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Über Arbeit im FCM-Nachwuchszentrum "Hügel des Leidens wäre gut"

Beim 1. FC Magdeburg setzt man immer stärker auf den eigenen Nachwuchs. Das wurde kürzlich mit der Verleihung eines Sterns bei der Zertifizierung des Nachwuchsleistungszentrums gewürdigt (Volksstimme berichtete).

19.07.2014, 01:19

Magdeburg l "Wir wurden insbesondere für unsere konzeptionelle Arbeit und Strategieentwicklung gelobt", erklärt Carsten Müller, Leiter des FCM-Nachwuchsleistungszentrums (NLZ).

Während ein solches Zentrum für Erst- und Zweitligisten Pflicht ist, unterhalten nur wenige unterklassige Vereine, wie Erfurt, Rostock, Kiel, Koblenz und eben Magdeburg, ein Nachwuchsleistungszentrum. Tennis Borussia Berlin wurde 2014 die Anerkennung entzogen.

Auf die Frage, wofür der Fußball in Magdeburg steht, erklärt Müller, der einst selbst für die Blau-Weißen kickte: "Für harte, ehrliche Arbeit. Identifikation mit der Heimat. Unsere Leitphilosophie lautet: Wir agieren mit und ohne Ball."

Vor noch nicht allzu langer Zeit ging man beim FCM laut Müller von einer etwas defensiveren Grundeinstellung aus, in der abgelaufenen Saison habe man sich im Trainerteam auf die neue verabredet. "Die Leitlinie und weitere Grundsätze werden nun den Spielern im täglichen Training nähergebracht", erklärt der NLZ-Chef.

Nächster Schritt sei die Formulierung von Positionsprofilen, wobei gegenwärtig ein 4-2-3-1 bzw. 4-3-3 als Spielsystem favorisiert wird. Das muss aber nicht auf ewig so sein. Natürlich wird die WM-Endrunde ausgewertet, habe man registriert, dass Endrundenteilnehmer verstärkt mit einer Dreierkette und offensiven Außen agiert haben, die sich auch ganz schnell zu einer Fünferkette formieren kann.

Seit drei Jahren wird beim FCM mit der Datenbank "Easy 2 Coach Club" gearbeitet. In nächster Zeit wird neue Hard- und Software angeschafft, verfügt man dann zum Beispiel über drei Videotürme zur Spielbeobachtung.

Die Nutzung modernster Analysetechniken ist auch für den Sportlichen Leiter des Clubs, Mario Kallnik, ein wichtiger Punkt und mit ein Beweggrund, die U 23 aufzulösen und freiwerdende Ressourcen anders zu nutzen.

"Die Durchlässigkeit der eigens ausgebildeten Spieler innerhalb des Nachwuchsleistungszentrums und insbesondere die Heranführung respektive Integration in den Lizenzfußball genügt gehobenen Ansprüchen", heißt es in der aktuell von der Agentur "Foot Pass" im Auftrag des DFB alle drei Jahre vorgenommenen Zertifikation über das NLZ des 1. FC Magdeburg.

Dass dennoch immer mal wieder ein Talent "durchrutschen" kann, zeigt das Beispiel Benjamin Girth. Der mittlerweile 22-Jährige kam nie über die FCM-Zweite hinaus, schoss letzte Saison für Regionalliga-Konkurrent VFC Plauen 15 Tore und stürmt künftig für den KSV Hessen Kassel.

Eines ist den Verantwortlichen durchaus bewusst, gute konzeptionelle Arbeit, Leitlinien und Spielphilosophien nutzen nur etwas, wenn möglichst viele junge Talente oben ankommen.

Das sieht Landestrainer Dieter Hausdörfer nicht anders: "Für mich zählen keine Sterne oder ähnliches, für mich ist entscheidend, wie viele Nachwuchsspieler beim FCM oder HFC regelmäßig in der ersten Männermannschaft zum Einsatz kommen."

Übrigens: Die U 19 des HFC landete in der abgelaufenen Saison in der Regionalliga Nordost der A-Junioren einen Rang vor dem FCM, obwohl jahrelang die besten Talente ausschließlich an die Eliteschule des Fußballs in Magdeburg geschickt wurden.

Wäre jetzt Weihnachten und Carsten Müller hätte mit Blick auf das Leistungszentrum einige Wünsche frei, würden die lauten: Regelmäßige medizinische Betreuung, separater Fitnesstrainer, Sauna und Kraftraum. "Auch ein Hügel des Leidens a la Felix Magath wäre nicht schlecht", so Müller.