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Ein Leben für den Fußball: Weiter Bogen vom SC Germania-Jahn bis zum Magdeburger SV Börde Seit 1940 geht Franz Strube an der Harsdorfer ein und aus

Von Hans-Joachim Malli 18.12.2010, 10:03

Franz Strube, seit kurzem 83, ist einer der ältesten "aktiven" Zeitzeugen des Magdeburger Fußballs. Seit 70 Jahren ist der Sportplatz an der Harsdorfer Straße, das heutige GutsMuths-Stadion des MSV Börde, sein sportliches Zuhause. Mehrmals wöchentlich ist der rüstige Rentner dort zu Gast.

Stadtfeld Gestern Nachmittag wollte der 2004 gegründete Arbeitskreis Sportgeschichte in der Börde-Klause zusammenkommen, seine Weihnachtsfeier abhalten. "Da unser Radsportexperte Günter Grau, der für das leibliche Wohl sorgen sollte, in Sandbeiendorf wohnt und aufgrund des Schneechaos nicht rankam, verschieben wir unsere Zusammenkunft auf das nächste Jahr", so Franz Strube.

Der hatte aber schon einen neuen Termin für gestern Nachmittag. "Da kann ich Schach gegen Frau Dr. Schubert spielen. Die wird demnächst 95 und freut sich auf etwas Abwechslung", verrät Schachfreund Strube, der eigentlich kein großer Experte des königlichen Spiels ist, aber alle vier bisherigen Partien gegen die frühere Jenenserin gewann.

Seit Anfang November wohnt der gebürtige Wilhelmstädter in der Seniorenresidenz am Adelheidring, hat sich inzwischen eingerichtet und eingelebt. Geblieben sind aber die regelmäßigen Kontakte des früheren Kickers und Funktionärs zu seinen früheren und heutigen Sportkameraden auf und neben dem Platz an der Harsdorfer Straße.

Auch wenn das Treppensteigen mittlerweile schwerfällt, das Herz vor einiger Zeit nicht mehr mitspielen wollte und ein Hörgerät gute Dienste leistet, vom Fußball kann Strube nicht lassen. Und zwar dem an der Harsdorfer Straße, dort, wo für Franz Strube vor nunmehr 70 Jahren alles begann.

Mit zehn Jahren bekam er seine ersten Fußballschuhe. Der Osterhase hatte sie im Kronleuchter versteckt. Eingeweiht wurden die 1938 im Schul-Landheim der Berthold-Otto-Schule in Walbeck. Die Spiele gegen die dortige Dorfjugend wurden zwar regelmäßig verloren, da die Walbecker körperlich weit überlegen waren, doch konnte das der Freude am Spiel mit dem runden Leder keinen Abbruch tun.

Lehrgang bei Herberger

Zwei Jahre später wurde Franz Strube Mitglied des SC Germania-Jahn, der seine Heimstatt an der Harsdorfer Straße hatte. "Mein erstes Spiel bei TuS 1860 Neustadt endete 0:0", weiß der 83-Jährige noch genau. Im Mai 1943 nahm der "Machteburjer" an einem Lehrgang der B-Jugend mit Sepp Herberger auf dem damaligen Post-Sportplatz (heute Stadion der Bauarbeiter) teil.

Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenenschaft 1946 wurde der Sportplatz an der Harsdorfer Straße erneut seine sportliche Heimat. Der Verein firmierte jetzt unter den Namen SG West, spielte später als Börde/Alte Neustadt zeitweilig an der Zielitzer Straße. 1951 folgte der Umzug in das jetzige Bauarbeiterstadion an der großen Diesdorfer Straße, wo Strube tatkräftig am Aufbau der einst ruhmreichen BSG Aufbau Börde mitwirkte. Für die Alten Herren der BSG bestritt er 448 Spiele, war später Betreuer der Männermannschaft und seit 1974 Sektionsleiter. Den Eintrag in den "Amtlichen Mitteilungen des Bezirksfachausschusses Magdeburg" holte Franz Strube beim gestrigen Besuch als Beweisstück aus dem Wohnzimmerschrank.

1976 folgte die nicht ganz freiwillige Rückkehr zum Sportplatz an der Harsdorfer Straße, inzwischen umbenannt in GutsMuths-Stadion. Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem "Trägerbetrieb" Spezialbaukombinat und der Sportstättenverwaltung der Stadt führten dazu, dass das Stadion der Bauarbeiter für Fußballspiele gesperrt wurde.

1980 wollte der damalige BSG-Vorsitzende Wolfgang Schneider mit den Fußballern hoch hinaus und verpflichtete Wolfgang Abraham als Trainer. Franz Strube wurde Betreuer der ersten Herrenmannschaft.

Später war Franz Strube Schriftführer, wirkt seit der Wende in der Traditionsgemeinschaft SC Germania Jahn mit. Auch heute noch verpasst der Fußballenthusiast kein Spiel der ersten und zweiten Mannschaft des MSV Börde, ist regelmäßig mittwochs zum Knobeln in der Börde-Klause.

Dann gehen seine Erinnerung zurück ins Jahr 1940, an die Holzumkleidekabinen mit den im Freien stationierten halbrunden gusseisernen Waschbecken, den Schotterplatz und den Handballplatz mit rotem Splittbelag.

In der MDCC-Arena, beim 1. FCM, war Franz Strube auch – einmal. Seine Heimat war und ist aber der Sportplatz an der Harsdorfer Straße.

(Mitarbeit Rolf Briedenhahn)