leute sagen: `Ihr habt gut gespielt, schön, dass ihr den weiten Weg auf euch genommen habt.´ Das ist wie eine Familie.

Bei welchen Vereinen waren Sie aktiv?

Bei Fortschritt Burg, Empor Magdeburg, Warberg, Fichte Helmstedt, dem HSV Haldensleben und dem MTV Weferlingen, wo ich meine beiden Jungs trainiert und auch sogar noch im Männerbereich mit ihnen zusammen gespielt habe.

Welche besonderen Momente aus Ihrem Sportlerleben – positiv wie negativ –werden Sie nie vergessen?

Die Oberligazeit mit meinen alten Kumpels von Haldensleben: Mölle, Brothuhn, Möritz und so weiter. Das war eine klasse Truppe. Alle hatten immer Frauen und Kinder dabei, sind nach dem Spiel zusammen zum Italiener gegangen – eine wunderschöne Zeit. Mit Weferlingen war der Aufstieg in die Verbandsliga und der im ersten Jahr verhinderte Abstieg das Beste. Negativ war dann, als das Team komplett auseinander geflogen ist. Alle spielten in anderen Vereinen, das tat mir sehr weh. Die alten Weferlinger haben dann die Karre aus dem Dreck gezogen. So ist das halt.

Welches war die schwerste Saison in Ihrer aktiven Laufbahn?

Das war das Jahr, als wir mit Weferlingen aus der Verbandsliga abgestiegen sind und sich die Ersten schon vom sinkenden Schiff verabschiedeten.

Welche Mit- oder Gegenspieler werden Sie nie vergessen und warum?

An Mitspielern könnte ich alle Haldensleber aufzählen: Möritz, Thielecke, Naruhn, Lindecke, die Brothühner – einfach die ganze Mannschaft. Als Gegenspieler bleiben zum Beispiel David Herpig als böser Bube von Langenweddingen und Rainer Haberkorn – unter anderem von Irxleben – als schöner Gegenspieler in Erinnerung.

Welche Trainer haben Sie geprägt?

Auf jeden Fall Dieter Brothuhn, weil er den Fokus total auf Handball gelegt hat. Er hat uns physisch und taktisch sehr gut geschult und wirklich alles für seine Mannschaft gemacht. Er hat das einfach gelebt.

Warum haben Sie selbst das Traineramt übernommen und mit welcher Philosophie führen Sie es aus?

Erstmal wegen meiner Kinder, die ich beide trainiert habe. Dann wurde das Spiel immer schneller und ich immer langsamer, also dachte ich: dann machst du mal Trainer. Ich bin ja schließlich auch Sportlehrer. Meine Philosophie war eigentlich immer, dass ich ein schnelles Spiel wollte. Mit zunehmendem Alter der Spieler wird das aber immer schwerer umzusetzen.

Entsprechen die derzeitigen Platzierungen dem Leistungsniveau der Weferlinger Teams?

Ich denke schon. Wobei ich sagen muss: Ich habe eine gute Mannschaft mit starkem Rückraum, ich kann mir manchmal nicht erklären, warum wir Spiele verlieren, aber wir sind eben auch nur elf, zwölf Leute. Dann können einige nicht zum Training kommen. Wenn man nicht mal einmal die Woche als ganze Mannschaft trainiert, wird es eben eng. Außerdem kam noch das Verletzungspech dazu.

Wie weit sind Sie mit der Planung für die Saison 2020/2021?

Für die nächste Saison habe ich die Abteilung bereits informiert, dass ich als Trainer für die Männermannschaft nicht weitermache. Ich denke, vielleicht muss mal ein Neuer ran, damit andere Spieler kommen und mehr als drei Mann beim Training sind. Es ist jetzt auch einfach mal genug: Inklusive der Zeit als Jugendtrainer mache ich das nun 24 Jahre. Ich wollte am Ende dieser Saison sportlich nicht absteigen. Das haben wir, wie es aussieht, auch geschafft.

Gibt es schon eine Zielstellung für die nächste Saison?

Erstmal müssen wir einen Trainer finden und eine spielfähige Mannschaft haben. Es sind zwei über 40-Jährige im Team, dann 34- und 35-Jährige. Vielleicht muss man auch zurückziehen und in der 2. Nordliga spielen, wobei das nichts für mich wäre.

Wo will der Verein langfristig hin?

Wir wollen die gute Arbeit unseres langjährigen Vorsitzenden Dirk Kuthe nicht kaputtmachen. Zur besten Zeit hatte die Abteilung Handball 16 Teams im Spielbetrieb. Leider haben wir bei der Jugendarbeit im Verein eine ganze Weile geschlafen. Erst jetzt fangen wir wieder an, derzeit sind vier Jugendmannschaften aktiv. Es kann bei unserem kleinen Ort nur über eine gute Nachwuchsarbeit gehen. Schön, dass sich wieder Eltern gefunden haben, die da mitmachen. In diesem Feld würde ich auch noch mithelfen, ich bin ja nicht weg, nur nicht mehr bereit für die Männermannschaft.